Mit aktivierenden Methoden vom Wissen zur Handlungskompetenz (Prof. Wahl)

Das Wichtigste in Kürze:

  • Größtes Problem in der Didaktik ist es, Gelerntes auch in Handeln überzuführen.
  • Lernen hängt von den Faktoren Vorkenntnisse, Intelligenz und Motivation ab.
  • Lernen läuft in drei Phasen ab:
    • An bisheriges Handeln und Wissen anknüpfen
    • Das aktive Lernen von neuen Inhalten
    • Neues Handeln in Gang bringen.
  • Durch aktivierende Methoden kann der Übergang vom Wissen zum Handeln erleichtert werden.

Prof. Wahl, Leiter des Kontaktstudiums Erwachsenenbildung, an der pädagogischen Hochschule Weingarten versuchte in seinem Vortrag Auswege für das im Unterricht und Training oft vorkommende Eunuchenproblem zu finden. Von einem Eunuchenproblem spricht man, wenn jemand weiß, wie es gehen müsste, es aber nicht tun kann. Daher bedarf es aktivierender Methoden, die dem Lernenden auch zu neuem Handeln verhelfen.

Ob und wie gut jemand lernt, hängt von drei Faktoren ab: Den (1) Vorkenntnissen, der (2) Intelligenz und der (3) Motivation.
Im Gegensatz zur Volksmeinung hat sich laut Wahl in empirischen Studien gezeigt, dass vor allem die Vorkenntnisse entscheidend sind. Hat jemand Wissen, an das er anknüpfen kann, dann fällt es um so leichter, neues Wissen hinzuzufügen. Hier besteht das sogenannte Wissensparadox: Wer hat, dem wird gegeben. Wer nicht hat, dem wird genommen.
Intelligenz fasst Prof. Wahl vor allem als Dekodierkompetenz auf, das heißt wie gut jemand in der Lage ist Aufgaben zu begreifen, zu dekodieren.
Motivation ist ein Faktor der das Lernen unterstützt und voranbringt und besonders auffällt, wenn er nicht vorhanden ist, aber sie spielt nach Prof. Wahl nicht die herausragende Rolle, die man ihr oft zuschreibt.

Aktivierende Methoden müssen auf allen drei Ebenen des Lernens greifen. Diese Phasen sind nach Prof. Wahl:
(1)An bisheriges Handeln und Wissen anknüpfen
(2)Das aktive Lernen von neuen Inhalten
(3)Neues Handeln in Gang bringen

In der ersten Phase geht es darum, vorhandenes Wissen abzurufen und zu ordnen. Dies ist auf viele Weisen möglich, wobei Prof. Wahl explizit die kognitive Karten (z.B. Mind Maps) anspricht, um wissen abzurufen.
In der zweiten Phase geht es darum, neue Inhalte aufzunehmen. Ideal dafür ist die Sandwich-Methode, die abwechselt zwischen passiven Phasen, wo die Lernenden Wissen lediglich aufnehmen und aktiven Phasen, wo das Wissen gleich erprobt und angewendet wird. Das Abwechseln der Phasen erinnert dabei an einen Sandwich, der aus verschiedenen übereinanderliegenden Schichten besteht. Der Wechsel zwischen passiven und aktiven Phasen hilft, die kurze Aufmerksamkeitsspanne eines Menschen zu überbrücken. Im Schnitt kann sich niemand länger als lediglich 15 Minuten konzentrieren.

Auch während der zweiten Phase können wieder Mind Maps zum Einsatz kommen. Nun werden sich nicht dazu benutzt, Wissen lediglich abzurufen, sondern dafür, neue Inhalte bewusst zu ordnen und zu strukturieren. Ein Beispiel für eine solche Struktur, in Form einer Vortragsmitschrift findet sich am Ende des ersten Blog-Eintrags zum Methodenkongress vom 04.12.06.

Die dritte und letzte Phase wird oft unterschätzt. Hier versucht man mittels Vorsatzbildung und innerer Bilder das neu gelernte Handeln in den Alltag mitzunehmen. Nach Prof. Wahl werden in Seminaren oft viele Dinge gelernt und auch angewandt, aber nach dem Seminar nicht mit in den Alltag mitgenommen. Erheblich unterstützt werden kann dies durch schriftliche Vorsätze und Ziele, die einen gewissermaßen in die Pflicht nehmen, die Vorsätze auch umzusetzen.
Hilfreich ist es auch, sich ein inneres Bild der Umsetzung zu machen. Dabei stellt man sich möglichst ausführlich und detailgenau vor, wie man das neue Wissen anwendet und umsetzt. Dieses Bild fungiert wie eine Art Plan oder Vision auf die man nun hinarbeiten kann.