Als Sinologen und Japan-Fan interessiert mich besonders, welche Schätze sich in Punkto Kreativitätstechniken aus asiatischen Schriften heben lassen bzw. was die Kollegen aus China, Taiwan und Japan veröffentlichen, das wir hier im Westen wiederum nutzen könnten. Besonders aus der daoistischen Philosophie müssten sich spannende Ansätze ableiten lassen.
Leider waren meine Recherchen bisher nicht besonders fruchtbar.
Ein befreundeter japanischer Facilitator meinte kürzlich im Gespräch, dass die Japaner im Moment vor allem damit beschäftigt sind, die in den USA entwickelten Techniken und Publikationen dem japanischen Markt zugänglich zu machen. Auch die Forschungen in Taiwan und China orientieren sich sehr stark an amerikanischen Veröffentlichungen.

Unterschiede zwischen dem Westen und Asien
Es gibt Unterschiede, dazu gibt es auch Publikationen, die ich in den nächsten Wochen ansprechen möchte. Kann man dennoch so allgemein kategorisieren? Grundsätzlich nicht, alle Länder in Asien haben eine eigene Kulturgeschichte mit unterschiedlicher Entwicklung, sowie auch im Westen. Allerdings gibt es kulturraumübergreifende Gemeinsamkeiten. Gemeinsam ist zumindest den Chinesen, Taiwanesen und Japanern (ich glaube auch den Koreanern), dass sie sehr gruppenorientiert sind, dass Hierarchien eine sehr wichtige Rolle spielen und dass die Menschen allgemeiner wesentlich zurückhaltender mit Äußerungen sind.

Schriftlicher und langsamer
Sowohl für die Moderation von Kreativworkshops wie ich sie in Asien durchführe als auch für aus Asien stammende Techniken hat dies ein paar Konsequenzen:

Die Anwendung von Techniken wie z.B. Brainstorming mit Post its geht dort meist langsamer, die Wortmeldungen sind geringer, die Menschen überlegen länger. Oft ziehen es die Leute noch stärker vor als hier, etwas anonymer zu sein und Ihre Ideen z.B. in Form von Brainwriting auszudrücken.
Außerdem muss noch mehr Zeit in die Schaffung eines kreativen Klimas investiert werden. Es dauert länger, bis das Vertrauen aufgebaut ist, sich wirklich frei äußern zu dürfen und bis die Teilnehmer warm geworden sind, auch abwegigere Dinge zu äußern.

Betonung der Intuition
In einem Buchbeitrag aus den frühen 1990ern betonen Torrance, Goff und Okabayashi, dass zumindest die Japaner wesentlich stärker mit bildhaften und intuitiven Elemente arbeiten und auch in der technischen Branche analytische Denkprozesse einen wesentlich geringeren Stellenwert bei der Entwicklung neuer Lösungen haben, als im Westen. Exemplarisch dafür nennen Sie die KJ-Methode nach Jiro Kawakita und die NM-Methode nach Masakazu Nakayama, die am ehesten der auch im Westen bekannten Synectics Methode ähneln. Leider muss ich gestehen, dass mir die schriftliche Beschreibung der Methoden nicht weiter hilft, aber ich hoffe, dass sie mir bei meinem nächsten Japanbesuch jemand erklären und zeigen kann.
Ein weiterer Unterschied, der sich auch aus der Gruppenorientierung erkl