Passend zum Thema des Monats August: Effektive Meetings möchte ich das wunderbare Buch von „The Art of Gathering – how we meet and why it matters“ Priya Parker vorstellen.
Aus meiner Sicht ein zeitloses Buch und für jeden relevant, der Menschen zusammenbringt. Damit ist es auch für Meetings im Unternehmenskontext interessant, aber eben nicht nur.

the art of gatheringParker ist von Beruf Event-Host für alle Arten von Veranstaltungen und Facilitator und hilft Menschen dabei,Veranstaltungen zu planen und auszurichten.

Kern des Buches ist die Frage, was eine gelungene Zusammenkunft von Menschen ausmacht und was es dafür braucht.

Sie betont die Bedeutung des Facilitators. Es reicht auch für Parties nicht, einfach Leute in einem Raum zu versammeln und zu hoffen, dass es schon irgendwie gut wird:
A facilitator is someone trained in the skill of shaping group dynamics and collective conversations. My job is to put the right people in a room and help them to collectively think, dream, argue, heal, envision, trust, and connect for a specific larger purpose.

Der Facilitator fungiert wie der Gastgeber und hat mehr Einfluss auf den Ablauf der Zusammenkunft als andere. Sie bezeichnet den Facilitator auch als „generous authority“.

Genauso wichtig, wie die Person des Facilitators ist der Zweck der Zusammenkunft. Dabei ist es egal ob es sich um eine Party oder Business Meeting handelt. Nach Parker ist auch Party nicht gleich Party, es kommt auf den Zweck an.
Den Zweck ernst zu nehmen hat Implikationen für alles andere, zum Beispiel auch die Frage, wen man einlädt und wen bewusst nicht, wie viele Menschen man einlädt und wo man sich trifft.

Faced with people who should not, in theory, be there but are hard to keep away, it can feel easier and more generous to go with the flow. But the thoughtful gatherer understands that inclusion can in fact be uncharitable, and exclusion generous.

Auch die Anzahl der Teilnehmer ist relevant für den Zweck. Manche Ziele lassen sich in kleineren oder größeren Gruppen besser erreichen:
For every gathering purpose, there is a corresponding ideal size. There is no magic formula for the chemistry of what happens in a room; it’s not scientific. And yet the size of a gathering shapes what you will get out of people when you bring them together.

Für Besprechungen im Unternehmenskontext mag viele manchmal im Autopilot laufen, aber auch hier kann es sich lohnen, sich über diese Dinge Gedanken zu machen. Das Buch ist eine wunderbare Einladung und Anleitung dazu mit vielen kurzen Anekdoten, die Parkers Punkte verdeutlichen. Im Gegensatz zu manch anderen amerikanischen Business-Büchern empfinde ich die Inhalte und Erkenntnisse auch auf andere Kontexte übertragbar. Das liegt vielleicht auch daran, dass Parker viel international arbeitet.

Zusammenkünfte als alternative Welt

Besonders resoniert hat bei mir Parkers Beschreibung einer Zusammenkunft als eine temporäre Alternative zur „normalen Welt“. Für diese Alternativwelt können andere Regeln gelten, die den kulturellen Gepflogenheiten bewusst widersprechen, um einen bestimmten Effekt zu erzeugen. Diese Regeln kann man bewusst schaffen und nutzen, zum Beispiel um Menschen in einen echten Austausch zu bringen.

Das all die Erkenntnisse von Parker oft nicht zum Handwerkszeug von „Profis“ gehören, kann man gut am Beispiel von Businesse-Konferenzen sehen. Es ist für mich immer wieder frappierend, wie wenig Augenmerk Konferenz-Anbieter darauf legen, die Teilnehmer wirklich in einen Austausch zu bringen. Statt dessen entscheidet der Zufall in der Kaffee-Schlange ob und mit wem man ins Gespräch kommt, vorausgesetzt man ist extrovertiert.

Nowhere is puffed-up phoniness more palpable than at conferences. Nowhere else is the chance to have conversations across borders, identities, and professions so often wasted.