Für unsere Arbeit als Organisationsberater, Facilitator, Trainer und Coach lesen wir von creaffective viel und regelmäßig, um up-to-date zu bleiben. So können wir neue Erkenntnisse in unsere Arbeit mit Kunden einfließen lassen.
In Zukunft möchten wir Leser des Blogs und unseres Newsletters einmal pro Monat empfehlenswerte Bücher vorstellen, die sich im Orbit der creaffective Themen befinden.
Den Auftakt macht in diesem Monat das Buch Kritik der großen Geste: Anders über gesellschaftliche Transformation nachdenken von Armin Nassehi.
Nassehi beschäftigt sich in seinem aktuellen Werk mit der Frage, wie sich Gesellschaften verändern und wie diese Veränderung bewusst gestaltet werden könnte.
Das Buch erklärt, warum Gesellschaften träge sind und dass dadurch meist deutlich weniger Veränderung möglich ist, als man denkt und hofft:
„Um es klar zu sagen: Es könnte keineswegs alles anders sein. Als Sozialwissenschaftler kann man, nein, muss man wissen, wie stabil, wie manchmal kaum auszuhalten stabil und erwartbar sich Praktiken und Routinen darstellen, wie widerständig vor allem die bewährten Alltagsroutinen, die kulturellen Chiffren und Überzeugungen, wie schwer aufklärbar Einstellungen sind und wie mächtig die Gewohnheit ist. Genau deswegen kann man sich auch daran gewöhnen, permanent damit beschallt zu werden, dass alles anders wird und nichts so bleibt, wie es ist. Dass keineswegs alles anders sein kann, bestätigt sich auch darin, dass man das Gegenteil immer wieder behaupten kann – nicht folgenlos, aber weit entfernt von der disruptiven Verve der Forderungen.“
Gesellschaften verändern sich in kleinen Schritten
Daraus folgt auch, dass Veränderungen in Gesellschaften meist in evolutionären kleinen Schritten erfolgen und eben nicht disruptiv und mit großer Geste.
Deswegen ist der Versuch Gesellschaften mit großen Plänen stark und schnell verändern zu wollen, nicht zielführend! Warum ist das so? Gesellschaften bestehen aus Mustern, die Entscheidungsprämissen für die nächsten Schritte darstellen. Veränderung ist erfolgreich, wenn sie auf diesen Mustern aufbauen oder anschließen.
Nassehi legt überzeugend dar, warum dies auch besonders für ökonomische Veränderungen gilt und warum ein Ausstieg aus dem kapitalistischen System nicht nur nicht wünschenswert, sondern auch nicht so einfach möglich wäre:
„Man unterschätzt die Eigendynamik des Ökonomischen, wenn man annimmt, dass diese Regulierungen sich nicht auf die Wirtschaftsleistung, die Innovationsleistung und die Problemlösungskapazität des Ökonomischen auswirkten – und man unterschätzt das Ökonomische, wenn man nicht mitsieht, wie sehr politische Stabilität von ökonomischen Erwartbarkeiten abhängt, vor allem auf der Nachfrageseite.“
Interessant aus creaffective Sicht ist dieses Buch, weil sich ganz ähnliche Phänomene in Organisationen in unserer Arbeit als Organisationsberater zeigen. Auch hier ist eine Veränderung der Organisation vor allem durch evolutionäre Schritte sinnvoll und möglich. Wir nutzen dazu ein Vorgehen von Experimenten, um dieser Logik gerecht zu werden.