Dieser Artikel ist Teil des creaffective New Work Glossar.

Was ist Effectuation?

Effectuation ist eine Methode des unternehmerischen Denkens und Handelns und Bedingungen von Ungewissheit. Dabei ist Effectuation ressourcenorientiert (ausgehend von dem was man hat) und individuenzentriert (ausgehend von einzelnen Personen)

Wo kommt Effectuation her?

Effectuation kodifiziert die Denk- und Handlungsprinzipien von erfolgreichen (Serien-)Unternehmern, die unter Ungewissheit erfolgreich Neues schaffen. In der Entrepreneurship-Forschung wurde in den 2000 Jahren der Fokus des Interesses auf die Denkweisen und Prinzipien von Unternehmern gelegt, nachdem sich gezeigt hatte, dass man erfolgreiche Unternehmer weder durch spezielle Persönlichkeitsmerkmale noch durch besondere Verhaltensweisen gut erklären konnte. Aus einer Vielzahl an Interviews mit ausgewählten Unternehmen entwickelte die amerikanische Forscherin Saras D. Sarasvathy daraus das Effectuation Vorgehen.

Wann wird Effectuation angewendet?

Wenn es darum geht etwas Neues zu schaffen oder zu innovieren, dann gehen Unternehmen und Manager in Unternehmen meist nach der ihnen vertrauten Kausallogik vor. D.h. man setzt sich ein klares Ziel und versucht dann Wege zu finden, dieses Ziel zu erreichen. Dabei versuchen Unternehmen bei einer Bewertung von verschiedenen Optionen, diejenige auszuwählen, die den größten Ertrag oder Return on Investment erwarten lässt. Bei der Umsetzung versucht man dann mit den richtigen Partnern und einem durchdachten Risikomanagement das zuvor gesetzt Ziel zu erreichen. Diese Vorgehensweise funktioniert in der Mehrheit aller Situation gut, nämlich dann, wenn Veränderung relativ langsam ist, die Komplexität überschaubar ist und Informationen relativ eindeutig ist. Wenn nun also ein Hersteller von Haushaltsgeräten die nächste Generation seines bestehenden Geräts XY auf den Markt bringen möchte, dann ist er mit dieser Logik ganz gut beraten. Man spricht hier auch von inkrementeller Innovation.
In Situationen von hoher Ungewissheit, steigender Komplexität und vieldeutiger Information ist die oben beschriebene Management Logik ungeeignet (und trotzdem in den meisten Unternehmen verpflichtend). Der vorher ausgedachte Plan wird nach kurzer Zeit von der Realität überholt und ist unbrauchbar. In diesen Situationen ist Effectuation die sinnvollere Option. Effectuation hilft unter Bedingungen von Ungewissheit eine gangbare Lösung zu finden, indem in Form von sogenannten Schnellbooten Möglichkeiten getestet werden.

Photo by Jill Heyer on Unsplash

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Typische Herausforderungen

Wir von creaffective haben im letzten Jahr das Kappajon auf den Markt gebracht, ein multifunktionales Büromöbel für Workshop- und Trainings-Umgebungen, das als Sitzgelegenheit, Stauraum und Stellwandhalter benutzt werden kann. Für uns handelte es sich hierbei um eine Situation von Ungewissheit mit hoher Komplexität. Wir hatten bisher noch kein Produkt auf dem Markt, hatten keine genaue Vorstellung der Zielgruppe und deren Bedürfnissen und erst recht kein Verständnis von Produktion, Herstellung und Logistik.
Zu Beginn hatten wir auch kein konkretes Ziel, sondern nur etwas, dass Effectuation einen Handlungsanlass nennt. Wir wollten ein Mobiliar-/Equipment-Produkt schaffen, das im Trainings- und Workshop-Kontext Mehrwert bringt. Ursprünglich wollten wir etwas für den asiatischen Markt schaffen, weil hier aus unserer Erfahrung die Trainings- und Workshopräume besonders schlecht ausgestattet sind.
Nach dem Effectuation-Prinzip der Mittelorientierung (anstelle der Zielorientierung aus der Managementlogik) haben wir was wir mit unseren Ressourcen nun tun können. Was wir tun konnten, war es verschiedenste Interviews mit Stakeholdern aus dem Trainingsbusiness zu führen. Als „Abfallidee“ unseres Ideenfindungsprozesses entstand die Idee eines multifunktionalen Seminarmöbels, das als Stellwandhalter genutzt werden kann. Diese wollten wir ursprünglich gar nicht verfolgen.
Nach dem Effectuation-Prinzip Zufälle und wechselnde Umstände aktiv zu nutzen haben wir uns entschlossen, auch eine Idee, die für uns in Deutschland relevant war zu verfolgen, die ursprünglich nicht zu unsrem Projektscope gepasst hat.
Nach dem Prinzip des leistbaren Verlusts (anstelle des zu erwartenden Ertrags) haben wir für knapp 2000 Euro mit einem Schreiner einige Prototypen anfertigen lassen, die wir in unserem eigenen Seminar aufgestellt haben und für uns und mit Kunden vertestet haben. Wir hatten ja keine Ahnung, ob das Konzept ankommen würde, es gab keine Vorgänger. Nach anfänglich positiven Kundenfeedback ging es dann darum einen Partner zu finden, der mit uns in die Produktion gehen kann.
Dazu haben wir gezielt einige Möbelhersteller kontaktiert, um erste Gespräche zu führen und die Idee vorzustellen. Weit gekommen sind wir jedoch meist nicht.
Nach dem vierten Effectuation Prinzip Partnerschaften aushandeln mit denen, die Mittel einbringen, hat einer von uns auf einer New Work Veranstaltung den Geschäftsführer der Firma fröscher kennen gelernt und mit ihm über die Idee gesprochen. Dieser war offen, eine Miniserie anzufertigen, um gemeinsam zu testen. Ganz nach dem Prinzip des leistbaren Verlusts haben beide Partner definiert, wie viel sie für den nächsten Schritt bereit wären zu investieren, um weiter zu testen.
So ist schließlich am Ende der Kappajon entstanden, der nun seit über einem Jahr vertrieben wird und über creaffective und verschiedene Partner zu erwerben ist.
Das Vorgehen nach den Effectuation Prinzipien war für den damaligen Kontext eine sinnvolle Möglichkeit ins Handeln zu kommen, ohne genau zu wissen, ob und was am Ende dabei rauskommen wird.
Florian von creaffective macht nun gerade eine intensive Ausbildung zum Effectuation-Expert, um die Effectuation Praktiken für unsere Arbeit mit Kunden besser nutzbar zu machen.

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