Weiterbildung oder konkreter die „berufliche Weiterbildung“ ist laut Wikipedia jeder Bildungsvorgang, der eine vorhandene berufliche Vorbildung vertieft oder erweitert. So weit so gut. Nehmen wir diesen Satz mal semantisch auseinander, dann geht es also um „Vertiefung“ und „Erweiterung“ von Vorbildung. Bezieht es sich wirklich nur auf Vorbildung? Wenn ja, stelle ich mir die Frage, wo das „Weiter“ in Weiterbildung steckt. Ist es lediglich das „Er-weiter-n“ von Wissen?
Leider beobachte ich im Traineralltag, dass sehr viele Teilnehmer sich darauf beschränken in der Weiterbildung das „Vertiefen“ oder „Erweitern“ von bereits vorhandenem Wissen zu verstehen. Oder wie ich immer mal in Bewertungsbögen lese: Einige Menschen sehen alles als nutzlos an, was nicht direkt in ihren Tätigkeitsbereich fällt oder sie, am besten ab Morgen, bei Ihrer Arbeit unterstützt. Ich finde das sehr schade! Ich für meinen Teil verstehe unter Weiterbildung auch das Vertiefen und Festigen von Fähigkeiten, Methoden, Wissen. Aber gleichzeitig sehe ich im „Weiter“ von Weiterbildung, das Blicken über den eigenen Horizont, Tellerrand oder Aufgaben- und Zuständigkeitsbereich.
Klar kann schnell der Eindruck entstehen, dass mich die neu gelernte Technik, der Impuls oder gar das ganze ein- oder mehrtägige Training im Alltag nicht sofort „weiterbringt“. Das ist auf den ersten Blick vielleicht auch bei vielen Trainings so, die in erster Linie weniger „Vertiefen“ sondern vielmehr „Erweitern“ möchten. Erweitern heißt in meinen Augen vor allem „weiter“ – also nach oben oder nach vorne und sich nicht auf der Stelle drehen. Jede Schulung, jeder Vortrag, der mich nachdenken oder reflektieren lässt, ist für mich wertvoll. So bewerte ich für mich Weiterbildung: „Gut ist, was mich weiterbringt.“
Ich muss das „Weiter“ aber auch wollen. Mich verändern wollen! Die Impulse, Techniken oder was auch immer anwenden, auf mich und mein Umfeld anpassen, bestenfalls sogar selbst weiterentwickeln wollen. Für mich steckt in Weiterentwicklung ganz viel Wollen! Ohne das geht es nicht. Ehrlich gesagt, ärgern mich Bewertungsbögen, in denen steht: „Das war ein tolles Training, aber das Gelernte kann ich im Alltag nicht anwenden.“ Unsere Themen bei creaffective, wie Kreativität und Innovation, sind wichtig und wir geben immer Hilfestellungen, wie die Methoden und v.a. die Haltung in den Alltag eingebracht werden können. Und nein, sag nicht, du kannst das nicht in deinen Alltag einbringen. Jeder kann etwas ändern, wenn auch erstmal nur im Kleinen – in deinem direkten Umfeld, bei dir selbst.
Wenn wir uns nur „Weiterbilden“, um einen Status Quo zu verbessern, dann ist das zu wenig. Auch für die Aufgaben, die in Zukunft auf uns zukommen werden. Wenn ich für mich spreche, dann liebe ich es, außerhalb meines Tätigkeitsbereiches, außerhalb meiner „Komfortzone“ zu blicken. Ja, diese Zone bauen wir uns bewusst oder unbewusst auf. Ich will wachsen und zwar nach oben (das ist nicht auf Hierarchie oder Karriere bezogen) oder nach vorne und dafür braucht es auch mal eine Auseinandersetzung mit ungewohnten Themen. Nur in die Tiefe zu bohren und vielleicht dadurch auf Öl zu stoßen, reicht mir persönlich nicht. Ich würde mich freuen, wenn sich die Teilnehmer mit ihrer Weiterbildung auseinander setzen und überlegen, was sie daraus für ihre Zukunft ableiten können. Mein Appell direkt an euch: Schaut in die Zukunft, nicht nur auf heute. Dann werdet auch ihr euch weiterbilden und daran wachsen.
Dieser Beitrag ist bewusst etwas überspitzt und provokant. Er soll zum Nachdenken anregen.