In der aktuellen brand eins ist ein ein spannendes Interview mit Andreas Frank, der vor kurzem die Untersuchung Deutschland – ein Land der Innovatoren? zum Thema Innovationen und Innovationsförderung in deutschen Unternehmen beendet hat.
Im Interview mit Brand eins zieht Frank ein ernüchterndes Fazit: Mit Innovationen ist es wie mit der Altersvorsorge: Jedem ist klar, dass das Thema immer wichtiger wird. Aber nur eine Minderheit setzt sich damit gründlich auseinander.
Innovation und Kreativität
Im Interview wurde nicht explizit darauf eingegangen, was Innovation eigentlich ist und wie diese mit Kreativität zusammenhängt bzw. sich davon unterscheidet. Die beiden Begriffe werden ja auch gerne synonym gebraucht.
Ich möchte zwei Arbeitsdefinitionen liefern (in der wissenschaftlichen Forschung gibt es noch viele weitere und ausführlichere):
Kreativität ist Neues, das nützlich ist.
Innovation ist die wirtschaftliche Umsetzung kreativer Ideen.
Daraus ergibt sich, dass Kreativität ein Bestandteil bzw. Voraussetzung von Innovation ist. Modellhafte Vorstellungen sehen einen zweistufigen Prozess, in dem die evaluierten Ideen am Ende eines Kreativitätsprozesses die Ausgangsbasis für den nun möglichen Prozess der Innovation ist. Sowohl bei Kreativität als auch bei Innovation handelt es sich um Prozesse, die sich durch divergierende (auseinander treibend) und konvergierende (zusammenführende) Denkmodi auszeichnen.
Der Status quo
Die Förderung von Innovation ist dem Interview zufolge nach wie vor oft ein Lippenbekenntnis. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Das Management hält sich nicht für zuständig
- Das Management unterstützt Innovation nicht aktiv und lebt es nicht vor
- Die Verantwortlichen glauben, keine Zeit zu haben. Hier fällt mir Stehen Coveys schönes Beispiel der beiden Waldarbeiter ein, die mit stumpfer Säge arbeiten. Gefragt, warum sie diese denn nicht schärfen, antworten sie, dass sie für sowas keine Zeit hätten.
- Es herrscht kein innovationsfreundliches Klima in den Unternehmen, unter anderem deshalb, weil Innovation inzwischen als schönfärberische Umschreibung für zeitraubende und schmerzhafte Regorganisationsprozesse umgedeutet wird.
Die Grundlagen verstehen
In vorherigen Post bin ich schon einmal darauf eingegangen, dass sowohl für Kreativität als auch Innovation ein paar Grundvoraussetzungen gelten. Unter anderem gehört dazu, dass Führungskräfte ein Grundverständnis davon haben, welche Prozesse bei Kreativität und Innovation ablaufen und wie man diese fördern oder zumindest nicht blockieren kann. Hilfreich dazu können bestimmte Techniken sein, um gezielt Ideen zu fördern und zu bewerten (darum geht es meistens in diesem Blog). Genauso wichtig ist meiner Meinung nach ein Klima, in der sich die Leute auch trauen Ihre Ideen zu äußern und das Gefühl haben, dass diese geschätzt und gefördert werden. Dieses kann nur von der Unternehmensführung geschaffen. Hier ist oft das Dilemma, wie es Frank im Interview ausdrückt: Mitarbeiter stecken meist voller guter Ideen. Nur gefragt sind die eben nicht.