Wir haben in diesem Blog bereits drei Beispiele für Webanwendungen für die Erstellung von Business-Model-Canvas-Modellen kennengelernt: Strategyzer, Canvanizer und LeanMonitor. Anhand dieser Beispiele haben wir gesehen, dass sich die Tools vor allem in den Merkmalen unterscheiden, die über die reine Erstellung von virtuellen Notizzetteln hinausgehen. Strategyzer und LeanMonitor bieten beispielsweise die Möglichkeit, Informationen zu Hypothesentests zu hinterlegen. Dies ist neben der Möglichkeit, ein Canvas mit anderen zu teilen und der einfachen Archivierung ein großer Pluspunkt gegenüber dem papier-/whiteboardbasierten Varianten.

Der Vollständigkeit halber: neben den oben genannten gibt es selbstverständlich noch eine Reihe weiterer Softwaretools für den Geschäftsmodellentwurf mittels Business Model Canvas. Dazu zählen auch:

  • BMFiddle
  • BM|Designer
  • Tuzz.it
  • LeanCanvas

Optisch aufpolierte Eingabemasken ohne methodische Unterstützung

Ein Schwachpunkt gegenüber Face-to-Face-Workshops ist sicherlich die dürftige methodische Unterstützung. Die verfügbaren Webtools sind im Kern letztlich optisch aufpolierte Eingabemasken. Im Unterschied zu einem Facilitator bzw. Moderator unterstützen sie den eigentlichen Kreativprozess leider nicht. Aber genau das ist häufig das Hauptproblem bei der gemeinsamen Geschäftsmodellentwicklung und Teamarbeit überhaupt: unterschiedliche Charaktere, Ziele, Meinungen, Kompetenzen und auch Emotionen prallen aufeinander. In solchen Situationen Ruhe zu bewahren und den Workshop weiterhin erfolgreich zu gestalten erfordert viel Erfahrung. Deshalb greifen viele Unternehmen ja auch auf externe Moderatoren zurück: sie sind unparteiisch und kennen (hoffentlich) Strategien um mit schwierigen Teamsituationen umzugehen.

Fazit

Einerseits hat BMC-Software klare Vorteile gegenüber analogen Medien:

  1. Das Teilen von Modellen ist sehr einfach möglich
    Eine E-Mail mit Link zum Modell genügt.
  2. Modelle werden direkt und platzsparend archiviert
    In der analogen Variante bedeutet Archivierung normalerweise: unhandliche Papierstapel, ein Meer aus Notizzetteln, Flipchart-Papierrollen oder Fotos auf einer Digitalkamera/Smartphone/Tablet.
  3. Modelle können stets leicht angepasst und erweitert werden
    Während analoge Modelle mühsam rekonstruiert werden müssen, genügt bei BMC-Software ein Klick um ein Modell zu öffnen und bearbeiten zu können
  4. Digitale Modelle sind häufig die einzige praktikable Möglichkeit für verteilte Teams zur gleichen Zeit am Modell zu arbeiten

Der große Nachteil von BMC-Software ist jedoch die fehlende methodische Unterstützung. Aktuell verfügbare BMC-Software erkennt bzw. steuert die Gruppendynamik nicht und unterstützt auch nicht durch Kreativitätstechniken, wenn das Team vielleicht gerade in einer mentalen Sackgasse steckt. Außerdem ist die Atmosphäre in einem Face-to-Face-Workshop mit „Bastelmaterialien“ sicherlich persönlicher und möglicherweise spontaner.
Wer sich also für den Einsatz von BMC-Software entscheidet oder darauf angewiesen ist (z.B. verteilte Teams), muss aus meiner Sicht sehr achtsam und aufmerksam sein, um die Teamarbeit produktiv zu gestalten. Idealerweise wird auch in derlei Sitzungen ein unparteiischer Moderator eingesetzt, der – falls nötig – eingreift, um Konflikte zu lösen und Kreativhürden zu vermeiden.