Ich wollte diese Woche einmal wieder etwas für die Kategorie „Innovations-Flops“ in unserem Blog-Magazin schreiben. Auf der Suche nach Inspirationen im Netz, fiel mir auf, dass es viel schwieriger ist, etwas über gescheiterte Geschichten zu finden, als über Erfolgsgeschichten. Man findet zwar einige Listen mit Titeln wie „25 worst gadget flops of all times“, doch diese schienen mir dann doch nicht aussagekräftig genug, um den Bezug zur Innovation wieder herzustellen. Die grundlegenden Fragen, die ich mir stelle, bleiben auch zum größten Teil unbeantwortet.

Ich ging dann einen ganzen Schritt zurück und stellte mir eine noch fundamentalere Frage:

Was ist eigentlich ein „Innovations-Flop“?

In meinen Recherchen für die Artikel kann ich 3 Kategorien von „Flops“ oder „gescheiterten Geschichten“ erkennen:

  • Es gibt die Geschichten von Ideen, Produkten oder Erfindern die ihrer Zeit voraus waren. Diese werden entweder aus der Perspektive des Produkts erzählt oder aus der Perspektive des Erfinders. Aus der Produkt-Perspektive gibt es zum Beispiel die Geschichte der ersten Kontaktlinsen, oder besser gesagt, deren Vorreiter. Sie wurden 1636 von Rene Descartes entwickelt. Es handelte sich hierbei um ein mit Flüssigkeit gefülltes Glasröhrchen, dass zur Korrektur verschiedener Sehschwierigkeiten direkt in das Auge, auf den Augapfel gesetzt werden sollte. Das Produkt auf diese Art und Weise umzusetzen, war natürlich vollkommen impraktikabel, nicht zuletzt, weil ein mit Flüssigkeit gefülltes Glasröhrchen im Auge zu haben das Blinzeln eventuell leicht erschweren mag. Dennoch ist das in Frage stellen der Brille und die Idee einer Möglichkeit etwas direkt in das Auge einzusetzen um Fehlsichtigkeit zu korrigieren brillant. Dank der heutigen Technologien kann diese Idee umgesetzt werden und wird weiter perfektioniert. Das „Seh-Glasröhrchen“ wäre damit ein „Innovations-Flop“, die Idee dahinter aber würde definitiv in die Kategorie „Hits“ fallen.Aus der Erfinderperspektive gibt es den berühmten Fall des Apple Newton, der zwar nicht direkt von Steve Jobs erfunden wurde, der aber in die Apple Geschichte als Flop eingegangen ist. Selbst dieses MessagePad, das letztendlich nur 5 Jahre auf dem Markt war und von dem sich nur 300.000 Exemplare verkauften, beinhaltete einige technische Innovationen, die für die Entwicklung vieler heutiger Produkte maßgeblich waren. Er gilt für viele als der Schandfleck Apples, doch tatsächlich war das Konzept eines persönlichen Digitalen Hubs nur seiner Zeit voraus, wie die steigende Anzahl an Smartphones und Tablets beweist.
  • Eine weitere Kategorie der Innovations-Flops sind die, die man als „kleine Sünden der großen Erfinder“ bezeichnen könnte. In diese Kategorie fallen all die Dinge, die grandiose Erfinder auch noch geschaffen haben, die aber alles andere als innovativ und erfolgreich waren. Ein Beispiel könnte die sprechende Puppe von Thomas Edison sein.

    In die gleiche Kategorie fallen auch die gescheiterte Ideen von Erfindern oder Organisationen entwickelt haben, bevor sie dann doch einen Innovationserfolg verbuchen konnten. Es handelt sich hierbei um „Innovations-Flops“, denen man ihr Scheitern nachsieht, weil deren Väter und Mütter im Nachhinein andere Erfindungen hervorgebracht haben, die sehr erfolgreich waren. Da kann einem auch mal ein Fauxpas passieren, man kann ja nicht immer ein Genie sein. Das Internet ist voll von dieser Art Chroniken, bei denen der Fokus ganz stark auf der Aussage basiert, dass man mit viel Durchhaltevermögen und Hartnäckigkeit zum Erfolg kommen kann. Es wird zelebriert, dass man als erfolgreicher Unternehmer erst einmal scheitern wird (muss), bevor man den großen Coup landet. Eine Plattform, die ziemlich oft diesem Format folgt, sind die TED Talks. Die Erlebnisse derer, die dort berichten, beginnen oft mit Geschichten des Scheiterns und des Misserfolgs. Es ist interessant zu beobachten wie an dieser Stelle Fehler und fehlender Erfolg als selbstverständlich angesehen werden, sogar als notwendig, damit Innovation passieren kann und es im Unternehmenskontext immer noch sehr nachgesehen wird, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt.
  • Die dritte und eventuell am schwierigsten zu analysierende Kategorie ist die der „Dinge, die warum auch immer keinen Erfolg hatten“. Auch diese kann man in 2 Unterkategorien aufteilen: in die Schnapsideen und die tatsächlich durchdachten. Schnapsideen sind solche bei denen der Erfinder oder eine Organisation eine vermeintlich gute Idee auf gut Glück umgesetzt haben aus der dann letztendlich nichts geworden ist. Oft hat dies natürlich mit Investitionen und Ressourcen zu tun, aber es handelt sich mehr oder weniger um einen misslungenen Versuch.
    Besonderes frustrierend ist es, wenn man in die Vorarbeit der Entwicklung einer Idee viel Energie und Ressourcen gesteckt hat, wenn man sich tatsächlich viele Gedanken zum Konzept, Marktforschungen und Zielgruppen gemacht hat. Dann kommt das vermeintlich perfekte Produkt auf den Markt und fliegt nicht. Was ist schief gelaufen? Man hat doch alles nach Projektplan gemacht! Doch oft sind die Wege des Markts unergründlich. In diesem Falle könnte man argumentieren, dass es sich eventuell um eine gute Idee handelte, der Markt aber vielleicht noch nicht bereit war (womit sie in Zukunft unter Kategorie 1 fallen würden) oder die Idee nicht richtig vermarket wurde. In jedem Fall ist es eine Frage der Zeit herauszufinden, ob sie dennoch eine Zukunft hat indem sie verändert oder durch zukünftige technische Entwicklungen verbessert werden kann und dann doch noch den Weg zum Erfolg findet.

Diese Gedanken werfen eine weitere Idee auf:

Was macht eine Idee eigentlich zu einer erfolgreichen Innovation?

Denn um zu wissen, was ein Innovations-Flop ist, sollte man ja auch wissen was eine Innovation erfolgreich macht. Welche Kriterien sind es? Verkaufszahlen? Gewinn? Lebensdauer? Image? Oder kann es auch die Idee an sich sein, das heißt, der Anstoß in eine neue und radikale Richtung zu denken, die Transzendenz und das Zukunftspotential einer Idee, auch wenn das Produkt an sich mehr oder weniger Erfolg haben kann. Aber was war denn nun zuerst? Der „Innovations-Hit“, der die Maßstäbe des Erfolges setzt, oder der „Innovations-Flop“ der zeigt, wie man es am besten nicht tun sollte?

Meiner Erfahrung nach sind beide gleich wichtig und der eine kann ohne den anderen nicht sein. Der Wert der Innovations-Hits scheint aber allzu oft viel offensichtlicher, als der der Flops und die Notwendigkeit der Flops für eine bessere Entwicklung und das Lernen aus Fehlern wird in der Öffentlichkeit hoch gepriesen, aber im eigenen Unternehmen sollen diese Fehler nicht passieren. Man lernt lieber aus den Fehlern der anderen als aus den eigenen. Es wird Zeit dieses Verständnis nachhaltig auch in das eigene Unternehmen zu bringen und einen Prozess des Lernens, zu etablieren damit aus den Flops Hits werden können.