In ihrem Buch „right kind of wrong“ erforscht die die bekannte Sozialwissenschaftlerin Amy Edmondson den richtigen Umgang mit Fehlern in Organisationen. Dabei gibt es laut Edmondson in der Tat einen definitiv falschen Umgang und einen besseren Umgang mit Fehlern.

Sie trifft die Unterscheidung in:

  • Fehler (mistakes) – sind grundsätzlich erwartbar und immer ungewollt.
  • Scheitern (failure) – kann Folge von Fehlern sein, muss es aber nicht.

Drei Arten des Scheiterns

Auch das Scheitern lässt sich noch einmal genauer unterteilen:

  1. Basic Failure
    In stabilen Kontexten, mit klarer Ursache.
    Beispiel: Ich habe den Herd angelassen und es kam zu einem Brand.
  2. Complex Failure
    Viele kleine Fehler summieren sich. Dies führt am Ende zu einer großen Konsequenz.
  3. Intelligent Failure
    In unsicheren Kontexten, unvermeidbar. Deswegen, weil keine „richtige“ Lösung bekannt ist und man es daher nicht wissen kann. Essenziell für Innovation und Wissenschaft, entsteht durch Experimente. Edmondson nennt es: the right kind of wrong

Um Fortschritte zu machen, müssen wir intelligent scheitern!

Kriterien für intelligentes Scheitern

Die Autorin leitet in ihrem Buch auch einige konkrete Kriterien für intelligentes Scheitern ab.

  • Es muss sich um eine neues Terrain handeln.
  • Es muss ein glaubwürdiges Potenzial geben, dass es sich lohnt auszuprobieren.
  • Der Versuch sollte gut überlegt sein (Hypothesen, Vorbereitung).
  • Das Ganz muss innerhalb des leistbaren Verlusts sein. D.h. es ist verkraftbar, sollte es nicht funktionieren.

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?

  • Intelligentes Scheitern sollte gefeiert werden. Nur so kann Fortschritt entstehen!
  • Die anderen Arten von Scheitern sollten wir möglichst vermeiden.
  • Fehler sollten nicht bestraft werden – sie sind unabsichtlich.
  • Nur bewusste Sabotage sollte bestraft werden.

Viele Organisationen machen hier leider keinen Unterschied und bestrafen alles und trennen nicht zwischen bestrafen, vermeiden und fördern.

Ich habe das Buch mit großem Genuss gelesen und fand es äußerst relevant für meine Arbeit als Organisationsentwickler und Innovationsberater.

Weitere Erkenntnisse

Psychologische Sicherheit (der Begriff stammt ebenfalls von der Autorin) ist notwendig, um offen mit Fehlern umzugehen.
Hohe Standards und psychologische Sicherheit schließen sich nicht aus! (Leider wird oft das Gegenteil als wahr angenommen)
Denken in leistbarem Verlust ist zentral, wird aber selten praktiziert.
Innovation braucht schnelles, lernorientiertes Scheitern. Diese Art des Scheiterns ist positiv!

Allen, die tiefer eintauchen möchten, empfehle ich dieses Buch.