Das Netz der Abstraktion ist eines der mächtigsten, aber auch herausforderndsten Werkzeuge in einem systematischen kreativen Problemlöseprozess. Ich werde es in seinen Details im Rahmen eines Artikels sicherlich nur unzureichend beschreiben können (dazu muss man es erleben), trotzdem hoffe ich, dass der Artikel einen guten Einblick gibt.

Das Netz der Abstraktion ist eine Kreativitätstechnik / ein Denkwerkzeug, das dabei hilft, ein Problem sowohl von abstrakten als auch von handlungsorientierten Perspektiven her zu betrachten (divergierendes Denken). So können mit dem Ausgangsproblem in Verbindung stehende Problemstellungen gefunden werden, um möglicherweise den Problemfokus zu verlagern und das Kernproblem zu identifizieren (konvergierendes Denken).

Einsatz der Kreativitätstechnik

Das Netz der Abstraktion ist ein sehr komplexes Denkwerkzeug, das auch nur bei eher komplexen Fragestellungen zum Einsatz kommen sollte, wo es besonders wichtig ist, die richtigen Probleme zu identifizieren.

Es bietet sich an, vor dem Einsatz einige relevante Problemformulierungen mit Hilfe der Kreativitätstechnik Fragenstarter zu identifizieren, um diese dann mit dem Netz der Abstraktion in einen größeren Zusammenhang zu bringen und weitere Perspektiven zu entdecken.

Verortung in Prozessmodellen der Kreativität

Creative Problem Solving: Herausforderungen formulieren

Design Thinking: Synthese

Systematic Creative Thinking: Herausforderungen formulieren

So funktioniert das Netz der Abstraktion

Das Grundprinzip ist es, ausgehend von einer beliebigen Fragestellung abstrakte / breitere Frageformulierungen zu finden mit Hilfe der Frage „Wofür?“ und konkrete / handlungsorientiertere Fragestellungen zu finden mit Hilfe der Frage „Was hält mich davon ab?“

  1. Schreiben Sie das Ausgangsproblem in Form einer „Wie könnt(e)n ich/wir…?“-Frage auf eine Karte oder ein Post-it. Zum Beispiel: „Wie könnte ich mein Englisch verbessern?“
  2. Arbeiten Sie nun nach oben und fragen Sie „Wofür möchte ich …?“ oder nach unten und fragen Sie „Was hält mich davon ab …?“
    Zum Beispiel. „Wofür möchte ich mein Englisch verbessern?“
  3. Antworten Sie in einem einfachen, aber vollständigen Satz. Zum Beispiel. „Ich möchte mein Englisch verbessern, weil ich meine beruflichen Qualifikationen verbessern möchte.“
  4. Formulieren Sie die Antwort wieder in eine „Wie könnte(n) ich / wir…?“ Frage um und schreiben Sie diese neu formulierte Frage oberhalb bzw. unterhalb der Ausgangsfrage.
  5. Testen Sie die Sinnhaftigkeit der Verbindung zweier Fragen, indem Sie diese nach „unten“ und „oben“ mit folgenden beiden Fragen absichern (siehe Bild): nach oben: „angenommen wir hätten [untere Aussage] erreicht, würde uns das dann helfen [obere Aussage] zu erreichen?“
    nach unten: „Ist ein Grund dafür, dass wir [obere Aussage] noch nicht erreicht haben, der, dass wir noch nicht [untere Aussage]?“
  6. Wenn Sie auf beide Testfragen mit „Ja“ antworten können, dann verbinden Sie die beiden Fragen mit einem Pfeil. Falls Sie eine der beiden Testfragen mit „Nein“ beantworten, dann wissen Sie, dass die Position der Frage nicht korrekt ist und sie an eine andere Stelle muss. Wohin die Frage muss, können Sie wiederum mit Hilfe der beiden Testfragen herausfinden.
  7. Fragen Sie noch einmal ausgehend von Ihrem Ausgangsproblem „Wofür noch…?“ oder „Was hält mich noch davon ab…?“ und führen Sie die Schritte 3.–6. durch.
  8. Entwickeln Sie so eine umfassende Karte des Problems.
  9. Betrachten Sie nun Ihr Problemnetz und prüfen Sie, welche(s) Problem(e) Sie wirklich bearbeiten möchten / sollten, d.h. welches Problem möglicherweise der Schlüssel ist, um alle anderen Probleme positiv zu beeinflussen und Ihr Ziel zu erreichen.

Tipps zur Verwendung:

  • Sie können das Netz der Abstraktion sowohl alleine als auch im Team durchführen.
  • Wenn Sie einige Fragen generiert haben, prüfen Sie, ob es darunter eine gibt, die Ihnen besonders interessant erscheint, und entwickeln Sie ausgehend von dieser Frage weitere Fragen.
  • Führen Sie die Fragen nach oben und unten so lange durch, bis die Antworten zu abstrakt oder zu detailliert werden.
  • Planen Sie ausreichend Zeit ein, das Netz der Abstraktion zu entwickeln, z.B. eine Stunde.

Netz der Abstraktion – Beispiel

Das unten stehend Bild zeigt ein Beispiel anhand der Frage:

„Wie könnte (WK) ich mein Englisch verbessern?“

Meine Kollegin Nadine erklärt in zwei Videos, wie das Netz der Abstraktion funktioniert mit Beispielen.

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Alle Kreativitätstechniken werden auch in meinem Bestseller Denkwerkzeuge der Kreativität und Innovation vorgestellt.

Alle Artikel der Serie Kreativitätstechniken sind im Auftakt-Post verlinkt.

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