In der Historie gibt es immer wieder Beispiele sogenannter „multiples“. Multiples sind Phänomene der gleichzeitigen Entdeckung und Erfindung. Das heißt zwei Menschen haben ungefähr zur gleichen Zeit unabhängig voneinander ähnliche Entdeckungen gemacht oder die gleichen Dinge erfunden.

David Wilcock schreibt in seinem Buch The Source Field Investigations:
One of the first comprehensive lists of multiples was put together by William Ogburn and Dorothy Thomas, in 1922, and they found a hundred and forty-eight major scientific discoveries that fit the multiple pattern. Newton and Leibniz both discovered calculus. Charles Darwin and Alfred Russel Wallace both discovered evolution. Three mathematicians “invented” decimal fractions. Oxygen was discovered by Joseph Priestley, in Wiltshire, in 1774, and by Carl Wilhelm Scheele, in Uppsala, a year earlier. Color photography was invented at the same time by Charles Cros and by Louis Ducos du Hauron, in France. Logarithms were invented by John Napier and Henry Briggs in Britain, and by Joost Bürgi in Switzerland.

Die beiden Technikhistoriker und Forscher Steven Johnson und Kevin Kelly besprechen dieses Phänomen in einem Wired-Interview aus dem Jahr 2010. In ihren beiden Büchern zur Historie der Technik und der Ideen (Where Good Ideas Come From, What Technology Wants) zeigen sie verschiedene Beispiele auf, in welchen Menschen unabhängig von einander an völlig verschiedenen Orten und Kulturen und vor Tausenden von Jahren definitiv ohne die Möglichkeiten des Telefons und des Internets zu ähnlichen Zeiten die gleichen Entdeckungen und Erfindungen gemacht haben: „Anthropologists have shown that the same inventions tended to crop up in prehistory at roughly similar times, in roughly the same order, among cultures on different continents that couldn’t possibly have contacted one another.

Hive Mind

Johnson und Kelly sprechen in Ihrem Dialog vom Konzept des „Hive-Mind“, der in der heutigen Zeit die Wahrscheinlichkeit von Innovation erhöht. Ich glaube jedoch, dass etwas anderes gemeint als der neudeutsche Begriff des Schwarm-Intelligenz, auch wenn die direkte Übersetzung von Hive-Mind das nahe legen würde. Hive-Mind ist ein sozialer Raum, der es Menschen ermöglicht Verbindungen untereinander zu knüpfen und Ideen auszutauschen: „If you look at history, innovation doesn’t come just from giving people incentives; it comes from creating environments where their ideas can connect.

Die beiden argumentieren auch, dass die meisten Innovationen durch diese Art des Austausches entstehen. Es ist also nicht das Genie, das sich in einem abgeschiedenen Raum begibt, sondern Menschen die sich untereinander austauschen und Ideen weiter entwickeln, auch wenn womöglich der finale Durchbruch alleine an einem ruhigen Ort passiert. Sie vergleichen diesen Hive-Mind mit einem Korallenriff, das einen Nährboden für die unterschiedlichsten Lebensformen bietet und diese anzieht.

Ressourcenverschwendung als wichtiger Treiber für Innovation

Dieses soziale Umfeld verfügt außerdem noch über eine Reihe von weiteren Eigenschaften:
Es lässt die Verschwendung von Ressourcen zu. Wir betonen in unseren Kreativitätstrainings und Innovationsworkshops immer wieder, dass Innovation per se kein effizienter Prozess ist, sondern viel Zeit benötigt, um heraus zu finden, was funktioniert und was nicht funktioniert.

Um herauszufinden, was funktioniert und was nicht funktioniert, muss ein Umfeld fehlertolerant sein. Das Umfeld muss es ermöglichen sogenannte „Fehler“ zu machen, um herauszufinden, welche Richtung funktioniert und welche Richtung nicht funktioniert. Das Problem bei Innovation ist es, dass wir vorab eben oft nicht wissen, was im Nachhinein funktionieren wird.

Kelly betont, dass es oft viel Schlechtes braucht, bis etwas Gutes entstehen kann: „Ten years ago, I was arguing that the problem with TV was that there wasn’t enough bad TV. Making TV was so expensive that accountants prevented it from becoming really crappy—or really great. It was all mediocre. But that was before YouTube. Now there is great TV! To create something great, you need the means to make a lot of really bad crap.

Innovation durch Übertragung von Gedanken aus dem „Source Field“

David Wilcock erforscht in seinem Buch das Konzept des Source Fields, eine Art Feld / Energieform, das den Geist der Menschen über die reine Körperlichkeit hinaus miteinander verbindet. Dazu gibt es bereits eine Vielzahl von empirischen Forschungen, die es im Westen allerdings eher schwer haben:
In Dr. Rupert Sheldrake’s classic The Presence of the Past, a variety of experiments support the idea that we are all accessing a common databank of information when we try to think about something—such as to solve a particular puzzle or problem—just like these inventors were doing. In one case, Sheldrake gave a difficult hidden-figure puzzle to random groups of people and timed how long it took them to solve it. Then the solution was revealed to two million viewers in a British television broadcast. Everyone watched as the hidden face of a Cossack emerged from the background—including his handlebar mustache. When Sheldrake then gave the puzzle to new groups in Europe, Africa and America who had not seen the original puzzle nor the British TV show with the answer, they nonetheless solved it much faster.

Bis vor einigen Wochen hätte ich persönlich diese Vorstellung vermutlich noch als esoterischen Quatsch abgetan. Wie es der Zufall so will bin ich genau zu Beginn eines mehrwöchigen Aufenthalts in China und Taiwan auf dieses Buch gestoßen worden. Besonders hier in Taiwan sind diese Vorstellungen jedoch alles andere als fremd, sondern allgemeines Kulturgut. Auch unter naturwissenschaftliche orientierten Ingenieuren und Wissenschaftlern ist es allgemeingültiges Gedankengut, dass es Seelen gibt, die über mehrere „körperliche“ Leben immer wieder in den Bereich der Seelen zurückkehren und danach in einem anderen Körper wiedergeboren werden.

Vielleicht gibt es also doch so etwas wie Inspiration und am Ende Innovation durch Gedankenübertragung?