Zusammen mit der Firma StrategyOne hat GE nun zum bereits dritten Mal die Studie Global Innovation Barometer durchgeführt. Ähnlich wie die IBM Global CEO Survey werden dafür weltweit Unternehmensvertreter befragt. Die GE-Studie konzentriert sich allerdings ausschließlich auf Innovation und befragt Manager, die in ihrem Unternehmen beim Thema Innovation involviert sind. Für die nun im Januar 2013 veröffentlichte Studie wurden in den letzten Monaten des Jahres 2012 ca. 3000 Manager aus 25 Ländern befragt.
Einige aus meiner Sicht interessantesten Ergebnisse möchte ich kurz vorstellen.
Den Unternehmen wird schwindelig vor lauter Innovation
Innovation wird für Unternehmen weltweit immer wichtiger. Viele der befragten Manager empfinden aufgrund der hohen Geschwindigkeit, mit der Innovationen verlangt werden, und der vielen unklaren Möglichkeiten, wie man zu Innovation gelangen kann, einen Innovations-Schwindel:
„an uneasiness with the pace of change and confusion over the best path forward – is emerging.“
Geschäftsmodell-Innovation wird wichtiger
Obwohl die meisten der Befragten Innovation im Bereich Produkte und Services nach wie vor für zentral halten, nimmt die Bedeutung der Geschäftsmodellinnovation zu. Es ist ja außerdem schwer, die Geschäftsmodellinnovation losgelöst von den Produkten und Dienstleistungen zu betrachten. Aus unserer Erfahrung mit Projekten im Rahmen unserer Innovationsberatung erfordern Geschäftsmodellinnovationen auch oft Änderungen oder neue Produkte und Dienstleistungen.
Auch interessant ist für mich, dass die meisten Unternehmen der inkrementellen Weiterentwicklung bestehender Produkte und Dienstleistungen eine größeren Stellenwert einräumen, als der Entwicklung komplett neuer Produkte und Dienstleistungen. An Platz vier und fünf stehen die Entwicklung von kostengünstigeren neuen Produkten und Produkten, die den Bedürfnissen eines lokalen Marktes besser entsprechen. Wir nehmen diese Tendenz besonders in der Zusammenarbeit mit westlichen Firmen in sich noch entwickelnden Märkten war, da hier die im Westen entwickelte Lösung oft zu überdimensioniert ist.
Verständnis des Kunden als Erfolgsfaktor von Innovation
60% der befragten Manager geben an, dass sie die Fähigkeit den Kunden zu verstehen als einen Erfolgsfaktor von Innovation erachten.
Aus unserer Erfahrung mit Kunden, tun sich hier besonders große Unternehmen schwer, da die Arbeitsteilung so stark untergliedert und getrennt ist, dass diejenigen, die ein Produkt oder eine Dienstleistung entwickeln sollen oft nur sehr wenig Verständnis des Kunden haben, ja teilweise nicht einmal wissen, wer der Kunde ist (da die Produkte z.B. über eine Kette von Distributoren und Systemintegratoren vertrieben werden). Die Daten, die Unternehmen zum Kunden haben, sind dann oft quantitativer Natur, z.B. Marktsegmentierung und andere statistische Kennzahlen zu Kundengruppen. Eher seltener sind qualitative Einsichten über die Menschen und deren Bedürfnisse. Das nutzerzentrierte Vorgehen des Design Thinking könnte hier weiter helfen, wenn man Unternehmen dazu überreden kann, sich auf dieses qualitative und oft statistisch nicht signifikante Vorgehen einzulassen.
Kollaborative Innovation verstärkt angestrebt
Immer mehr Unternehmen sehen Partnerschaften mit branchen-ähnlichen und branchen-fremden Unternehmen als eine vielversprechende Möglichkeit zu mehr Innovation. Besonders diejenigen Firmen, die bereits Erfahrungen damit sammeln konnten, sind von diesem Vorgehen überzeugt.
Nächste Woche werden wir einen Innovationsworkshop für die SES Platform Services moderieren, bei dem wir mehrere branchenfremde Unternehmen an einen Tisch bringen, die jedoch alle Lösungen für einen gemeinsamen Innovations-Kontext suchen.
Innovative Mitarbeiter gesucht
Neben Glück und Zufall spielen die Mitarbeiter eines Unternehmens eine entscheidende Rolle für den Erfolg. So auch beim Thema Innovation:
„Education, development and access to talent a critical concern for innovation leaders. The creativity and technical prowess of the global workforce seen as key to unlocking innovation potential across companies and countries. But concerns around the preparedness of the workforce to innovate for tomorrow’s economy abound. And cross-border talent mobility is a high priority for companies seeking to match the right job with the right people.“
Neben einer fundierten fachlichen Ausbildung spielen auch Fertigkeiten in Hinblick auf Kreativität und Innovation eine Rolle. Traditionell ist die Ausbildung diese Fertigkeiten in unserem Schul- und Universitätssystem eher nebensächlich. Allerdings hat sich hier in den letzten Jahre viel getan, wie wir auch an Anfragen von Unis an uns fest stellen können.
Diese Befragungen ergeben aus meiner Sicht interessante Anhaltspunkte, sind aber auch mit Vorsicht zu genießen. Es wird vermutlich nur wenige Unternehmen geben, die sagen, dass Innovation unwichtig für sie ist. Allerdings, nur weil Unternehmen sagen, dass Innovation wichtig sei, heißt das leider noch lange nicht, dass Innovationsaktivitäten wirklich mit Energie voran getrieben werden.