Kurzzusammenfassung:
Der Japaner Takeo Higuchi hat das Ideen-Marathon System entwickelt, bei dem jeden Tag eine gute Idee in ein dafür vorgesehenes Notizbuch geschrieben wird. Das System folgt sieben einfachen Regeln. Um es noch wirkungsvoller zu machen, habe ich es mit Elementen aus der Produktivitätsmethode Getting Things Done kombiniert.

Meine Kollegin Dao-Wen Chang (張道文) hat mich im Mai auf das Ideen-Marathon System des Japaners Takeo Higuchi aufmerksam gemacht, den sie auf einer Konferenz kennen gelernt hatte.
Higuchi hat 1984 das Ideen-Marathon System entwickelt, das ich nun seit 6 Monate praktiziere und über dessen Anwendung ich nun berichten möchte.


Quelle: http://www.idea-marathon.net/en/
(c) Takeo Higuchi

Ein unendlicher Ideenpool für ein besseres Leben

Beim Ideen-Marathon geht es darum, jeden Tag mindestens eine gute Idee auf das eigene Leben bezogen in ein dafür vorgesehenes Notizbuch zu schreiben. So werden sich über die Tage eine Menge Ideen anhäufen, die dazu führen, wie Higuchi es poetisch formuliert, dass sich „Ihr Arbeits- und Privatleben dramatisch verändern wird, weil Sie eine Menge einzigartiger Lösungen haben werden, um viele Schwierigkeiten zu überwinden.
Der Erfinder selbst hat seit 1984 fast 400 Notizbücher vollgeschrieben und über 300.000 Ideen entwickelt (siehe Foto).

Die Regeln von Ideen-Marathon

Das System ist einfach und folgt sieben Regeln:

  1. Entwickeln Sie mindestens eine Idee pro Tag
  2. Schreiben Sie diese in ihr Notizbuch zusammen mit der kürzest möglichen Beschreibung
  3. Nehmen Sie Ihr Notizbuch überall hin mit
  4. Sprechen Sie mit Ihrer Familie und Kollegen über Ihre Ideen. Dann werden sich die Ideen verdoppeln.
  5. Halten Sie die Idee nach folgendem Schema fest: Fortlaufende Nummer, Idee sowie Kategorie der Idee (z.B. privat, Geschäftsidee, etc.)
  6. Fügen Sie handschriftliche Erklärungen und Skizzen dazu
  7. Praktizieren Sie das Ideen-Marathon System täglich

Einsatz von Prinzipien anderer erfolgreicher Systeme

Klingt einfach, ist es auch. Das Idee-Marathon System ist kein Hexenwerk. Es basiert auf Prinzipien die auch andere Systeme des produktiven Arbeitens (wie Getting Things Done oder Zen to Done) nutzen.
Dazu gehört die Gewohnheit, ein Notizbuch immer (wirklich immer) dabei zu haben und das Vorgehen regelmäßig und diszipliniert anzuwenden.
Wie auch bei der Produktivitätsmethode Getting Things Done ist die größte Herausforderung, die notwendigen Gewohnheiten zu entwickeln, d.h. ein Notizbuch dabei zu haben und täglich mindestens eine Idee hinein zu schreiben.

Erweiterung: Regelmäßige Durchsicht und Ableiten von Handlungen

Ich trage immer mein geliebtes X17 Notizbuch mit mir herum, das ich sowohl für Getting Things Done als auch für Ideen-Marathon benutze.
Aus meiner Sicht fehlend bei Higuchis ursprünglichem System sind die Aspekte der Durchsicht und Weiterverarbeitung der Ideen. Aus der Moderation von Kreativworkshops und Innovationsworkshops weiß ich, dass Ideen, die zwar dokumentiert sind, aber nicht in einem Handlungsplan mit nächsten Schritten stehen mit größter Wahrscheinlichkeit nie wieder genutzt werden.
Im Gespräch mit meiner Kollegin meinte Higuchi, dass er eher intuitiv darauf vertraue, dass die Idee ihn findet, wenn er sie braucht.
Ein Kernprinzip von Methoden zur Steigerung der persönlichen Arbeitsproduktivität ist es, die in das System eingegebenen Punkte (in diesem Fall Ideen) regelmäßig durchzuschauen und weiter zu verarbeiten. Dieses Prinzip wende ich auch auf das Ideen-Marathon System an.

Zum erstmaligen Festhalten einer Idee nutze ich ein Notizbuch. Am Ende des Tages übertrage ich in Getting Things Done Manier alle Inhalte meines Eingangskorbes (Notizbuch) in ein zuverlässiges System, in dem ich die Dinge zur richtigen Zeit wieder finde.
Für den Ideen-Marathon habe ich dazu eine Excel Tabelle entwickelt (siehe Abbildung 2). Diese besteht aus 10 Spalten

  1. Fortlaufende Nummer
  2. Datum der Eingabe
  3. Ideenbeschreibung
  4. Bild / Skizze / Bemerkung
  5. Kategorie 1
  6. Kategorie 2
  7. Kategorie 3
  8. zuletzt gescreent am
  9. weiterverfolgen?
  10. erledigt?

Einmal im Monat gehe ich dann meine 30 – 60 Ideen durch. Die erste Entscheidung, die ich treffe, ist, ob ich die Idee überhaupt weiterverfolgen möchte. Oft ist eine Idee, auf die man am Anfang ganz heiß war nach einem Monat gar nicht mehr so prickelnd. Wenn ich diese grundsätzlich weiterverfolgen möchte, dann kann ich diese bei einem meiner nächsten Review-Runden wieder anschauen. Dazu trage ich auch ein, wann ich diese zuletzt bewertet habe. Wenn ich die Idee bereits umgesetzt habe, dann trage ich den entsprechenden Status ebenfalls in der Tabelle ein.
Aus der Gesamtzahl meiner bisherigen Ideen habe ich im Moment ca. 20 % zum grundsätzlichen Weiterverfolgen markiert. Davon sind einige Ideen schnell und einfach umzusetzen, bei anderen handelt es sich um Geschäftsideen, die viel Zeit und Aufwand benötigen, falls ich mich entscheiden sollte, diese umzusetzen.
Die Vergabe von drei Kategorien hilft mir außerdem, innerhalb der Tabelle weiter zu filtern. Von den Ideen die in die Kategorie Geschäftsideen fallen, möchte ich pro Jahr ein bis zwei Ideen umsetzen.Aus der bisherigen Erfahrung kann ich sagen, dass es in der Tat so ist, dass sich mein Leben mit der Anwendung verändert hat, wenn auch nicht dramatisch. Ich habe nun einen schönen Pool an Ideen zu verschiedenen Aspekten meines Lebens, von denen viele mein Leben besser machen können. Wichtig für mich ist – und das fehlt mir im ursprünglichen System – dass ich einige der Ideen wirklich umsetze und mich im ersten Schritt systematischer damit beschäftige, welche das sein werden und wie konkret die nächsten Schritte zur Umsetzung aussehen.