Mit unserem Kunden MTU haben wir in der Vergangenheit einige Innovationsworkshops mit dem strategischen Personalmangement durchgeführt . Die Gründe für diese Workshops lassen sich auf zwei Ebenen finden: Zum einen ist die demographische Entwicklung in Deutschland so, dass unser Kunde in Zukunft möglicherweise nicht ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte finden wird, oder aber die Mitarbeiter deutlich länger als früher im Unternehmen arbeiten, was besondere Anforderungen mit sich bringt. Auf der anderen Seite gibt es bei jungen Menschen einen Wertewandel hinsichtlich der Arbeitszeitmodelle. Viele wünschen sich die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten. In Deutschland ist das in vielen Bereichen nach wie vor ein kulturelles Problem. Teilzeit und Karriere passen in den Köpfen vieler Verantwortlicher in Unternehmen nicht zusammen.

Nicht ausreichend Arbeit durch Automatisierung

Manche Unternehmen leiden also jetzt schon unter der Tatsache, dass es nicht genügend Arbeitskräfte gibt. Ein entgegengesetzter Trend zeichnet sich jedoch auch ab. Durch zunehmende Automatisierung aufgrund intelligenter Computersysteme könnten viele heutige Tätigkeiten in Zukunft durch Maschinen ersetzt werden. Unter anderem über dieses Thema haben sich die beiden Google Gründer Larry Page und Sergey Brin in einem gemeinsamen Interview vor einigen Wochen unterhalten. Es ist gut vorstellbar, dass es in Zukunft nicht genügend Arbeitsplätze gibt, um alle Leute in einen Vollzeitjob zu bringen. Interessant waren die Gedanken von Larry Page auf diese mögliche Entwicklung. Zurecht stellte er fest, dass wir zur Befriedigung unser Grundbedürfnisse und darüber hinaus nicht alle 40 (oder mehr) Stunden pro Woche arbeiten müssten. Die meisten Menschen in den entwickelten Industrienationen könnten auch mit deutlich weniger monatlichen Einkünften auskommen und trotzdem „gut“ leben. Gleichzeitig könne das menschliche Bedürfnis nach einer sinnvollen Tätigkeit auch über Teilzeitarbeit befriedigt werden.

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Sobald die Automatisierung einmal technisch möglich wird, wird sie vermutlich auch kommen mit den oben beschriebenen Konsequenzen für viele Jobs. Eine mögliche Strategie, um möglichst vielen Menschen Arbeit zu ermöglichen, sei es, die Arbeitsplätze einfach auf mehrere Schultern zu verteilen. So dass alle (oder die meisten) Arbeit hätten und alle gleichzeitig etwas weniger verdienen würden. Interessant finde ich, dass der gleiche Vorschlag auch aus einer ganz anderen Richtung kommt. Vertreter einer Postwachstumsökonomie sehen ebenfalls die Reduktion der Arbeitszeit als einen gangbaren Weg, um Menschen in einer nicht wachsenden Wirtschaft trotzdem mit einem Einkommen zu versorgen.

Frage der Philosophie und der Ökonomie

Alternativen zum Paradigma der Vollzeitarbeit können also sowohl aus ökonomischer Notwendigkeit kommen (Automatisierung und nicht ausreichend Arbeit für alle) oder aber aus philosophischen Überlegungen und der Erkenntnis, dass es im Leben möglicherweise mehr Tätigkeiten gibt in die es sich lohnt, Zeit zu investieren, als bezahlte Arbeit. Wir bei creaffective gehören der zweiten Richtung an. Von unseren vier festen Innovation Coaches sind drei in Teilzeit. Ich werde es bis nächstes Jahr hoffentlich auch so organisiert bekommen, dass es mit vier Tagen die Woche klappt.