Geben Sie mir doch mal eine Idee!“ Wenn Sie diese Aufforderung bekommen, dann werden Sie sich vermutlich fragen: „Eine Idee für was?“. Was uns ganz persönlich skurril erscheint, ist jedoch in erstaunlich vielen Unternehmen Praxis im Innovationsmanagement. Es gibt oft eine Art Innovationsprozess und auch Bewertungsgremien, die über Ideen entscheiden. Oft wird jedoch angenommen, dass Ideen an und für sich schon irgendwie kommen werden bzw. die Suche nach diesen wird komplett offen gestaltet.

Einerseits ist es gut, wenn ein Innovationsprozess für alle Ideen offen ist. Tatsächlich können diese ja „plötzlich“ kommen. Auf der anderen Seite ist es hilfreich, wenn eine gewisse Bündelung und Fokussierung von geistigen Ressourcen stattfindet. Diese Fokussierung nennt man dann Suchfelder der Innovation. Wenn Menschen zumindest eine grobe Vorstellung davon haben, in welche Richtung Ideen gesucht werden sollen, dann…

  • erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen auch Ideen bekommen, weil der Geist weiß, wonach er suchen soll.
  • erhöht dies außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass diese Ideen für das Unternehmen zum Erfolg führen. Zumindest, wenn man annimmt, dass die Suchfelder nicht zufällig zustande gekommen sind, sondern Ergebnis strategischer Überlegungen sind und damit Ausdruck von potentiell interessanten Bereichen.

Ich möchte in diesem Artikel den Prozess der Ableitung von Suchfeldern für Innovation grob beschreiben, wie wir diesen im Rahmen unserer Suchfeldworkshops mit Kunden nutzen und auch in unsere (offenen) Ausbildung zum Innovationsmanager vermitteln. Denn unser Vorgehen ist erlernbar und kann Inhouse erfolgreich angewendet werden.

Was ist ein Suchfeld der Innovation?

Ein Suchfeld sollte eine deutlich erkennbare Richtung vorgeben, wofür Ideen gesucht werden.
Ein verfremdetes Beispiel aus einem Suchfeldworkshop, den wir 2016 mit einem deutschen Kunden in China durchgeführt haben, sah folgendermaßen aus:

Suchfeld: Junge Generation <= 30

Schaffen eines digitalen Berührungspunktes mit der jungen Generation zu unseren Produkten, um:

  • in Kontakt zu bleiben
  • das Bewusstsein für unsere Marke zu stärken
  • über die Werte, Bedürfnisse und Wünsche dieser Menschen zu lernen.

Der Prozess der Suchfeldableitung

Mir ist bewusst, dass sich der Prozess der Ableitung von Innovationssuchfeldern vor allem praktisch erlernen lässt. Dennoch hoffe ich, einen groben Überblick über das generelle Vorgehen vermitteln zu können.

Normalerweise entwickeln wir in Workshops mit Kunden Suchfelder für einen Zeithorizont von 5 – 10 Jahren.

Innovationssuchfelder Schritt 1: Hintergrundinformationen

Als erstes geht es darum, eine gute Wissensbasis zu schaffen, in Hinblick auf den Status Quo zu den Produkten, Geschäftsmodellen, dem Wettbewerb, dem Umfeld etc.
Dazu werden Studien analysiert und Informationen von verschiedenen Stakeholdern ausgewertet und gesammelt.

Innovationssuchfelder Schritt 2: Trendschau

Als zweiter Schritt und Ergänzung der Hintergrundinformationen veranstalten wir eine Trendschau. Dazu präsentieren wir eine große Bandbreite allgemeiner und kundenspezifischer Trends. Die Trends enthalten auch spezifische Branchenstudien und Inhalte aus weiteren für den Workshop zu identifizierenden Quellen.

Innovationssuchfelder Schritt 3: Priorisieren des Inputs

Nach so viel Input geht es nun darum, etwas zu fokussieren. Dazu wählen die Teilnehmer die aus ihrer Sicht wichtigsten und relevantesten Elemente aus den ersten beiden Schritten aus. Danach erklären wir die Auswahl und schaffen ein gemeinsames Verständnis aller Teilnehmer.

Innovationssuchfelder Schritt 4: Kategorien für Zukunftsannahmen ableiten

Basierend auf den ausgewählten Kerninputs aus den Schritten 1 und 2 sollen nun Annahmen zur Zukunft für den für den Suchfeldworkshop gewählten Zeithorizont getroffen werden. Dazu leiten wir gemeinsam erst einmal Kategorien / Bereiche ab, für welche die Zukunftsannahmen getroffen werden sollen.
Das können zum Beispiel allgemeine Kategorien sein, wie Markt, Kunden oder Technologie. Meist sind diese Kategorien jedoch deutlich spezifischer auf die Situation des jeweiligen Unternehmens zugeschnitten.

Innovationssuchfelder Schritt 5: Zukunftsannahmen formulieren

Nachdem wir nun eine überschaubare Anzahl an Kategorien abgeleitet haben, geht es darum, konkrete Annahmen zu formulieren. Diese werden in Form eines prägnanten Satzes formuliert. Zum Beispiel: „In 2028 werden automatisierte Wohnungen in China normal sein. Verbraucher werden sich notwendige Dienstleistungen bei Bedarf hinzubuchen.
Dazu werden zu jeder Kategorie einige Annahmen getroffen.

Innovationssuchfelder Schritt 6: Wahrscheinlichkeit der Annahmen diskutieren

In der Gruppe werden nun die entwickelten Annahmen auf ihre Wahrscheinlichkeit hin diskutiert. Dazu nutzen wir ein Vorgehen, um in Gruppen schnell zu Entscheidungen zu kommen. Vor allem Annahmen, die als wahrscheinlich oder denkbar betrachtet werden, sollen für den weiteren Prozess in den Fokus genommen werden.

Innovationssuchfelder Schritt 7: Chancen und Risiken ableiten

Basierend auf den Annahmen werden nun Chancen und Risiken gebrainstormt, die sich daraus für das Unternehmen ergeben könnten. Nach gemeinsam festgelegten Kriterien werden dann die relevantesten Chancen und Risiken ausgewählt und priorisiert.

Innovationssuchfelder Schritt 8: Brainstorming von Suchfeldern

Mit der Grundlage der ausgewählten Chancen und Risiken werden nun mögliche Suchfelder gesammelt und grob formuliert. Auch diese werden dann wieder verdichtet und ausgewählt, so dass am Ende 5 – 8 Stück übrigbleiben. Auch hier müssen wir uns wieder konzentrieren, weil Ressourcen begrenzt sind. Wir gehen bewusst eine strategische Wette auf die Zukunft ein.

Innovationssuchfelder Schritt 9: Ausformulierung der Suchfelder

Die nun gewählten Suchfelder werden final ausformuliert und geschliffen, so dass diese in einigen wenigen Sätzen klar und deutlich beschreiben, was gesucht wird und wie das Suchfeld zu verstehen ist.

Innovationssuchfelder abgeleitet – und nun?

Nach der Ableitung der Suchfelder geht es nun meist darum, diese in das Unternehmen zu kommunizieren und die Menschen einzubinden. Meist werden für die einzelnen gefundenen Suchfelder Projekte aufgesetzt oder Innovationsworkshops durchgeführt, um gezielt Ideen zu generieren, die in den Innovationsprozess gegeben werden können und weiter bearbeitet werden können.

Wenn Sie (zukünftig) im Innovationsmanagement tätig sind und dieses Vorgehen im Detail erlernen möchten, dann werfen Sie einen Blick auf unsere kommende Ausbildung zum Innovationsmanager!