In diesem Artikel der Serie zu Kreativitätstechniken stelle ich die Ideenfindungstechnik SCAMPER vor.
SCAMPER ist ein Akronym (aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildetes Wort), das eine Reihe von Impuls-Fragen beinhaltet, die bestimmte Denkrichtungen vorgeben, um so weitere bisher nicht angedachte Ideen zu finden.
Ich verwende SCAMPER ganz gerne als Facilitator im Rahmen eines Innovationsworkshops während der Ideenfindung. Dabei nutze ich auch nicht unbedingt alle Elemente von SCAMPER, sondern die Teile, die mir für die aktuelle Frage des Kunden angemessen erscheinen.
Einsatz von SCAMPER
Die Kreativitätstechnik eignet sich besonders für Fragestellungen zur Ideenfindung, bei welchen es eine bestehende Version von etwas gibt, zum Beispiel eines Produktes oder eines Vorgehens. An diesen Status Quo kann man dann die SCAMPER-Fragen anlegen, um zu sehen, was man verändern könnte.
Verortung in den Prozessmodellen
Creative Problem Solving: Ideen erkunden
Design Thinking: Ideen entwickeln
Systematic Creative Thinking: Ideen erkunden
Mehr zu den verschiedenen Prozessmodellen der systematischen kreativen Problemlösen gibt es im Auftaktartikel zur Serie.
Was SCAMPER bedeutet
Das Akronym SCAMPER steht für die folgenden Begriffe:
- Substitute (ersetzen)
- Combine (kombinieren)
- Adapt (anpassen/angleichen)
- Modify (modifizieren)
- Put to other uses (anders einsetzen)
- Eliminate (weglassen)
- Rearrange (neu anordnen)
SCAMPER wird auch als eine sogenannte Checklistentechnik bezeichnet, weil man jeden Buchstaben systematisch durchgehen kann für die Ideenentwicklung.
Die SCAMPER-Fragen
Zu jeder der oben genannten Richtungen lassen sich nun eine Reihe von Unterfragen stellen, um das Denken anzuregen. Je nach Problemstellung können andere Fragen ausgewählt werden:
Ersetzen
- Was kann man ersetzen?
- Was kann man stattdessen nutzen?
- Wer kann statt dessen eingebunden werden?
- Welchen Prozess könnte man stattdessen nutzen?
- Welches andere Material könnte man stattdessen nutzen?
Kombinieren
- Was kann kombiniert werden?
- Was kann man vermischen?
- Wie könnte man bestimmte Teile verbinden?
- Welche Zwecke könnte man kombinieren?
Anpassen / Angleichen
- Welche anderen Ideen suggeriert das?
- Gibt es etwas, das ähnlich ist und das man auf das bestehende Problem anwenden bzw. übernehmen kann?
- Gibt es aus der Vergangenheit ähnliche Situationen?
Modifizieren oder vergrößern
- Welche Veränderung könnte man einführen?
- Kann man die Bedeutung verändern?
- Wie könnte man Farbe oder Form verändern?
- Was könnte man modernisieren?
- Was könnte man größer oder wichtiger gestalten?
Anders einsetzen
- Wofür könnte es im jetzigen Zustand noch eingesetzt werden?
- Wofür könnte man es einsetzen, wenn man es verändert?
Weglassen und verkleinern
- Was könnte man weglassen?
- Ohne was würde es auch funktionieren?
- Was könnte man verkleinern oder geringer ausfallen lassen?
Neu anordnen
- Welche anderen Muster würden auch funktionieren?
- Was könnte man austauschen?
- Was könnte man neu anordnen (Tätigkeit, Person, Prozess)?
So wird SCAMPER angewendet
- Stellen Sie nacheinander zur Situation passende SCAMPER-Fragen und erzeugen Sie weitere Ideen.
- Fragen Sie so lange weiter, bis Sie eine zufriedenstellende Anzahl an Ideen erhalten haben.
Tipps zum gelungenen Einsatz von SCAMPER
- Nutzen Sie SCAMPER, nachdem Sie bereits in Form eines Brainstormings andere Ideen entwickelt haben.
- Adaptieren Sie die Fragen auf Ihre vorliegende Fragestellung.
- Gestalten Sie die Fragen möglichst vielfältig, um die mentalen Ankerpunkte für die Ideenfindung zu erhalten. Zum Beispiel: „Was könntenwir vergrößern? D.h. welches Element könnten wir größer ausfallen lassen, in seiner Bedeutung erhöhen oder in zeitlicher Hinsicht verlängern?“Aus meiner Erfahrung als Facilitator braucht es bei SCAMPER relativ viel kontinuierliches Wiederholen und Antriggern der Fragen. Es reicht keinesfalls, die SCAMPER-Fragen lediglich einmal vorzulesen und zu hoffen, dass so Ideen generiert werden.
Beispiel für den Einsatz von SCAMPER
Wie könnten wir den Bezahlprozess an der Supermarktkasse verbessern?
Ersetzen:
- Normale Kassen durch Scanner-Kassen ersetzen.
- Warteschlangen ersetzen durch Wartenummern.
Kombinieren:
- Normale Kassen mit Kassen zum Selbstscannen kombinieren.
- Bezahlung mit Smartphone kombinieren, Kunden können Produkte vorab mit dem Smartphone scannen und dann an der Kasse sofort bezahlen.
Anpassen, angleichen, übernehmen:
- Verkehrsleitsystem übernehmen und ein Kassenleitsystem einrichten, so dass immer angezeigt wird, wo Stau ist und wo am wenigsten Leute stehen.
Modifizieren oder vergrößern:
- Einkaufswagen modifizieren, so dass dieser wie ein fahrendes Regal aussieht und Produkte automatisch gescannt werden können.
Anders einsetzen:
- Regale könnten als Warenausgabe benutzt werden, wo der Kunde mit Chipkarte pro Produkt bezahlen muss.
Eliminieren:
- Wartezeit eliminieren durch VIP-Karten mit Exklusivkassen.
Anders anordnen:
- Kassen räumlich anders anordnen. Z.B. an verschiedenen Punkten im Supermarkt.
Alle Kreativitätstechniken werden auch in meinem Bestseller Denkwerkzeuge der Kreativität und Innovation vorgestellt.
Alle Artikel der Serie Kreativitätstechniken sind im Auftakt-Post verlinkt.
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Wir von creaffective nutzen Denkwerkzeuge für Kreativität und Innovation in unserer Arbeit mit Kunden, z.B. in einem moderierten Innovationsworkshop oder auch unserem Kreativitätstraining zu Denkgewohnheiten von Innovatoren.
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