Vielleicht ist es dem ein oder anderen Müncher, Wahl-Münchner oder Besucher schon aufgefallen. Aktuell gibt es in München eine Aktion der Münchner Kammerspiele, über die man bei einem Stadtspaziergang, im wahrsten Sinne des Wortes stolpert.
Zusammen mit dem Raumlabor Berlin, hat der neue Intendant der Münchner Kammerspiele, Matthias Lilienthal, sich ein Konzept überlegt um die neue Theater Saison zu eröffnen und gleichzeitig auf das münchner Wohnraumproblem aufmerksam zu machen.
Es handelt sich um Shabby Shabby Apartments, eine interaktive Architekturinstallation im öffentlichen Raum. Diese 23 spannenden Behausungen wurden von Künstlern aus der ganzen Welt gestaltet und rufen Passanten und Bewohner dazu auf sich auf eine neue und originelle Art und Weise mit einem „alten“ Thema auseinander zu setzen. Sie sind an verschiedenen Orten der Stadt installiert: vom Isarufer zur Maximilianstraße und man kann für 35€ pro Nacht, inklusive Frühstück dort übernachten. Es gibt keinen Strom und kein fließendes Wasser, dennoch bietet ein Dixi-Klo und ein Security Team das nachts ein Auge auf das Ganze hat den richtigen Komfort um die Stadt einmal neu zu erleben.
Wie „erfolgreich“ ist eine solche Idee?
Die Frage die ich bei dieser Aktion sehr spannend finde, ist die selbe, die sich auch oft in Bezug auf Kreativität und Innovation in Unternehmen stellt und zwar: wie kann der Impact einer solchen Aktion gemessen werden?
Das Ziel der Kammerspiele ist es, die Menschen wieder in Kontakt zu bringen und den Austausch darüber zu fördern, wie sie wohnen möchten und wie der öffentliche Raum genutzt werden sollte. Gleichzeitig prangert die Aktion auch die überteuerte Wohnungssituation in München an und veranschaulicht an dieser Stelle den Wunsch nach Veränderung.
Auf Facebook kann man die Erfahrungen über die Übernachtung in einer der Behausungen teilen und die Aktion wird von zahlreichen Veranstaltungen und Diskussionen begleitet. Diese und auch die Medienpräsenz dieser Aktion können Indikatoren der Reichweite und der Nachhaltigkeit sein und zeigen und wie viele Menschen „direkt“ teilgenommen haben. Zu diesen kann man natürlich auch alle neugierigen Passanten, die sich den Flyer durchlesen dazu zählen.
Die Antwort auf die oben gestellte Frage ist im Falle der Shabby Shabby Apartments ähnlich wie bei Kreativtrainings in Unternehmen: wenn sich in der Einstellung oder der Sichtweise des Einzelnen etwas verändert hat, hatte es auf jeden Fall schon mal einen gewissen Impact. Wie stark sich dieser auf eine Gesellschaft, eine Stadt oder ein Team auswirkt, hängt noch von anderen Faktoren ab.
Was braucht es damit langfristige Veränderung passieren kann?
Was passiert danach? Was verändert sich in der Stadt? Wie kann man sicherstellen, dass es nicht nur bei einer spannenden, Aufmerksamkeit erregenden, einmaligen Sache bleibt? Auch hier werde ich mit ähnlichen Fragen in Unternehmen konfrontiert, wenn ich gefragt werde: Wie können wir denn sicherstellen ob das in einem Kreativtraining erlernte Mindset und Wissen sich nachhaltig in das Unternehmen übertragen lassen wird.
Mein Gedanke zu beiden Themen ist, dass es sehr stakt von der Kultur des Unternehmens, beziehungsweise der Stadt abhängig ist. Man könnte behaupten, dass der Kontext, in dem bestimmte Aktionen, die Veränderung hervorrufen möchten stattfinden, ausschlaggebend für den Effekt dieser ist. Wie fruchtbar ist der Boden auf den diese Inspirationssamen fallen? Ist der Kontext eher Konservativ und Veränderung gegenüber verschlossen, wird es schwierig mit dem langfristigen Wechsel.
Welche anderen unterstützenden Aktionen wird es geben um diese Impulse weiter voran zu treiben? Hören die oberen Ebenen auf die Reaktionen? Was wird den Menschen an die Hand gegeben, damit sie selber weiter an der Veränderung arbeiten können? Auch das sind Fragen die für die Shabby Shabby Apartments und für Kreativtrainings gelten.
Ich bin auf die Antworten gespannt. Bis dahin werde ich auf jeden Fall noch versuchen eine Nacht in solch einer originellen Unterkunft verbringen zu können.