In vielen Unternehmen gibt es Ideenmanager, die sich unter anderem um das Thema Ideenentwicklung kümmern. Das Ideenmanagement, wie es in vielen deutschen Unternehmen üblich ist, hat sich aus dem Betrieblichen Vorschlagswesen (BVW) entwickelt, in dieser Form ebenfalls eine deutsche Erfindung. Mitarbeiter bekommen hier die Möglichkeit, Verbesserungsvorschläge einzureichen. Früher geschah dies mit einem Zettelkasten, heute gibt es dazu meist eine Software, die die Ideen schön verwaltet.

Anders als bei einem moderierten Innovationsworkshop, bei dem nach der Abgrenzung des Themas auf eine spezifische Frage hin Ideen entwickelt werden, kann man beim Ideenmanagement einfach auch allgemeine Verbesserungsvorschläge einreichen. Die meisten Unternehmen arbeiten mit Prämien, die den besten Ideengebern, die meist alle mit Namen zu Ihrer Idee zugeordnet werden, winken. Die Prämien sollen den Mitarbeitern Anreize geben, sich bei der Ideenentwicklung zu beteiligen und Ihre Vorschläge einzureichen. Doch, es stellt sich die Frage, ob und wie sinnvoll ein System der Einzelprämien ist.

An der Idee festhalten – statt diese weiter zu entwickeln
Wozu führt es, wenn ich mit meiner eingegebenen Idee namentlich verknüpft bin und mir, wenn diese Idee von einem Gutachter als umsetzbar gewertet wird, ein Prämie winkt?
Es wird dazu führen, dass Leute an ihrer Idee festhalten und möchten, dass diese eine Prämie erhält. Es sorgt auch dafür, dass ich keine oder nur geringe Anreize habe, die Ideen von anderen weiter zu entwickeln, da mir ja, bei der aktuellen Prämienstruktur, keine Prämie winkt, wenn ich dies tue. Die Anreize sind also so, dass einzelne an Ihrer Position (Ausgangsidee) festhalten und versuchen diese zu verteidigen oder zu verkaufen.
Bei Verfahren der kreativen Problemlösung versucht man ja gerade durch den gemeinsame Anstrengung der Gruppe und durch die Ansammlung vieler Ideen eine möglichst gute Lösung zu entwickeln. Dabei ist es unerheblich von wem eine Idee kam, da es um das gemeinsame Ziel geht und nicht um eine individuelle Prämie.

Den Rohdiamanten schleifen – Potentiale suchen, nicht Fehler
Ein weiterer Aspekt bei der Ideenentwicklung mit Verfahren der kreativen Problemlösung ist, dass eine Idee noch keine fertige Lösung darstellen muss. Vielmehr ist diese mehr wie ein Rohdiamant, der möglicherweise erst den Ausgangspunkt für eine neue Lösung darstellt, aber noch keine Lösung. Nach der Ideenfindungsphase werden diese im Verlauf des Prozesses weiter entwickelt und verändert. Dazu gibt es wiederum bestimmte Denkwerkzeuge, die dies gezielt strukturieren. Würde nach der Ideenfindung gleich die Entscheidung stehen, ob annehmen oder ablehnen, dann hätten viel Ideen mit Potenzial keine Chance, da diese noch nicht den notwendigen Reifegrad haben.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob Prämiensysteme im Ideenmanagement nicht anders gestaltet werden müssten, z.B. in der Form dass man Gruppen belohnt, oder die Teilnahme an sich belohnt etc.