Ob jemand innovative Lösungen entwickeln kann, hängt auch davon ab, wie das Problem definiert wird und ob das richtige Problem erkannt wird.
„Wie“ bedeutet hierbei, aus welcher Perspektive das Problem formuliert wird. Unterschiedliche Problemformulierungen machen unterschiedliche Problemformulierungen denkbar.

Seifenkrieg und Problemperspektiven

Ein interessantes Beispiel – überliefert von einem meiner Lehrer aus Kanada – ist der Seifenkrieg aus den 1960ern Jahren in den USA zwischen Procter&Gamble und Colgate. Colgate war damals mit einer Seife mit grünen Streifen namens Irish Spring sehr erfolgreich am Markt. Die Entwicklungsabteilung von P&G zerbrach sich Monate lang den Kopf, wie sie eine bessere Seife mit grünen Streifen auf den Markt bringen könnte, um Colgate Marktanteile abzujagen. Durch mehrfaches Hinterfragen, wofür den eigentlich eine Seife mit grünen Streifen entwickelt werden sollte, kam eine neue Problemperspektive zum Vorschein. Es ging darum, eine erfrischendere Seife für den Kunden zu schaffen, die dieses Frischegefühl besser transportiert als Irish Spring von Colgate. Aus dieser Problemperspektive „Wie könnten wir eine erfrischende Seife erschaffen?“ waren nun andere Lösungen denkbar. Eine, die im Rückblick banal erscheint, damals aber den Durchbruch brachte, war es eine Seife mit blauen Streifen zu schaffen und diese Air Marin Coast zu nennen. Das Frischegefühl wurde also über die Assoziation des Meeres geschaffen.

Ein Wechsel der Problemperspektive kann oft vorher undenkbare Lösungen hervorbringen. Deshalb legen wir in einem creaffective Innovationsworkshop auch so viel Wert darauf, mehr als eine Problemperspektive zu generieren.

Burger und Pommes?

Ob das richtige Problem erkannt wurde, lässt sich oft nicht so einfach feststellen. Zumindest ist mir keine objektive Formel bekannt. Auch hier hilft es wieder, von einer Ausgangsformulierung mehrere weitere Problemformulierungen zu generieren und danach zu entscheiden, welche Problemformulierung es am besten trifft.
Durch das Betrachten verschiedener Problemformulierungen können Menschen manchmal wahrhaftig spüren, welche es „am besten trifft“ und was das wirkliche Problem ist.

Das unten stehende Video zeigt auf amüsante Weise, dass es Menschen gibt, die dieses Gespür nicht haben. Deshalb ist es meist von Vorteil, mit anderen Menschen gemeinsam ein Problem aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten.