Mein letzter Asien-Aufenthalt, war wie immer inspirierend und hat den Bloglesern bereits einen Artikel beschert, der sich mit der Frage beschäftigt, ob Innovation unter anderem auch durch eine Art von Gedankenübertragung statt finden kann.
Für einen chinesischen Kunden habe ich einige unserer Kreativitäts- und Innovationstrainings gegeben. Teil unserer Trainings ist auch eine Diskussion und Reflexion, wie und in welchen Kontexten Menschen (in einem Unternehmen) überhaupt kreativ sein können.
In der Diskussion betonten einige Seminarteilnehmer auch die Notwendigkeit, Inspiration zu erlangen. Im Chinesischen heißt Inspiration LingGan (靈感). Das Faszinierende an der Chinesischen Sprache ist, dass alle Zeichen eines Wortes auch einzeln einen Sinn ergeben und man aus einem Wort sehr schnell die Etymologie des Wortes erkennen kann. Das Chinesische Wort Inspiration setzt sich zusammen aus dem Zeichen für Seele (靈) und Gefühl (感) oder Bewegung. Wörtlich übersetzt ist die Inspiration im Chinesischen also das Gefühl oder eine Bewegung der Seele.
Ich habe ehrlich gesagt lange nicht darüber nachgedacht, woher sich das deutsche oder auch englische Wort Inspiration eigentlich ableitet. Bei einer genaueren Betrachtung zeigt sich, dass die Herleitung sehr ähnlich ist. Inspiration lässt sich als ein „Einhauchen durch Gott“ übersetzen.
Was zeichnet Inspiration aus?
Wenn ich an die Gespräche mit Seminarteilnehmern zurück denke und auch meine eigenen Erfahrungen zu Grunde lege, dann kann ich Inspiration beschreiben als eine Art Eingebung. Diese kann man wohl nicht absichtlich herbeiführen oder gar erzwingen und die Inspiration ist auch nur schwer kontrollier- oder steuerbar. Dennoch glaube ich, dass man etwas dafür tun kann, die Wahrscheinlichkeit für Inspiration zu erhöhen. Viele Menschen denken beim Begriff Kreativität an Inspiration und die Tatsache, dass man diese nicht erzwingen kann. In unseren Innovationsworkshops versuchen wir ja im Gegensatz dazu, ganz bewusst Ideen absichtlich herbeizuführen. Dies ist jedoch nicht mit Inspiration gleich zu setzen.
Ich denke, Inspiration benötigt vorab auch ein Verständnis des Problems, also die Frage auf was ich denn inspiriert werden möchte. Louis Pasteur hat in diesem Zusammenhang den schönen Satz geprägt, dass der Zufall den vorbereiteten Geist prägt.
Wie erlangt man Inspiration?
Auch hier gibt es vermutlich nicht das Patentrezept. Die meisten Menschen berichten, dass Sie sich in einem Zustand der inneren Ruhe, der Entspannung und der Angstfreiheit befinden, wenn die Inspiration sie erreicht. Das heißt, Inspiration benötigt vermutlich Zeit und vor allem unterbrechungsfreie Zeit, um in diesen Zustand überhaupt erst zu kommen. Viele Menschen beschreiben als Voraussetzung für Inspiration, dass man zuerst einmal „den Kopf frei bekommen müsse“. Im Jahr 2009 habe ich mit Franca Leeson auf der CREA-Konferenz in Italien ein spannendes Interview (Teil 1 und Teil 2) geführt, in dem wir der Frage nachgegangen sind, wie Meditation als Werkzeug dabei helfen kann, in den Zustand der Leere zu kommen, der dann das Entstehenden von etwas Neuem begünstigt.
In einem Gespräch in Taiwan letzte Woche ging es auch genau um die Frage, wie man das Gefühl der Seele, also diese Eingebung denn erreichen könne. Die für mich auf den ersten Blick überraschende Antwort meines Gegenübers war, dass man die Seele einfach darum bitten müsse, einem den Weg zu weisen. Dazu müsse man allerdings zuerst einmal seine Seele anerkennen und in Kontakt zu ihr stehen. Meditation könne wiederum ein Weg dazu sein.
Wie hoch ist die Qualität der Inspiration?
Eine Frage, die sich mir dann immer noch stellt ist die Frage nach der Qualität der Eingebung, die wir durch Inspiration erhalten.
Ein Grundprinzip der Ideenentwicklung und auch der Innovation ist es ja, auf eine gewisse Menge an Optionen zu gehen, da damit die Wahrscheinlichkeit erhöht wird, das unter den vielen Ideen auch qualitativ Gute Ideen sind. Die Krux mit dem Neuen ist ja leider immer, dass wir im Vorhinein nicht wissen, welche am Ende die qualitativ guten Ideen sein werden. Ich nehme es so war, dass Inspiration nicht viele Ideen, sondern wenige oder auch nur eine Idee liefert. Interessant wäre es nun für mich zu wissen, wie hoch die Qualität der durch Inspiration erhaltenden Ideen ist? Könnten wir uns durch Inspiration also viele Ideenentwicklungs-Sessions sparen?