Wenn man bei Google zum Thema Innovation sucht fällt auf, dass das Stichwort Innovationsmanagement wesentlich mehr Ergebnisse liefert und auch stärker nachgefragt wird als das Stichwort Innovationskultur. Auch die Autoren des Buches „Innovationskultur: Vom Leidensdruck zu Leidenschaft“ Jürgen Jaworski und Frank Zurlino sind der Auffassung, dass Unternehmen dem Thema Innovationsmanagement sehr viel Aufmerksamkeit schenken, der Frage der Innovationskultur meist zu wenig. Im Gegensatz zu den mechanischen und gut fassbaren Methoden und Hilfsmitteln des Innovationsmanagements sei Innovationskultur ein weiches Thema, das wesentlich schwerer zu fassen sei und daher gern vernachlässigt werde.

Nach Meinung der Autoren entsteht Innovation nicht durch das mechanische Anwenden von Methoden des Innovationsmanagements. Diese seien zweifelsohne wichtig, jedoch alleine nicht ausreichend. Ein Ideenmanagementsystem alleine nütze wenig, wenn niemand Interesse daran zeige, auch Ideen dort einzubringen. Doch genau so sieht die Situation leider oft aus.

Innovationskultur – mühsam entwickelt schnell zerstört

Die Krux mit der Innovationskultur ist, dass diese nur langsam und mühsam entwickelt werden kann. Ich habe vor einigen Monaten über das Beispiel Rich Products berichtet, die nach eigenen Aussagen in Hinblick auf Ihre Innovationskultur einen 10 jährigen Entwicklungsprozess hinter sich haben.

Leider ist die Innovationskultur nach Jaworski und Zurlino ein sensibles Pflänzchen, dass sehr schnell wieder zerstört werden kann, z.B. durch Sanierungs-und Restrukturierungswellen oder auch übertriebenes Trimmen auf Effizienz, wie z.B. in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Verordnen kann man eine Kultur nicht, sondern diese muss gelebt werden: „Damit rangiert das Thema Innovationskultur weit vor der reinen Verbesserung von Innovationsprozessen und -strukturen. Dingen also, die in den meisten Unternehmen bereits in dicken Handbüchern beschrieben sind, meist auch gar nicht so schlecht. Nur sie werden nicht „gelebt“. Und damit verpuffen diese gut gemeinten Ansätze.“ S. 20
Dieses „leben“ beinhaltet meist ein langsames Ändern von Einstellungen und Verhaltensweisen, darum dauert es auch eine Zeit, bis eine kritische Masse an Menschen erreicht ist, die es vorleben und andere mitnehmen.

Woran man Innovationskultur erkennt

Es gibt nach den Autoren des Buches keine Schablone, die man auf alle Unternehmen stülpen könne, das Innovationskultur ein Teil der Unternehmenskultur ist, muss diese zum Unternehmen passen und sich aus dieser entwickeln. Im Buch „Innovationskultur“ wird ein 9 Stufen Prozess beschrieben, wie es gehen könnte.

Artefakte einer Innovationskultur sind z.B. interdisziplinäre vernetzte Teams, der zunehmende Einbindung von Externen in den Innovationsprozess (open innovation), Freiräume für die Mitarbeiter, um Ideen zu entwickeln und voranzutreiben. Trotz alledem müsse es trotzdem klar definierte Innovationsprozesse (Stichwort: Innovationsmanagement) geben, um die Kreativität zu kanalisieren.

Aus meiner eigenen Erfahrung mit Kunden die ein Kreativitätstraining besucht haben, das als ein Baustein zur Schaffung einer Innovationskultur genutzt werden kann, hat sich etwas wirklich etwas verändert, wenn es in der täglichen Arbeit weniger „Ja, aber“-Phrasen gibt, die Menschen sich mehr auf Potenziale, denn auf Schwierigkeiten konzentrieren und Probleme nicht als unverrückbare Aussage formuliert werden, sondern als „Wie könnte…?“-Frage gestellt werden.

Prozesse für die Kreativität der Menschen

Hier glaube ich persönlich, gibt es dann doch wieder eine wichtige Verbindung zwischen Methoden und Prozessen und der Kultur der Kreativität. Wenn Methoden (ich spreche von Prozessen der kreativen Problemlösung und Kreativitätstechniken) richtig eingesetzt werden, stecken hinter diesen Vorgehensweisen Grundprinzipien der Kreativität, die von den Menschen nicht nur theoretisch verstanden werden müssen, sondern auch akzeptiert und gelebt werden müssen. Der Einsatz von expliziten Vorgehensweisen, wie ich diese in meinen Kreativitätstrainings vermittle wiederum kann dazu führen, dass die dahinter stehenden Prinzipien internalisiert und gelebt werden können, auch deshalb weil die Menschen erleben, dass das Vorgehen Mehrwert bietet.