Co-Intelligence: Living and Working with AI von Ethan Mollick (im englischen Original und auf deutsch).

Stell dir vor, du hättest einen Kollegen, der in Sekunden hunderte Texte analysiert, nie müde wird und nie die Augen verdreht. Willkommen im Zeitalter der Co-Intelligenz.

Ob wir wollen oder nicht: Künstliche Intelligenz wird unsere Arbeitswelt verändern. Ethan Mollick, Professor an der renommierten Wharton School, stellt nicht die Frage, ob KI unser Leben prägen wird, sondern wie wir mit ihr leben und arbeiten können. In seinem Buch „Co-Intelligence“ plädiert er für eine spezielle Form der Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI. Statt dystopischer Warnungen oder überhöhter Versprechungen liefert er pragmatische Orientierung. Wie können wir die Fähigkeiten von LLMs wie ChatGPT so nutzen, dass sie unser Denken bereichern, anstatt es zu ersetzen und uns überflüssig zu machen?

Der Begriff „Co-Intelligence“ ist dabei Programm. Mollick sieht KI nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung menschlicher Intelligenz. Seine These: KI kann als Partner fungieren, wenn wir lernen, richtig damit umzugehen.

4 Regeln für den Umgang mit KI

Er liefert vier wirkungsvolle Heuristiken, die als Leitlinien für den produktiven Einsatz von KI dienen können:

  1. Always invite AI to the table
    Mach es dir zur Gewohnheit, bei jeder Aufgabe zumindest in Betracht zu ziehen, ob und wie KI dir helfen könnte. Dazu kann ich die KI direkt fragen, wie sie mir bei einer Aufgabe helfen könnte. Ziel ist es nicht, blind auf Vorschläge zu hören, sondern durch das Experimentieren mit KI herauszufinden, was tatsächlich funktioniert.
  2. Be the human in the loop
    Es geht Mollick nicht darum, das Denken komplett wegzudelegieren. Im Gegenteil: Der Mensch bleibt verantwortlich. KI liefert Impulse, Entwürfe und Perspektiven. Die finale Entscheidung, das Urteil und die Einordnung liegen beim Menschen.
  3. Treat AI like a person
    Diese Regel hat meinen eigenen Umgang mit ChatGPT am stärksten verändert. Mollick rät, LLMs nicht als reine Frage-Antwort-Maschinen zu sehen. Stattdessen lohnt es sich, sie wie eine Person zu behandeln, mit Stärken, Schwächen und einer eigenen Art zu denken. Die Kommunikation wird dadurch natürlicher und die Ergebnisse oft überraschend besser. Besonders hilfreich ist es, der KI konkrete Rollen zuzuweisen. Wer zum Beispiel sagt: „Verhalte dich wie ein erfahrener Redakteur“, bekommt andere Antworten als bei der Rolle „Produktentwickler mit Start-up-Erfahrung“.
  4. Assume this is the worst AI you will ever use
    Wir stehen noch ziemlich am Anfang einer rasanten Entwicklung. Was heute noch holprig läuft, könnte in wenigen Monaten elegant funktionieren. Diese Haltung öffnet den Blick nach vorn und lädt dazu ein, trotz aller Limitierungen jetzt schon praktische Erfahrungen zu sammeln. Auch wenn es nicht klappt, lohnt es sich, es in ein paar Monaten erneut zu versuchen.

Anwendungsfelder für LLMs im Alltag

Neben diesen vier Grundprinzipien beleuchtet Mollick unterschiedliche Anwendungsfelder wie Kreativität, Lernen oder Routineaufgaben. Er zeigt, wie LLMs helfen können, neue Ideen zu entwickeln, den eigenen Denkprozess zu reflektieren oder repetitive Arbeitsschritte zu vereinfachen. Konkrete Beispiele machen es leicht, das Gelesene direkt auszuprobieren und die Relevanz für einen selbst zu erkennen.

Für mich persönlich war „Co-Intelligence“ ein echte Inspiration: KI ist nicht nur ein Werkzeug, sondern ein echter Sparringspartner. Viele seiner Vorschläge habe ich in meinen Arbeitsalltag integriert, mit spürbarem Effekt.

Eine bewusste Einschränkung des Buches spricht Mollick offen an: Sein Fokus liegt klar auf LLMs und auf kognitiven Tätigkeiten. Menschen in Berufen mit körperlichem Fokus, etwa Handwerker oder Ärzte, werden in erster Linie für die Denk- und Planungsaspekte ihrer Arbeit Anknüpfungspunkte finden.

Mein Fazit: Wer nicht nur wissen will, was KI ist, sondern wie man mit ihr zusammenarbeiten kann, findet in „Co-Intelligence“ eine praxisnahe und klug geschriebene Inspiration. Das Buch ist eine mutmachende Einladung zum Ausprobieren.