Erst kürzlich hat Florian an dieser Stelle einen Artikel veröffentlicht, wie und vor allem wo man Innovation und Kreativität erlernen kann. Unterschiedliche Programme weltweit – nicht zuletzt von creaffective selbst – ermöglichen es den Teilnehmern ihre angelernten Selbstzweifel zu überwinden und die eigene Kreativität wieder zu entdecken. Als Erwachsene – speziell in Deutschland – haben wir leider in unserem langen Schul-  und Ausbildungsleben eine vermeintliche Wahrheit mitgenommen: „Wir sind nicht kreativ!“ Kreativität das scheint etwas für Künstler, Designer und andere Talente zu sein – nichts jedoch für jene, die nicht mindestens an einer Kunsthochschule studiert haben. Als Berater und Trainer im Bereich der Kreativität und Innovation ist es für uns immer ein mühsamer Weg, dieses Missverständnis bei unseren Kunden aus dem Weg zu räumen. Jeder (!) kann kreativ arbeiten und muss dazu nicht gleich ein Künstler sein.

In Ahmedabad, einer Stadt mit ca. 5,6 Mio. Einwohnern im indischen Bundesstaat Gujarat, lässt eine Schule es gar nicht erst so weit kommen. Schließlich sind Kinder ganz natürlich kreativ. Ohne Hemmungen malen sie, erfinden Geschichten und drücken Ihre Ideen in Theaterstücken oder Rollenspielen aus. An der Riverside School lernen die Kinder konsequent von Anfang an, welche kreative Kraft in ihnen steckt.

Sie folgen einem vereinfachten, kindgerechten Prozess des Design Thinking, den Kiran Sethi – die Gründerin der Schule – mit den Worten Feel – Imagine – Do – Share, kurz FIDS, umschreibt.

Nach dieser Methode lernen die Schüler projektbasiert, dass sie es sind, die die Welt mit ihren individuellen Superkräften verändern können. „I CAN“ ist das Motto der Schüler und der Schule. Obwohl es sich bei der Riverside School um eine Privatschule handelt, stammen 25 Prozent der Kinder aus Familien, die sich die teuren Schulgebühren nicht leisten könnten. Die Eltern der anderen Kinder finanzieren mit ihren Gebühren die weniger wohlhabenden Kinder mit.

Damit aber noch mehr Schüler in den Genuss dieser innovativen Schule kommen, hat Kiran Sethi darüber hinaus auch design for change ins Leben gerufen. Eine Initiative, die Kinder weltweit dazu animiert, den Worten Mahatma Gandhis zu folgen: „Be the change you want to see in the world!“ Auch in Deutschland gibt es ein Chapter.

Ich hatte das große Glück, die Riverside School vor zwei Wochen zu besuchen. Neben der kreativen und sehr inspirierenden Atmosphäre beeindrucken vor allem die Protagonisten der Schule: die Kinder. Wir wurden von Achtjährigen herum geführt, die sehr reflektiert über die Vorzüge des projektbasierten Lernens sprachen. Uns wurde „Pepper Massala Chai“ von Oberstuflern serviert, die gerade im Wirtschaftsunterricht einen echten Teeshop eröffnen müssen und von uns wissen wollten, ob Pfeffer im Tee nicht eine grandiose Idee sei. Außerdem trafen wir auf zwei Absolventen, die in der Schule vorbeischauten, um sich zu verabschieden, da sie bald im Ausland – Deutschland und Tschechien – studieren werden. 

Wenn man das sieht, möchte man fast wieder zurück in die Schule gehen. Nur gut, dass man in unserem Beruf die Möglichkeit hat, ganz ähnlich zu arbeiten und Erwachsene ihre Kreativität genauso gut weiter entwickeln können.