Durch einen Kommentar auf diesem Blog, bin ich dazu angeregt worden, etwas über die verschiedenen technischen Möglichkeiten zu schreiben, ein Brainstorming durchzuführen.

Brainstorming nach Alex Osborn
Alex Osborn, der den Begriff des Brainstorming geprägt hat, definierte Brainstorming als „den Versuch einer Gruppe, durch das Anhäufen von Ideen Lösungen für eine konkrete Fragestellung zu finden„. Als Osoborn damals in den 1950er die Technik entwickelte gab es als Mittel der Umsetzung nur Papier und Stift. Die Ideen wurden also einfach untereinander auf ein Flipchart oder ähnliches geschrieben.

Vier Arten der Umsetzung
Ich möchte für diesen Post insgesamt vier Arten der Umsetzung von Brainstorming unterscheiden.

  • Traditionell
  • Digital und offline
  • Digital und online bei gleichzeitiger Aktion aller Teilnehmer
  • Digital und online bei zeitunabhängiger Aktion der Teilnehmer

Traditionell: Stick‘ em up
Die damals von Osborn verwendete Variante, alle Ideen untereinander auf Papier zu schreiben, ist heute sehr selten geworden. Heute findet Brainstorming, zumindest in Moderationen, meist mittels Karten statt, die an Stellwände gepinnt werden, oder mit Hilfe selbstklebender Post-It Zettel, die einfach auf Flipchart-Papier geklebt werden. Bei dieser Art schreiben die Teilnehmer eines Brainstormings Ihre Ideen selbst auf die Zettel. Ich persönlich verwende das letzt genannte Vorgehen, da das Umsortieren und Gruppieren der Ideen so am schnellsten geht. Das Vorgehen mit den Post-its wird in der Kreativitäts-Literatur auch Stick’em up Brainstorming genannt.

Digital und offline
Hier wird zum Festhalten der Ideen ein Computer verwendet, in den alle Ideen eingegeben werden. Der Computer dient einfach als Eingabemittel, der es danach erleichtert, die Inhalte umzusortieren und diese leichter weiter zu bearbeiten. Bei diesem Vorgehen ist es oft so, dass es einen Protokollanten (der meist nicht gleichzeitig Moderator ist) gibt, der alle Äußerungen einer Gruppe mitschreibt. Software die man dafür nutzen kann, gibt es viele. Die simpelste und für die meisten Menschen einfachste Variante ist ein Textverarbeitungsprogramm zu verwenden. Ich arbeite gerne mit MindManager, hier habe ich mir spezielle Moderationsvorlagen (Siehe meine Posts zu TO-LO-PO-SO-GO und CPS) erstellt, die ich dafür verwende.
Ein anderes schönes Programm, dass sogar die Klebenotizen grafisch darstellt, ist VUE ein Freewareprogramm entwickelt von der Tufts University, das im Moment speziell für kreative Problemlöseprozesse weiter entwickelt wird. Daneben gibt es auch noch eine Reihe speziell für Moderationen entwickelte Programme.

Digital und online
Bei dieser Variante findet das Brainstorming mittels einer Internetverbindung statt.
Hier möchte ich noch einmal zwei Gruppen unterscheiden.

Online-Brainstorming mit gleichzeitiger Aktion aller Teilnehmer
Bei dieser Art können alle Teilnehmer gleichzeitig über Ihren Computer Eingaben selbst verfassen. Diese tauchen dann gleich im entsprechenden, gemeinsam genutzten Dokument auf. Die Teilnehmer können theoretisch alle im gleichen Raum sitzen und über Rechner Input eingeben. In der Praxis wird es häufiger so sein, dass die Teilnehmer an unterschiedlichen Orten sitzen und gleichzeitig an einem Online-Brainstorming teilnehmen. Um ein solches Brainstorming durchzuführen, kann man speziell dafür erstellte Software nutzen (z.B. hat sich IBM hierfür intern eine eigene Lösung geschrieben), die dann teilweise auch eine Moderatorfunktion vorsieht oder sich selbst eine Lösung basteln. Hier wäre z.B. eine Lösung mit Google-Docs und einer Konferenzsoftware wie z.B. pcvisit denkbar. Seit kurzem ist auch möglich, ein Online-Brainstroming mit mehreren Teilnehmern mit Hilfe von Mindjet MindManager und der neuen Connect-Lösung von Mindjet zu erstellen. Diese sieht auch Tonübertragung vor, so dass das Eingreifen eines Moderators denkbar wäre.
Besonders faszinierend fand ich ein kürzlich statt gefundenes Brainstorming in Second Life bei dem ein Google Dokument in den virtuellen Brainstorming in Second Life projiziert wurde.

Zeitungebundes Online-Brainstorming
Bei dieser Variante können die Teilnehmer Ihre Ideen fast völlig zeitunabhängig in ein dafür vorgesehenes Online-Forum eingeben. Meist wird für eine Ideensession ein gewisser Zeitraum ausgeschrieben, z.B. zwei Wochen. Während dieser Zeit können die Teilnehmer nach Lust und Laune Ihre Ideen eingeben.
Dies kann in der Form geschehen, dass alle Teilnehmer die bereits geschriebenen Ideen sehen können, wie dies bei brainr ermöglicht wird. Anderseits kann es auch geschlossen ablaufen, so dass nur der Auftraggeber die Ideen sieht, die Inputgeber selbst allerdings Ihre Inhalte in eine Art Black Box schieben, wie dies bei brainfloor der Fall ist. Es gibt außerdem eine dritte Variante, bei der man sich mit einer Gruppe von Teilnehmern in ein geschlossenes Forum einmieten kann, wo dann allerdings alle zugelassenen Teilnehmer alles sehen.

Meist noch traditionell
In den meisten Unternehmen finden definitiv noch die traditionellen Brainstormings statt. Dies hat meines Erachtens mehrere Gründe:

  • die Leute sind diese Art einfach gewohnt
  • es ist am einfachsten durchzuführen
  • Gruppendynamiken können sich in solchen persönlichen Sessions am einfachsten entfalten
  • meist fehlt es an den technischen Voraussetzungen für andere Lösungen
  • oft sind die Computerfähigkeiten der Teilnehmern nicht ausreichend genug
    um an einem Online-Brainstorming teilzunehmen.

Unten stehend habe ich eine Evaluationsmatrix erstellt, in der ich die unterschiedlichen Arten aus meiner Sicht nach einigen Kriterien evaluiert habe.