Auf den ersten Blick mag vielen dieser Zusammenhang vielleicht nicht sofort offensichtlich erscheinen. Kürzlich bin ich auf einen sehr interessanten wissenschaftlichen Artikel zu diesem Thema gestoßen, der auf die Verbindung von Risikomanagement und Kreativitätstechniken eingeht.

Durchführungsbasiertes Risikomanagement
Im englischen Original wird hier von performance based risk management gesprochen. Dieses zeichnet sich im Gegensatz zum verordnenden Risikomanagment dadurch aus, das die einzelnen Tätigkeiten zur Gefahreneindämmung nicht genau vorgegeben sind, sondern nur relativ abstrakte Denkvorgaben gegeben werden, wie z.B. die Gefahr identifizieren, das Risiko bewerten und das Risiko kontrollieren. Ziel dieser Art des Risikomanagements ist es, das Problem auf einer möglichst hohen Ebene zu beseitigen also sozusagen an der Wurzel zu eliminieren.
Im Artikel wird das Beispiel von Hometrainern (Fahrrädern) gebracht, bei welchen Kinder immer wieder die Finger zwischen Laufrad und Kette / Seilzug bekommen. Anstatt zu überlegen, wie man den Zugang zum Seilzug besser schützen könnte, kann die Überlegung hier auch in die Richtung gehen, zu fragen, wie man einen Hometrainer komplett ohne Seilzug oder Kette bauen könnte. Damit wäre die Gefahr auf einer höheren Ebene beseitigt.

Schuldzuweisungen und die Unfähigkeit, bestehende Muster zu verlassen
Zwei Ursachen verhindern laut Autor die Elimination der Gefahren auf hoher Ebene immer wieder: In der Analyse von Problemen wird gerne große Aufmerksamkeit darauf gelegt, die Schuld beim Opfer zu suchen. Das zweite noch größere Problem ist die mentale Schwierigkeit, aus bestehenden Analysemustern auszubrechen und geistig Gefahren bergende Elemente, z.B. des Hometrainers wegzulassen (zu eliminieren) und trotzdem einen Funktionierenden Hometrainer zu haben. Hierbei fällt es den Menschen erstens schwer, ihre sofortige Beurteilung (das kann aus folgenden Gründen nicht funktionieren…) zurück zu halten und eine Idee erst einmal zu entwickeln, auch wenn es auf den ersten Blick absurd erscheint. Zweitens fällt es sehr schwer, überhaupt bestehende logische Denkmuster zu verlassen.

Unterstützung durch laterale Techniken
Der Autor spricht ein Problem dieses Risikomanagements an, dass sich in der kreativen Problemlösung immer stellt. Hat man einmal eine neue Lösungsmöglichkeit gefunden, dann ist diese im Nachhinein betrachtet offensichtlich und logisch. Der Weg dorthin ist allerdings meist absurd, unlogisch und durch logische Analyse nicht zu erreichen. Im Gegenteil, wir benötigen etwas, dass uns aus unserer bisherigen Denkbahn wirft und an eine Stelle bringt, wo uns unser bisheriges Denken nicht hilft bzw. wo wir durch bisheriges Denken niemals hingekommen wären. Hier müssen wir nun durch Herumprobieren versuchen, einen Rückbezug zur Problemlösung zu finden (Siehe Bild).

Liest man die Berichte von Forschern, was zu Ihrer Erfindung geführt hat, dann findet man dort oft ein zufälliges Ereignis, das das Denken des Forschers aus der Bahn geworfen hat.

Aus dem Prozess der kreativen Problemlösung können nun zwei Dinge helfen: Erst einmal die Grundregeln des divergierenden (eine Breite suche nach vielen verschiedenen und neuartigen Alternativen) Denkens zu erklären und nach diesen vorzugehen und mit Denkwerkzeugen (in diesem Fall auch Kreativitätstechniken) genannt, zu arbeiten, die uns einen Spurwechsel im Denken ermöglichen. Diese Techniken ermöglichen es damit, das zufällige Ereignis, das uns aus der Bahn wirft bewusst herbei zu führen.

Hier die Quelle:
Culvenor, John: The Use of Creativity Techniques in OHS Risk Management; Creatvity and Innovation Management, Vol. 6(2), 1997, p. 99 – 105