strategische-innovationsberatung„Ich weiß, was Du brauchst.“ Dieser Satz löst die verschiedensten Reaktionen aus – und stimmt in den seltensten Fällen. Vielleicht wissen Eltern, was ihre Kinder brauchen. Doch oft wissen Entwicklungshelfer oder Konzerne nicht, was tatsächlich in der Welt gebraucht wird. Gerade bei der Produktentwicklung ist in den vergangenen Jahren deshalb eine Methode in aller Munde: Das Design Thinking. Alles befindet sich im Wandel. Getrieben durch die Digitalisierung und disruptive Technologien, möchten Unternehmen neue Standbeine und Produkte entwickeln. Design Thinking soll ihnen dabei helfen. Wie das tatsächlich funktioniert und wie damit dem Problem der hohen Sterblichkeit von Frühgeborenen in entlegenen Gegenden dieser Welt begegnet wird, möchte ich heute erläutern.

Schnelle Lösung oder Ursachenforschung?

Doch fangen wir von vorne an. Wir haben gelernt: Lösungsorientiertes Arbeiten ist wichtig. Oft vernachlässigen wir dabei aber die grundlegende Frage: Was ist denn überhaupt die Ursache des Problems? Hier greift die Methode des Design Thinking. In mehreren variabel wiederholbaren Schritten durchleuchtet sie die Herausforderung. Am Anfang geht es darum, die Zusammenhänge zu verstehen, im Anschluss erfolgt die genaue Beobachtung des Themas. Verschiedene Phasen der Synthese, Ideenentwicklung, Prototyperstellung und Vertestung folgen.

Wenn es plötzlich nicht mehr nur um mich geht

Sobald wir anfangen, gut gemeinte Ratschläge für andere zu erteilen oder als Unternehmen Produkte für einen ganzen Markt bereitzustellen, muss der Horizont deutlich erweitert werden. Privatpersonen wie Firmen gehen oft von einem gewissen Istzustand aus, treffen Annahmen und versuchen daraufhin eine Lösung  bereitzustellen. Doch die Welt sieht oftmals ganz anders aus.

Das Unternehmen Embrace Innovations beispielsweise ist neue Wege gegangen und hat gut beobachtet. Noch als Studenten sahen sie, dass in vielen Ländern eine unzureichende klinische Versorgung von Frühgeborenen herrscht. Die Sterblichkeitsrate bei Frühchen ist in Indien beispielsweise recht hoch. Auch andere Organisationen hatten sich zu dieser Zeit überlegt, wie sie indische Krankenhäuser mit Brutkästen versorgen können, um damit dem Problem zu begegnen. Sie hatten sich kundig gemacht, wie Brutkästen günstig zu produzieren und flächendeckend einzuführen seien.

Des Pudels Kern – Beobachtung vor Ort

Um das Thema jedoch genauer unter die Lupe zu nehmen, flogen die Studenten und künftigen Gründer von Embrace Innovations nach Indien, besuchten vor Ort Krankenhäuser und führten Gespräche mit Ärzten. Überraschenderweise stellten sie schnell fest, dass viele Krankenhäuser durchaus gut mit Brutkästen bestückt waren- diese sich jedoch in leeren Räumen stapelten. Die Frage nach günstigen Brutkästen ging daher fehl. Es gab ein vollkommen anderes Problem. Auf Grund mangelnder Infrastruktur erreichten die betroffenen Familien mit den Neugeborenen die Krankenhäuser oft nicht schnell genug, um den Brutkasten zu nutzen. Auch stehen kulturelle Bedürfnisse und die hohen Kosten für die tatsächliche Nutzung der Kästen entgegen. Die Familie trägt das Kind am Körper und würde es nicht in einen Kasten „abgeben“ und könnte sich das auch meist nicht leisten. So entwickelte das Unternehmen eine Art Wärmeschlafsack, der das Kind mobil bei 37 Grad Körpertemperatur halten kann und gleichzeitig die Bedürfnisse der Bevölkerung nicht vernachlässigt. Diese Wärmebeutel sind kostengünstig zu produzieren und einfach sowie lokal in den Dörfern vorzuhalten und weiterzugeben.

Beispiele wie diese gibt es viele. Die anwenderzentrierte Beobachtung liefert wertvolle Erkenntnisse und eröffnet vollkommen neue Sichtweisen und Lösungsmöglichkeiten. Doch das Thema Design Thinking an sich ist nicht neu, es erfährt im Moment eine Art Renaissance. Da es eine breite Anzahl an Kreativitätsmethoden gibt, sollte in dem Zusammenhang immer abgeklärt werden, welche Methode für die persönliche Herausforderung die richtige ist. Wir von creaffective beraten Sie dabei gerne.