Manchmal gibt es Dinge, die klingen zu schön, um wahr zu sein. Wäre es nicht schön, eine Art Wundermittel zu haben, mit extrem fettlösender Wirkung mit dem man verschiedenste Oberflächen reinigen kann mit stark antibakterieller Wirkung. Darüber hinaus kann es als Dünger verwendet werden und sogar Wundheilung beschleunigen. Selbstverständlich ist es aus 100% natürlichen Materialen ohne irgendwelche schädlichen Effekte für die Umwelt. Natürlich ist es kostenlos und kann von jedem selbst hergestellt werden.
Klingt ein wenig wie aus dem Märchen. Und doch gibt es diese Substanz:
Es handelt sich um ein „Öko-Enzym“, von der Thailändischen Forscherin Dr. Rosukon „entdeckt“, das als Resultat eines dreimonatigen Fermentationsprozesses von pflanzlichen ungekochten Küchenabfällen, braunem Zucker und Wasser entsteht. Es handelt sich um eine säuerliche flüssige Substanz (mit der chemischen Bezeichnung: CH3COOH), die geruchlich ein wenig an Essig erinnert.
Das „Öko-Enzym“ oder „Müll-Enzym“ (weil es aus Küchenabfällen hergestellt wird) wird seit einigen Jahren besonders im chinesisch-sprachigen Raum von der malaysischen Dr. Joean bekannt gemacht und im Rahmen vieler Vorträge und Youtube Videos vorgestellt. Von Dr. Joean gibt es auch eine dreisprachige Website, die das Öko-Enzym vorstellt: http://www.enzymesos.com
Einsatzgebiete des Öko-Enzyms
Beim Lesen der Website hat man in der Tat das Gefühl es mit einem Wundermittel zu tun zu haben. Die Einsatzgebiete sind äußerst vielfältig und man kann es – immer abhängig von der richtigen Verdünnung – für viele Bereiche verwenden:

  • Als Putzmittel im Haushalt für sämtliche Oberflächen als auch für Rohrleitungen
  • Als Reinigungsmittel für Autos
  • Als Reinigungsmittel zur Körperpflege und zum Haare waschen
  • Als Wasserreiniger für verschmutzte Gewässer
  • Als Dünger und Mittel zur Bodenaufbereitung
  • Als Katalysator zur Wundheilung.

Ich schreibe diesen Artikel nun nachdem wir selbst einige Liter des Öko-Enzyms hergestellt haben und nun in den letzten sechs Monaten eigene Erfahrungen damit machen konnten. Wir persönlich haben es verwendet als Putz- und Reinigungsmittel und es auch im Garten zur Pflanzendüngung- und Stärkung mit großem Erfolg eingesetzt.

Die Herstellung

Die Herstellung des Enzyms ist denkbar einfach.
Auf der Website Enzymesos wird das Vorgehen im Detail beschrieben.
Die unten stehenden Illustration zeigt die Grundlegende Vorgehensweise und die notwendigen Zutaten.
Eco-enzyme-production
Bildquelle: http://www.enzymesos.com
Man braucht dann lediglich 3 Monate Geduld, bis der Fermentationsprozess abgeschlossen ist. Gerade in den ersten Wochen muss man die entstehende Gase entweichen lassen und die Inhalte umrühren.
Sehr empfehlenswert ist auch ein englischsprachiges PDF-Booklet, das alle Informationen noch einmal zusammen fasst und Fallbeispiele der Anwendung vorstellt.

Die Welt retten mit dem Öko-Enzym?

In einem der Videos auf dem Youtube-Kanal (leider fast ausschließlich auf Chinesisch) der Organisation wurde das Enzym einmal als ein Beitrag zur Rettung der Welt bezeichnet. Als einen positiven Beitrag zur Verbesserung der Welt kann man es sicherlich betrachten: Der Einsatz des Enzyms kann die Verwendung Substanzen mit umweltschädlichen Nebenwirkungen überflüssig machen oder stark verringern, wie z.B. chemische Reinigungsmittel und Pestizide.
Interessant ist auch, wie in Malaysia und Thailand die Herstellung organisiert wird. Es gibt keine Organisation mit wirtschaftlichen Interessen, die dahinter steht. Statt dessen handelt es sich um Non-Profits und viele Freiwillige: In Malaysia und Thailand wird häufig mit Altenheimen zusammen gearbeitet zur Herstellung. Unter Anleitung werden die alten und oft einsamen Menschen in den Herstellungsprozess eingebunden und sind für mehrere Monate verantwortlich den Fermentationsprozess zu überwachen und das Öko-Enzym herzustellen. So wird der Herstellungsprozess mit einem sinnvollen gesellschaftlichen Projekt verbunden. Die fertige Flüssigkeit wird dann abgefüllt und verschenkt, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

Frugale Innovation

Aus Indien kommt der Begriff der frugalen Innovation, eine Art der Innovation bei der mit aller einfachsten Mitteln etwas Neues geschaffen wird, das nützlich ist. Das Öko-Enzym ist für mich ein schönes Beispiel dafür.
Das Aussehen und der Herstellungsprozess machen es vermutlich auf den ersten Blick jedoch nicht besonders sexy, weshalb es meiner Meinung nach sicherlich vieler Menschen wie Dr. Joean bedarf, die es bekannt machen.
In Ländern wie Deutschland gibt es zwar viele LOHAS, die gesund und nachhaltig leben möchten, gleichzeitig aber Teil der schicken Konsumwelt bleiben möchten. Die Aussicht in der eigenen Küche über Monate eine nicht wirklich appetitliche Masse anzurühren wird vermutlich nicht alle begeistern. Hier sehe ich noch das meiste Entwicklungs-Potenzial.
Außerdem hat das Öko-Enzym das Potenzial vielen etablierten Unternehmen, die jetzt Reinigungsmittel und Dünger herstellen, einen Teil ihres Geschäftes wegzunehmen, wenn es mehr Menschen nutzen würden. Das Mittel kann von jedem selbst zu nahezu Null kosten hergestellt werden und übertrifft in der Wirkung die meisten etablierten Produkte und ist dabei deutlich umweltfreundlicher. Vermutlich gibt es vor diesem Hintergrund auch von dieser Seite wenig Anreize, das Öko-Enzym bekannt zu machen.