Buchcover: Die Kunst des Konflikts von Klaus Eidenschink Konflikte – wer will die schon? Die meisten wünschen sich vor allem, dass sie schnell wieder weg sind. Also: lösen, deeskalieren und wegmoderieren.

Klaus Eidenschink in seinem Buch „die Kunst des Konflikts“ sagt: Konflikte sind kein Unfall. Sie sind der Normalzustand, besonders in Organisationen.

Was, wenn man Konflikte als untilgbares und unersetzliches Phänomen des Lebens und sozialen Miteinanders begreifen würde? Dann ginge es in Konflikten nicht darum, sie zu lösen, sondern sie in ihrer Funktion zu verstehen, sie zu gestalten, zu nutzen, zu verstärken oder zu verringern. Es wäre dann wichtig, die Fähigkeit zu haben, Konflikte zu regulieren, statt sie zu lösen.

Konflikte entstehen nicht, weil jemand einen schlechten Tag hatte. Sie entstehen, weil Organisationen um Konfliktlinien herum organisiert sind. Zum Beispiel Schnelligkeit vs. Gründlichkeit.

Eidenschinks These: Konflikte sind der Normalfall, nicht Ausnahme.

Der Konflikt ist das Gegebene und Erwartbare – Konsens, Frieden und Verständigung sind Zustände, die wir mit viel Achtsamkeit und sozialen Rahmenbedingungen erzeugen können.

Konflikte möchten eine Entscheidung herbeiführen über eine Veränderung des Status Quo. Weil unterschiedliche Menschen dazu eine unterschiedliche Sicht haben, entsteht ein Konflikt. Die Notwendigkeit einer Entscheidung entsteht oft, weil sich die Welt ständig verändert und von den Akteuren eine Reaktion erfordert.

Im Zentrum des Buches steht ein Modell, das Konflikte anhand dreier Dimensionen und neun Leitunterscheidungen beschreibt. Anspruchsvoll? Ja. Und das ist kein Bug, sondern ein Feature. Denn wer Konflikte wirklich verstehen und bearbeiten will, muss sich leider auf die Komplexität einlassen.

Was man nicht bekommt: eine 5-Schritte-Anleitung zur sofortigen Lösung.
Was man bekommt: Denkanstöße, um Konflikte bewusst zu gestalten, manchmal sogar zu eskalieren.

Denn ja: Manchmal muss es krachen, bevor sich etwas bewegt. Und ja: Konflikte können Verlierer erzeugen. Auch das gehört zur Realität in Organisationen. Eidenschink plädiert daher für etwas, das viele überraschen dürfte: Verliererkompetenz. Diese gilt es auszubilden.

Sein Modell der Konfliktregulation liefert keine einfache Bedienungsanleitung, aber eine Landkarte für die, die bereit sind, sich wirklich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Fazit:
Keine Wohlfühllektüre, sondern eine Zumutung im positiven Sinne. Eine realistische, tiefgründige und kluge Perspektive auf ein Thema, das oft zu simpel behandelt wird.