Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Nikola_Tesla
Unter den bekannten Wissenschaftlern, Erfindern und Unternehmen sind Exzentriker nicht gerade selten. Aber selbst unter den schrägen Gestalten ragt eine Person deutlich hervor: Nikola Tesla. Um den kroatischen Erfinder ranken sich Legenden, die auch in der Populärkultur wieder und wieder aufgegriffen werden. Um nur zwei Beispiele zu nennen: In Christopher Nolans Film „Prestige“ mit Christian Bale und Hugh Jackman sucht letzterer den missverstanden Tesla auf, um von dessen mysteriösen wissenschaftlichen Errungenschaften zu profitieren. In der Computerspiel-Reihe Command & Conquer: Red Alert kommen von Tesla für die Sowjetunion hergestellte elektrische Waffensystem vor. Auch Elon Musks Firma Tesla Motors verweist auf den berühmten Erfinder.
Was machte Tesla so berühmt? Und was steckt wirklich hinter seinen erfinderischen Aktivitäten? Es folgt ein kurzer Einblick in sein Leben.
Tesla wurde 1856 als Sohn serbischstämmiger Eltern in Kroation geboren, was damals zur Doppelmonarchie Österreich-Ungarn gehörte. Daher lernte er in der Schule unter anderem Deutsch und besuchte später die Technische Hochschule Graz, ohne jedoch das Studium zu vollenden. Um überhaupt studieren zu können bedurfte es erst ein Unglück: nur durch einen Tuberkolose-Ausbruch konnte er sich vor einer Priesterausbildung retten, zu der ihn sein orthodoxer Vater drängen wollte.
Ein genialer Erfinder und Selbstdarsteller…
Akademische Studien schienen bei dem jungen Tesla wenig Interesse zu wecken. Er fühlte sich zu praktischerer Arbeit hingezogen und zeigte außerordentliches Geschick als Maschinenbauer und Elektriker. So kam er zum Firmenimperium von Thomas Alva Edison und zog erst nach Paris und dann nach New York.
Nachdem ihm dort eine Gehaltserhöhung verweigert wurde machte er sich selbstständig und begann mit seinem erfinderischen Werk. Bekannt wurde er für seine Arbeit im Bereich der Wechselspannung, wodurch er im sogenannten Stromkrieg seinem ehemaligen Arbeitgeber Edison gegenüberstand. Tesla dachte aber weiter und beschäftigte sich mit drahtloser Energieübertragung. Er war fasziniert von der Entdeckung des deutschen Physiker Heinrich Hertz, laut der man per Strom Radiowellen erzeugen kann (aus diesem Grund wird es auch Rundfunk genannt, auf die ursprünglichen Funken anspielend). Für Tesla bedeutete das die Möglichkeit der Übertragung von Energie über Entfernungen hinweg. Diese Idee sollte ihn nicht wieder loslassen.
1893 demonstrierte Tesla vor dem Franklin Institute in Philadelphia das Prinzip des Rundfunks. Wie später auch gerichtlich festgehalten wurde, war Tesla mit seinen Patenten einer der Väter der Radiotechnik. Dabei stellten diese Patente nur einen kleinen Teil seines Nachlasses dar: Zu seinem Lebensende hielt er um die 300 Patente. Die einflussreichsten beschäftigten sich mit Elektrizität und Radiowellen, er hatte aber auch andere Ideen wie Strahlenwaffen, Faxgeräte und die Nutzung von Abgasen zur Energiegewinnung.
Was ihn noch bekannter machte als seine erfinderischen Tätigkeiten war seine herausragende Selbstdarstellung. In New York nahm diese die Form von Selbstversuchen an, bei denen Tesla zwischen zwei Elektroden Flammenzungen am eigenen Körper züngeln ließ. Zu dieser Zeit bekam er auch den Namen „Zauberer der Elektrizität“. In Colorado Springs und später wieder in der Nähe von New York (Wardenclyffe) führte er spektakuläre Versuche durch. Sein abgelegenes Labor in Colorado Springs gehört fest zu seinem Mythos, weshalb es natürlich auch in dem schon erwähnten Film „Prestige“ nicht fehlen durfte.
Die Kehrseite seiner erfolgreichen Selbstdarstellung war aber auch eine maßlose Selbstüberschätzung. Viele seiner Ideen und Erfindungen waren nicht durchdacht oder ausgereift. Und er konnte kaum etwas davon zu Geld machen.
…aber kein Unternehmer
1886 tat sich Tesla mit zwei Geschäftspartnern zusammen, gründete die Tesla Electric Light and Manufacturing Company und entwickelte eine verbesserte elektrische Bogenlampe. Schon kurz danach wurde von seinen zwei Partnern aus der Firma gedrängt, ohne finanzielle Entschädigung.
1887 gründet er die Tesla Electric Company, mit dem Ingenieur George Westinghouse als Galleonsfigur. Im Rahmen dieser Tätigkeit patentiert Tesla 1888 seinen „elektromagnetischen Motor“. Westinghouse und Edison lieferten sich in den folgenden Jahren einen unerbittlichen „Stromkrieg“, aus dem die Wechselspannung als Sieger hervorging. Tesla erhielt für sein Patent 100.000$, aber keine dauerhaften Zahlungen. So konnte Tesla nicht wirtschaftlich von diesem Sieg profitieren.
Der Traum von der grenzenlosen Energie
Dass Tesla keinen unternehmerischen Erfolg hatte lag vielleicht nicht nur an einem Mangel an wirtschaftlichem Gespür. Durch seine Forschung zu Radiowellen hatte er die Idee bekommen, große Mengen an Energie verlustfrei durch Wellen zu übertragen. Physikalisch war das ein Ding der Unmöglichkeit, und vielleicht zeigte sich hier ein Mangel an physikalischem Grundwissen. Tesla jedenfalls folgte diesem Traum, weshalb er sogar die praktische Nutzung der Radiowellen als „Abfallprodukt“ seiner eigentlichen Forschung ansah. Derweil erhielten Guglielmo Marconi und Ferdinand Braun den Physik-Nobelpreis für die Erfindung des Rundfunks. Erst 1943, ein halbes Jahr nach Teslas Tod, bestätigte ein amerikanisches Gericht, dass die Technik zu großen Teilen auf seinen Patenten beruhte.
Seine Energieforschung brachte wiederholt Rückschläge, immer wieder ging ihm das Geld für seine extravaganten Versuche aus. Er erhielt von J.P. Morgan als letztem Investor Geld, versprach diesem dafür den Aufbau einer mächtigen Kommunikationsstation (inklusive der Möglichkeit, Musik und Faxe zu übertragen), dachte aber anscheinend immer nur an sein Weltenergienetz, von dem er keine Ahnung hatte, wie es technisch funktionieren soll. 1901 berichtete er, dass er Signale vom Mars empfangen habe und sprach von einer unendlichen „Umgebungsenergie“, die man nur anzapfen müsse. Mit der Zeit verlor er so einen Großteil des Respekts sowohl der Investoren als auch anderer Forscher und Erfinder.
Letztendlich starb Tesla weit weniger anerkannt, als er es hätte sein können. Immerhin hatten ihm ganze zwölf Universitäten einen Ehrendoktor verliehen, und 1960 wurde sein Name als Bezeichnung für die physikalische Einheit der magnetischen Flussdichte eingeführt. Trotzdem bleibt der Eindruck, dass er sich in vielerlei Hinsicht selbst im Weg stand.
Und die Lektion für uns? Nikola Tesla kann als Beispiel für das Phänomen gelten, wenn ein Erfinder (oder Unternehmer) zu sehr ein eine Idee verliebt ist. Viele Unternehmer rühmen sich, Rückschläge noch und nöcher wegstecken zu können, weil das zum Erfolg dazugehört. Aber man hört meistens nur von denen, die am Ende tatsächlich Erfolg hatten. In Fall von Teslas Energieübertragung ist völlig klar, dass die Rückschläge keine Stolpersteine auf dem Weg nach oben waren, sondern ein klares Indiz dafür, dass die Technik nicht funktionieren kann.
Man muss geliebte Ideen auch aufgeben können.