„An diesem Schreibtisch wird gelacht, hier gibt es scheinbar noch zu viele Ressourcen.“ Ein solcher Satz vom Chef trifft hart – meist kommt er im Schafspelz eines lustigen Untertons daher. Prekär wird die Lage, wenn der Vorgesetzte den Mitarbeitern noch um 19 Uhr ein Ultimatum setzt. Es lautet: Am nächsten Morgen um neun Uhr liegen 20 Ideen auf dem Schreibtisch, wie das neue Marketingkonzept umgesetzt wird. In diesem Augenblick werden die Scheuklappen hochgeklappt und der Tunnelblick setzt ein. Obwohl die Mitarbeiter fieberhaft nach einer Lösung suchen, kommt ihnen doch keine neue Idee. Schweiß bricht aus, der Herzschlag erhöht sich, Magenschmerzen machen sich breit- der Körper befindet sich im Ausnahmezustand. Und noch immer will keine neue Idee auftauchen.
Kreativitätskiller: Stress
Bis zu einem gewissen Grad sind Zeitdruck und Adrenalin unter Umständen sogar förderlich für Konzentration, Fokus und eine schnelle Entscheidungsfindung. Doch der Grad zu Hektik und Stress ist schmal und schnell erreicht. Ab diesem Zeitpunkt befindet sich unser Organismus lediglich im Überlebenskampf und hat wenig Ressourcen für neue Denkansätze.
Dafür gibt es eine einfache Erklärung. Wer dauerhaft unter Stress steht, schaltet ressourcenbedingt auf eine gewohnte „Autopilotenhaltung“. Schuld daran ist eine Gehirnregion namens Amygdala, die evolutionär bedingt in Gefahren- oder Stresssituationen die Oberhand gewinnt. Sie wird auch „Gator brain“ genannt – denn Alligatoren haben lediglich diese Gehirnregion und können nur auf dreierlei Weise agieren: Flucht. Starre. Angriff. Das menschliche Verhalten wird in solchen Momenten auf Grundmuster reduziert. Müsste man beispielsweise beim Autofahren über jeden einzelnen Ablauf nachdenken, wäre es eine schier unüberwindbare Herausforderung. Muster haben ihren Sinn. Sie vereinfachen Abläufe, lassen uns schnell reagieren und schützen uns vor dem Angriff des Säbelzahntigers. Doch wer im Job und heutigen Großstadtdschungel dauerhaft auf Autopilot schaltet, wird in seinen eingefahrenen Handlungsweisen Kreativität und Innovation auf der Strecke lassen.
Mindfulness – Achtsamkeit mit mir und anderen
Es gibt so manchen Ansatz, dem alltäglichen Stress Herr zu werden. Von einem guten Zeitmanagement bis „in stoischer Ruhe liegt die Kraft“, hat jeder sein Geheimrezept. In Zeiten von Burn Out und Leistungsdruck legen einige Studien nahe, dass auch Ansätze wie Mindfulness, zu gut Deutsch Achtsamkeit, Wirkung zeigen. In Firmen wie Google oder Ford wird bereits seit einigen Jahren vermittelt, wie Meditation und ein wachsamer Fokus des Geistes im Hier und Jetzt, viele positive Eigenschaften haben. Die Techniken sind im Grunde genommen bereits viele tausend Jahre alt. Denn der angewandte Achtsamkeitsgedanke hat seinen Ursprung im Buddhismus.
Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn entdeckt meditative Techniken für heutige Zeit
Der Medizinprofessor Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn entdeckte den Wert der seit Jahrtausenden praktizierten Meditation für die heutige Zeit und entwickelte vor fast 40 Jahren achtsamkeitsbasierte Techniken zur Stressbewältigung.
Untersuchungen legen nahe, dass Meditation die mentale und physische Gesundheit fördert. Ganz nebenbei erfolgt ein Abbau von Stress – Kreativität und Innovationsfähigkeit erfahren einen ganz natürlichen Aufschwung. Um das volle Potential von Mitarbeitern zu entfalten, sind derartige Techniken für Unternehmen Gold wert. Sie stellen einen neuen Weg dar, Stress-Management, Kreativität und Innovationsfähigkeit zu vereinen. Eine Schlüsselrolle nehmen Führungskräfte ein. Das Schlagwort lautet hier „Mindfulness based Leadership“. Der Autor Daniel Friedland setzt sich in seinem Buch „Leading Well from Within“ genau mit diesem Thema auseinander. Unternehmen mit einer neuen Führungskultur vermitteln Führungskräften, wie sie mit sich selbst und anderen achtsam umgehen. Wie sie bewusst wahrnehmen, kommunizieren, essen und pausieren. So gelangen entsprechende Erkenntnisse in das gesamte Unternehmen. Eine neue Kultur entsteht aus sich heraus.
Der Chef reflektiert nun, bevor er seinen Mitarbeitern mit Sätzen, wie dem eingangs erwähnten, das Messer auf die Brust setzt. Zugegebenermaßen wäre das der Idealfall und manchmal ist es ein langer Weg bis dorthin. Doch mit dem Willen zu einer gewissen Bewusstheit und Achtsamkeit sind zumindest die Momente klar, wann, wie und warum der Stress ausbricht. Es eröffnen sich dadurch neue Wahlmöglichkeiten. Langfristig profitieren alle Beteiligten von ausgeglichenen und reflektierten Kollegen und Vorgesetzten.
Bleiben Sie mit creaffective up to date
Abonnieren Sie unseren Newsletter oder folgen Sie uns bei Facebook