Bei verschiedenen Gelegenheiten werden wir aufgefordert doch mal „out-of-the-box“ zu denken. Wenn diese Aufforderung nicht nur als unreflektierte Phrase gemeint ist, dann verbirgt sich dahinter die Aufforderung kreativ zu sein, über unseren mentalen Tellerrand hinaus zu schauen, Beschränkungen zur durchbrechen und anders und neu zu denken.
Die meisten Menschen (mich natürlich eingeschlossen) machen sich nicht oft Gedanken, was mit dieser Box eigentlich gemeint ist, wie sie für uns aussieht und welche Größe sie hat, d.h. in welchem Umfang sie unser Denken und Handeln begrenzt.
Erst einmal ist festzuhalten, dass unsere mentale Box per se nichts Negatives ist. Sie ist sogar überlebensnotwendig. Die sprichwörtliche Box stellt ein Set aus internalisierten und meist unbewussten Denkmustern dar, die oft im Autopilot-Modus ablaufen. Damit hilft sie uns schneller oder überhaupt Entscheidungen zu treffen und durch unseren Tag zu kommen. Die Box ist wie ein Behälter unserer Kultur und unseres Wissens und definiert uns zu einem gewissen Teil.
thinking in-and-out-of-the-box1Wenn mit der Anspielung auf unsere mentale Box nun gemeint ist, unser Denken zu erweitern, dann kann es vorab sinnvoll sein, erst einmal über unsere eigene und die Boxen anderer Menschen zu reflektieren. Unter dieser Annahme und zu diesem Zweck hat unser in Taiwan lebender amerikanischer Partner Jim Clark von innogreat ein Werkzeug mit dazugehörigem 2 – 3 stündigen Workshop entwickelt: In & out of THE BOX.
Das Konzept beinhaltet neben der Reflektion über unsere mentale Box eine physische Box mit verschiedenen Elementen und Übungen, die das bewusste Nachdenken darüber erleichtern und unterstützen. THE BOX wird eingesetzt im Kontext einer kreativ zu lösenden Herausforderung einer Gruppe, um es zu Beginn der Arbeit an der Herausforderung einer Gruppe zu erleichtern, später bewusst kreativ zusammen zu arbeiten und als Gruppe die eigene Komfort-Zone zu verlassen. THE BOX hilft dabei, sich der eigenen unsichtbaren Box als auch der Boxen der anderen im Team bewusst zu werden und deren Wirkung zu verstehen.
Wir von creaffective haben das Vorgehen sowohl für unseren eigenen Strategie-Entwicklungsprozess für die kommenden Jahre eingesetzt als auch in der Arbeit mit Kunden im Rahmen von Innovationsprojekten.
Im Folgenden möchte ich grob beschreiben, wie THE BOX „zu lesen“ ist.

Die Außenseite: Wie wir gesehen werden wollen

the box AussenseiteDie äußere Seite der physischen Box ist das Bild, dass jeder von sich bewusst und gewollt an andere vermitteln möchte. Es wird aktiv kommuniziert bzw. zur Schau gestellt und zeigt die Aspekte von mir, die ich anderen mitteilen möchte. Das können Dinge wie mein Beruf, meine Hobbies und mein Bildungshintergrund sein.
Im Kontext des begleitenden Workshops zum Werkzeug der Box ist erst einmal jeder Teilnehmer aufgefordert, über sein gewünschtes Außenbild nachzudenken, es auf die Box zu zeichnen und dieses mit anderen zu teilen.

Die vordere Innenseite: Filter

the box innenseite Kopie
Der vordere Teil der Box-Innenseite symbolisiert meine persönlichen Filter. Filter beeinflussen meine Wahrnehmung und meine Sicht auf die Dinge. Filter stellen unsere geistige Landkarte eines Sachverhalts dar. Diese Landkarte ist jedoch nicht mit dem eigentlichen Terrain zu verwechseln, sondern bedeutet immer eine Vereinfachung. Filter können sowohl angeboren sein, wie z.B. das Geschlecht oder die Größe eines Menschen als auch durch Sozialisierung erworben sein, wie mein Elternhaus, meine Ausbildung und sonstige Erfahrungen. Wahrnehmung ist sowohl ein passiver (was in meine Sinneskanäle dringt) als auch ein aktiver (was ich im Kopf daraus mache) Prozess. Meine Filter beeinflussen meine Wahrnehmung, was zu mir durchdringt und was ich daraus mache. Als Mann nehme ich vermutlich manche Dinge anders war, als eine Frau. Die Tatsache, dass ich ein Jahr in Taiwan gelebt habe und nun Familie dort habe, lässt mich Dinge anders interpretieren, als jemand der sein Heimatland nie verlassen hat.
Für den creaffective Strategie-Entwicklungsprozess wirkt bei mir persönlich zum Beispiel der Filter meiner langjährigen Selbstständigkeit. Diese ist nun beendet und durch die Rolle des Geschäftsführers einer GmbH abgelöst. Dennoch wird die Erfahrung mehrere Jahre selbst und ständig gearbeitet zu haben meine Denk- und Verhaltensmuster auch heute noch beeinflussen.

Die linke und rechte Innenseite: Energien

Die positiv und negativ gepolten Batteriesymbole an den Innenseiten symbolisieren verschiedene Arten von Energien, die im täglichen Tun auf dem Weg zur Lösung einer Herausforderung auf einen Menschen wirken können und wiederum dessen Denken und Handeln beeinflussen. Dabei ist negativ und positiv nicht lediglich als gut und schlecht zu verstehen, sondern beschreibt erst einmal, wie ein Mensch sich fühlt, wenn etwas eintritt, dass auf der positiven oder negativen Seite gelistet ist.
Denn auch die negativen Aspekte, die mich nerven, die Energie aus mir ziehen, sind möglicherweise notwendig. Sie können einen Grund sein, meine Komfortzone, also meine Box, zu verlassen und mich um bessere Lösungen zu bemühen.
Die beiden Energieformen symbolisieren auch, dass alles neben den positiven Seiten auch negative Aspekte haben kann. Für creaffective kann die von mir als positiv wahrgenommene Vergrößerung unseres Teams auch dazu führen, dass der Management- und Verwaltungsaufwand steigt, etwas das mir Energie abzieht.

Die hintere Innenseite: Glaubenssätze

Der hintere Teil der Innenseite symbolisiert die Dinge, die im „hinteren“, oft wenig bewussten Bereich meines Denkens mitschwingen. Es handelt sich um persönliche Glaubenssätze, die mich zurückhalten und danach streben, dass ich auf dem Weg zu einer Vision / einem Ziel mich nicht von der Stelle bewege. Zum Beispiel könnte es ein Ziel von creaffective sein, unsere Präsenz in Asien weiter auszubauen. Gleichzeitig habe ich als Geschäftsführer den ganzen Aufwand im Hinterkopf, der auf ein kleines Unternehmen wie uns und mich persönlich zukommt, wenn wir dieses Ziel proaktiv verfolgen. Dieser Glaubenssatz, dass eine Erweiterung in Asien mit viel Reiserei und für mich teilweise auch mit als unangenehm empfundener Arbeit verbunden ist, führt zu einer Spannung in mir. Diese Spannung lässt mich zögerlich agieren und führt zu einer Unsicherheit, ob wir diese Erweiterung aktiv angehen sollten.
Peter Senge beschreibt dieses Spannungsverhältnis als „creative tension“. Diese Spannung ist oft ein Signal, kreativ zu sein, seine Komfort-Zone zu verlassen und nach anderen Lösungen zu suchen, die das Ziel erreichen und die negativen Glaubenssätze überwinden.

Der praktische Einsatz der Box

Die auf den Fotos dargestellten physischen Boxen dienen als Werkzeug und Analogie, um in einem geführten Workshop mit den Teilnehmern über die mentalen Filter und Beschränkungen zu reflektieren, diese für sich und andere kennen zu lernen und auszudrücken. Damit wird und unsere Box bewusst und wir bekommen eine erweiterte Basis unsere Zusammenarbeit.
Außerdem kann das Vorgehen helfen, Herausforderungen auf der Ebene der involvierten Menschen zu identifizieren, die in einem nächsten Schritt zum Beispiel im Rahmen eines Kreativworkshop oder Innovationsworkshop kreativ gelöst werden können.
Für mehr Informationen und Fragen freuen wir uns über eine Nachricht an info@creaffective.de