Auf Arte Future gibt es im Moment die phantastische Reihe „Was tun? Antworten für die Zukunft!„. Dabei kommen Philosophen, Forscher, Politiker, Künstler und Unternehmer mit Ihrer Sichtweise zu Wort, was wir tun können, um die Zukunft für unseren Planeten besser zu gestalten. Interessant zu sehen ist, dass jeder der Interviewten eingangs festhält, dass wir momentan mit unserem menschengemachten Wirtschaftssystem, das auf unbegrenzten Wachstum unter Ausbeutung endlicher Ressourcen basiert, unseren Planten an die Wand fahren werden.
Dies liegt vor allem daran, dass die einzelnen Akteure unseres Wirtschaftssystems die Vorteile ihres Handelns für sich verbuchen können und die Nachteile ihres Handelns auf die Gesellschaft abwälzen können. Man spricht hier auch von negativen Externalitäten.
Da die Wirtschaft und unser Handeln in vielerlei Hinsicht global geworden sind, sind auch die Herausforderungen global und äußerst groß in ihrer Dimension. Es ist sehr viel Kreativität gefragt, neue funktionierende Lösungen für die Welt zu finden.

Einig sind sich die meisten Interviewten auch darin, dass unsere momentanen Regierungen nicht in der Lage sind, die Probleme zu lösen, ja auch nur anzugehen. Alle schreien nach weiterem Wirtschaftswachstum und einem weiter wie bisher. Dies liegt teilweise auch an den demokratischen Staatsverfassungen, die Politiker meist nur von Wahl zu Wahl denken lässt und damit die wohl unbequemen aber nötigen Veränderungen für unseren Planeten unmöglich machen. Otto Sharmer bezeichnet in seinem neuen Buch „Leading from the Emerging Future“ die Verfassung der Gesellschaften in den meisten Ländern als Society 3.0. Diese dritte Evolutionsstufe der Gesellschaft ist von Interessensgruppen geprägt, die versuchen für ihre Stakeholder die Kräfte des Marktes einzudämmen und die Situation für die Mitglieder der jeweiligen Interessensgruppe positiv zu beeinflussen. Nach Sharmer ist eine der Hauptlimitationen dieser dritten Stufe der gesellschaftlichen Evolution, dass sie auf negative Externalitäten nur reagieren kann, jedoch kaum in der Lage ist positive Externalitäten zu generieren, da der Blick meist nur auf die eigene Interessensgruppe fällt.

Jeder einzelne von uns mag sich vor dem Hintergrund dieser riesigen Herausforderungen ohnmächtig fühlen. Was kann man als einzelner schon tun? Die Herausforderungen sind so gewaltig, dass doch die Regierungen entschlossen handeln müssen.

„Einzelne können Prozesse in Gang setzen, die vorher unvorstellbar erschienen.“

Interessante Schlussfolgerung wiederum von fast allen der 20 Porträtierten der Was Tun?-Reihe ist, dass der Einzelne sehr wohl etwas tun kann, ja sogar der Schlüssel ist, damit sich etwas verändert.
Franz Josef Radermacher, von dem auch das obige Zitat stammt, stellt in seinem Beitrag folgende Rechnung auf: Wenn eine Person in einem Jahr nur einen Menschen von einer Idee überzeugen kann und die überzeugte Person wiederum in nächsten Jahr eine weitere Person überzeugen kann, dann hätten wir nach 33 Jahren auf diese Weise die ganze Menschheit erreicht. Egal, ob diese Rechnung genauso aufgeht, was sie zeigt ist, welchen Einfluss jeder von uns haben könnte und kann. Gezeigt hat sich die Macht von Einzelnen, die für eine Idee einstanden in letzter Zeit oft, sei es im arabischen Frühling, sei es Gandhi oder eine Vielzahl von anderen Einzelnen, die eine Bewegung gestartet haben.

Sein authentisches Selbst finden als Voraussetzung

Damit Einzelne das Eintreten für eine Idee auch wirklich durchhalten kann, braucht es vor allem zwei Dinge, die auch für Kreativität zentral sind: Leidenschaft und Ausdauer. Ohne Motivation ist es fast unmöglich kreativ zu sein, ohne Ausdauer und Disziplin wird man eine Idee nicht zur Umsetzung bringen.

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Wie wir diese Ausdauer und Leidenschaft erreichen, dazu gibt Kathleen Taylor in einem sehr berührenden Vortrag auf TED Hinweise. Sie arbeitete lange als Sterbebegleiterin. Menschen die wissen, dass sie nicht mehr lange unter uns weilen werden haben die positive Eigenschaft, dass sie nicht mehr in der Lage sind, Bullshit zu erzählen und wirklich sie selbst sind. In ihren Gesprächen mit Menschen in den letzten Zügen ihres Lebens war dies auch der Punkt, den die meisten rückblickend sehr bedauerten: „I wish I had the courage to live a life true to myself and not the life that others expected of me.“ Taylor fordert uns dazu auf, unser wahres authentisches Sein, nicht erst am Ende unseres Lebens zu entdecken und zu leben, sondern den Mut zu haben, dies so früh wie möglich zu tun. Damit schaffen wir es auch die Frage zu beantworten die Edward Norton als Erzählstimme in dem Film Fight Club gestellt hat: „Why do we work at jobs we hate, to buy things we don’t need, to impress people we don’t even like?“ Wenn wir uns erlauben authentisch wir selbst zu sein, dann wird sich auch die Frage, was man mit seinem Leben sinnvollerweise tun soll erledigen: „what you are supposed to be doing with your life will flow from what you truly are„, sagt Taylor. Menschen die authentisch sein können, haben dann auch die Energie, Motivation und Ausdauer mit ihrer Kreativität andere zu verändern. Damit ist jeder Einzelne der größte Hebel für positive Veränderung auf und für diesen Planeten. Ich wünsche uns allen den Mut dazu!