Im Oktober 2013 war unsere Kollegin Isabela Plambeck auf der ersten creaffective Indien-Reise. Die letzten 9 Tage hatten mein Kollege Daniel Barth und ich die Gelegenheit nach Indien zu fahren, um dort eine Reihe von Trainings für lokale und internationale Unternehmen zu geben. Stationen waren diesmal die IT-Hauptstadt Bangalore und die traditionelle Industriestadt Coimbatore. In Bangalore haben wir jeweils zu zweit ein Design Thinking Training und ein Creative Problem Solving Training für zwei große westliche IT-Unternehmen geben. In Coimbatore habe ich in Kooperation mit der Confedaration of Indian Industry (CII) und der Young Indians (YI) Organisation ein zweitägiges offenes Innovationstraining für Geschäftsführer und Inhaber der zweiten Generation familiengeführter indischer Unternehmen gegeben.
Dieser Artikel dient als ein Reisebericht, um meine Eindrücke zusammenzufassen.
Innovation in Indien ist noch in der Startphase
Im Gegensatz zu Deutschland ist das Thema Innovation in den meisten Firmen in Indien noch in der Anfangsphase. Wie bei uns auch ist Innovation oft ein Lippenbekenntnis und eine Fassade, die aufgebaut wird, um nach außen zu strahlen. Innovation darf in keinen Unternehmenswerten fehlen. Während in Deutschland aber mehr und mehr Unternehmen aktiv an ihrer Innovationskultur arbeiten, bleibt es in indischen Firmen oft bei leeren Unternehmenswerten. Dass Innovation für viele Firmen in Indien noch kein großes Thema ist, lässt sich auch durch den indischen Markt erklären: Indien ist ein Wachstumsmarkt und die Unternehmen entwickeln sich momentan auch ohne große Innovationsaktivitäten. Anders sieht es teilweise in den Entwicklungszentren der großen IT-Unternehmen aus. Hier kommt vor allem von Kundenseite explizit die Anforderung Neues zu liefern, das die Kundenbedürfnisse besser erfüllt. Daher ist in der Software-Industrie in Indien Design Thinking ein gern gehörtes Schlagwort, weil man sich hiervon mehr Nutzerzentrierung in der Produktentwicklung verspricht.
Das Wissen über die Erfolgsfaktoren von Innovation ist in den Firmen, mit denen wir diesmal zu tun hatten, sehr unterschiedlich ausgeprägt. In den internationalen Unternehmen gibt es durch die Muttergesellschaften aus dem Ausland einen gewissen Einfluss, die lokalen Firmen stehen aber oft ganz am Anfang. Daher ist es in Indien besonders wichtig, mit den Führungskräften in den Unternehmen mit sämtlichen Trainingsaktivitäten zu beginnen, um ein entsprechendes Wissen und Bewusstsein für Innovation zu schaffen. Andere Angebote des creaffective Leistungsportfolios, wie die Moderation von Innovationsworkshops sind für Indien momentan erst einmal nicht so relevant, da diese Art zu arbeiten dort nicht verbreitet ist und es in den Unternehmen keine entsprechende Kultur gibt.
In diesem Zusammenhang war das zweitägige „Idea-Guru“ Training mit 30 Firmeninhabern und Geschäftsführern in Coimbatore eines der erfüllendsten und spannendsten Trainings, das ich in den letzten Jahren geben durfte. Die 30 Damen und Herren waren extrem motiviert, haben Einflussmöglichkeiten und den Willen, in ihren Unternehmen wirklich etwas zu bewegen – und so Innovation zu einem Thema zu machen. Selten habe ich so viele und detaillierte Fragen zu wirklich allen Trainingselementen erlebt.
Vergleich mit Deutschland und China
Ähnlich wie in Taiwan, jedoch im Gegensatz zu China und Deutschland, ist es in Indien auffällig, wie selbstverständlich religiöse Elemente in der Geschäftswelt auftauchen. So gibt es die Statue eines Gottes im Bürogebäude zu dem gebetet wird, um das Gebäude und seine Benutzer zu beschützen.
Ähnlich wie in Deutschland – so zumindest habe ich es erlebt – kommt man Indien bei Geschäftsmeetings schnell zum Punkt. Kein großer Small-Talk und kein Socializing. Interessant war es zu erleben, dass der indische Humor mit dem deutschen Humor sehr kompatibel ist und in Indien in Trainings an den gleichen Stellen gelacht wird wie in Deutschland. Der chinesische Humor ist ein anderer. Allgemein gesprochen, empfinde ich Humor in der Arbeitswelt in Indien deutlich präsenter als bei uns.
Anders als in China und ähnlich wie in Deutschland reden und fragen Inder in Trainings sehr viel und sehr proaktiv. Die Chinesen muss man immer ein wenig aus der Reserve locken, die Inder eher einbremsen. Wir freuen uns auf bereits geplante Termine in der zweiten Jahreshälfte 2014.