Serie Kreativitätstechniken – Brainwriting

In unserer Serie Kreativitätstechniken habe ich die bekannteste aller Kreativitätstechniken bereits vorgestellt: Das Brainstorming. Mit diesem Post zeige ich die stumme Alternative: Brainwriting oder 6-3-5 Methode.

Als Facilitator für Innovationsworkshops und andere kreativen Problemlöseworkshops erlebe ich es manchmal, dass einige Teilnehmer irritiert davon sind, dass beim Brainstorming die Ideen hörbar vorgelesen werden. Besonders zu Beginn einer Ideenfindungsphase brauchen manche (wenige) Menschen erst einmal Ruhe, um sich zu sammeln. Diese Personen werden das Brainwriting schätzen.

Was ist Brainwriting?

Brainwriting ist eine stumme Brainstormingtechnik, bei der jeder Teilnehmer individuell Zeit hat, einige Ideen festzuhalten und auf den Gedanken anderer aufzubauen. Großer Vorteil der Technik ist, dass alle Teilnehmer zur gleichen Zeit Ideen generieren und so eine Vielzahl an Ideen in sehr kurzer Zeit entwickelt werden kann.

Brainwriting ist unter dem Namen 6-3-5 Methode von Horst Geschka entwickelt worden. 6-3-5 steht für 6 Personen, 3 mal wechseln und 5 Minuten Zeit.

Wann kommt Brainwriting zum Einsatz?

Brainwriting kann als zusätzliche Technik innerhalb einer Ideenfindungssitzung zum Einsatz kommen. Die Technik eignet sich auch besonders gut bei eher zurückhaltenden und introvertierten Teilnehmern (und in Japan). Normalerweise beginne ich immer mit einem Brainstorming und anderen Kreativitätstechniken, wie z.B. den erzwungenen Verbindungen.

Die ideale Gruppengröße liegt bei sechs Personen, es ist jedoch auch möglich mit einer kleineren oder einer größeren Gruppe zu arbeiten.

Verortung in den Prozessmodellen

Creative Problem Solving: Ideen erkunden
Design Thinking: Ideen entwickeln
Systematic Creative Thinking: Ideen erkunden

Mehr zu den verschiedenen Prozessmodellen der systematischen kreativen Problemlösung gibt es im Auftaktartikel zur Serie.

So funktioniert Brainwriting im Detail

1. Bereiten Sie ein Brainwriting-Arbeitsblatt vor (siehe Bild). Dieses besteht aus drei Reihen mit jeweils drei Feldern für Ideen. Alternativ können auch drei Reihen Post-it-Zettel auf ein Blatt geklebt werden. Natürlich eignen sich heute auch digitale Varianten (siehe Video).
2. Jede teilnehmende Person überlegt sich nun drei Ideen und schreibt diese in die erste Reihe.
3. Nun werden die Arbeitsblätter getauscht. Jede Person nimmt sich das Arbeitsblatt eines anderen Teilnehmers und versucht nun, in der zweiten Reihe auf den Ideen, die in der ersten Reihe stehen, aufzubauen und diese zu erweitern.
4. Nun wird das Blatt ein zweites Mal getauscht. Jetzt wird die dritte Reihe ausgefüllt. Am Ende der Technik hat so jede Person neun Ideen auf drei unterschiedlichen Arbeitsblättern generiert.

Weitere Tipps für ein gelungenes Brainwriting

• Es besteht die Gefahr, dass Teilnehmer zu lange grübeln und damit wieder anfangen, Ideen zu verwerfen. Deshalb kann es sinnvoll sein, ein Element des Zeitdrucks einzuführen, wie in der ursprünglichen Methode angedacht. Nach unserer Erfahrung ist es jedoch für viele Themen nicht praktikabel, mit fünf Minuten Zeitlimit zu arbeiten, da diese Zeit für viele Gruppen und besonders untrainierte Ideenentwickler zu knapp ist.
• Achten Sie darauf, dass die Leute mehr als Schlüsselbegriffe auf die Zettel schreiben, so dass eine Idee wirklich selbsterklärend wird und jeder Teilnehmer in Ruhe arbeiten kann.