Kreativität ist eine Fähigkeit, die jeder Mensch in sich hat. Das unterscheidet uns neben anderen Fähigkeiten wie Sprache und logisch-analytischem Denken von anderen Tieren. Zwischen unser Kindheit und dem Erwachsenenalter passiert bei den meisten Menschen allerdings etwas, das dazu führt, dass wir dieses kreative Potenzial immer weiter einengen.
Eindrucksvoll gezeigt hat dies der amerikanischer Kreativitätsforscher Paul Torrance. Er definiert Kreativität folgendermaßen: „Creativity is a process of becoming sensitive to problems, deficiencies, gaps in knowledge, missing elements, disharmonies, and so on; identifying the difficulty; searching for solutions, making guesses, or formulating hypotheses about the deficiencies; testing and retesting these hypotheses and possibly modifying and retesting them; and finally communicating the results.“ (Torrance, 1974, Norms-technical manual: Torrance Tests of Creative Thinking, S. 7f).
Ein anerkanntes und vor allem valides Messinstrument, das Torrance entwickelt hat ist der Torrance Test for Creative Thinking (TTCT). Mit diesem Instrument werden eine Reihe von mentalen Fertigkeiten gemessen, die für Kreativität eine große Rolle spielen. Der Test ist so entwickelt, dass er von Menschen aller Altersstufen und Kulturen genutzt werden kann.
In einer 50 Jahre dauernden Langzeitstudie sind vor allem die Ergebnisse interessant, die die ersten 20 Jahre unseres Lebens betreffen.
Mehr und mehr Einschränkungen mit zunehmendem Alter
Bei Kindern im Alter von 3 – 5 Jahren erzielen 98% der Teilnehmer ein Ergebnis, das sie als kreative Genies klassifiziert. In der gleichen Gruppe erzielen 5 Jahre noch 32% dieses Ergebnis. Noch einmal fünf Jahre später im Teenageralter sind es noch genau 10% Tendenz weiter fallend.
Diese Ergebnisse kommen nicht etwas dadurch zustande, dass sich biologisch etwas in unserem Gehirn verändern würde. Bei den meisten Menschen sammeln sich mit zunehmendem Alter und zunehmenden Erfahrungen eine Reihe von mentalen Barrieren an. Dazu gehören zum Beispiel die Schwierigkeit Beurteilung zurück zu stellen und damit einhergehend eine zu geringe Offenheit im Denken. Nach dem britischen Autor Sir Ken Robinson ist da besonders auch das Schulsystem mitverantwortlich, dass jungen Menschen systematisch, wenn auch nicht böswillig, die Fertigkeit zum kreativen Denken austreibt.
Der Prozess ist umkehrbar: Jeder kann sein kreatives Potenzial zurück erlangen
Die gute Nachricht ist, dass diese Entwicklung auch wieder umkehrbar ist und wir einiges von unserem vorhandenen kreativen Potenzial zurück erlangen können. Kreativität ist trainierbar, unter anderem dadurch, dass wir unsere selbst auferlegten mentalen Barrieren wieder aufheben. Darum geht es unter anderem auch in den creaffective Kreativitätstrainings. Bereits nach zwei Tagen können wir beobachten, wie Menschen, die zu Beginn des Trainings in einer Minute mit Mühe 4 – 5 Ideen produzierten, diese Zahl am zweiten Tag auf 20 – 25 steigern können.
Diesen Prozess umzukehren ist kein Hexenwerk, denn wir alle tragen das Potenzial in uns. Es bedarf einer Veränderung unserer Denkmuster und Denkgewohnheiten. Manchmal ist der Weg dorthin mühsam und anstrengend. Es lohnt sich jedoch, wenn man sich die positiven Auswirkungen vor Augen führt, die mehr Kreativität für den Einzelnen und die Gesellschaft mitbringen.