Bruce Nussbaum hat im April einen Artikel über das Scheitern von Design Thinking (als Prozessmodell der Kreativität) veröffentlicht.

Der Design Thinking Prozess

Design Thinking als dezidiertes Vorgehen habe es zwar einerseits geschafft, das Vorgehen der Designer aus der konzeptionellen Enge von Produktaufhübschern herauszuholen, andererseits gäbe es bei der Umsetzung von Design Thinking in Unternehmen so gut wie keine Erfolge: „As practitioners of design thinking in consultancies now acknowledge, the success rate for the process was low, very low.“ Er geht nicht darauf ein, wie und woran diese Erfolgsquote gemessen wird. Eine Hoffnung der Vertreter von Design Thinking war es, durch die Verbreitung von Design Thinking in Unternehmen einen Kulturwandel herbeizuführen. Dieser sei jedoch nicht eingetreten.

Dass Design Thinking gescheitert ist, liegt nach Nussbaum vor allem daran, dass Unternehmen das flexible Prozessmodell von Design Thinking zu standardisieren versuchen. Damit wird es zu einem starren Algorithmus und wird in der Umsetzung ähnlich betrieben wie Six Sigma und andere Qualitätstools. In der Folge wird Design Thinking dem kreativen Kern und seiner Seele beraubt. Statt wirklich Neuem bekommen wir so inkrementelle Veränderungen des Bestehenden orientiert am Effizienzgedanken.

Ein Mindset von kreativen Denkern ist notwendig

Nussbaum beschreibt ein interessantes Dilemma. Einer der Hauptgründe, warum Gruppen von Experten mit viel Wissen trotz ihres Wissens zu keinen neuen Lösungen kommen ist, dass es kein Verständnis oder kein Konzept für den kreativen Denkprozess gibt. Der Gruppenprozess folgt keinem Muster oder dreht sich im Kreis. Genau hier können Prozessmodelle des kreativen Denkens wie Design Thinking oder Creative Problem Solving eine große Hilfe darstellen. Sie fungieren als ein expliziter Rahmen, der Menschen hilft, bewusst über den Prozess ihres kreativen Denkens nachzudenken und zu wissen, dass Kreativität durchaus einem Prozess folgt.
Prozessmodelle der Kreativität können jedoch nur funktionieren, wenn deren Nutzer ein Mindset von kreativen Denkern entwickelt haben. Elemente dieses Mindsets sind (wie schon mehrmals hier auf dem Blog beschrieben):

  • Die Entwicklung von Optionen von der Bewertung Trennen
  • Probleme als Fragen aufzufassen
  • Nach Potenzialen suchen, statt auf Probleme zu fokussieren
  • Offen und neugierig gegenüber anderem und Neuem seinOhne dieses Mindset sind Modelle wie Design Thinking und Creative Problem Solving in der Tat nur starre Prozesse mit mittelmäßigen Ergebnissen.
    Etwas anders sieht es aus, wenn eine Gruppe von einem Moderator durch so einen Prozess geführt wird und der Moderator im positiven Sinne die Kontrolle über den Prozess übernimmt, um der Gruppe zu helfen zu besseren Ergebnissen zu kommen. Das ist es, was in unseren Innovationsworkshops passiert.

    Mit den Führungskräften beginnen

    Wir von creaffective arbeiten hier in Asien gerade mit einem großen deutschen Unternehmen an der Stärkung seiner Innovationskraft. Dazu gehört auch, eine kulturelle Veränderung herbeizuführen. Wir beginnen dabei mit Trainings speziell für Führungskräfte um dieses Mindset von kreativen Denkern zu entwickeln und ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Teil dieser Trainings ist es, ein grundlegendes Verständnis eines Prozessmodells der Kreativität zu bekommen (in diesem Fall nicht Design Thinking) ohne notwendigerweise Experte darin zu sein. Dazu bilden wir firmenintern einen Pools von Innovationsmoderatoren aus, deren Aufgabe es ist, Gruppen beim Durchlaufen des Prozesses zu unterstützen.