Meine Alama Mater, das International Center for Studies in Creativity
in Buffalo und speziell Gerard Puccio, der Leiter des Centers, hat letzte Woche ein spannendes öffentliches Gespräch mit Teres Amabile durchgeführt.
Die Harvard Professorin Amabile ist eine der großen Forscherinnen zu Kreativität und der Frage, was Menschen dazu bringt, kreativ zu sein.

Es existiert auch eine Aufzeichnung des Gesprächs, das in einem Theater in Buffalo geführt wurde. Dauer: eine Stunde.

Kreativität als eine Lebensfertigkeit

Besonders interessant für mich wurde das Interview ab Minute 20 als das Gespräch auf Kreativität als Fertigkeit für ein besseres Leben kam. Fertigkeit bedeutet dabei, dass jeder Mensch diese Kompetenz in sich ausbilden und stärken kann oder dabei unterstützt werden kann.

Vier Komponenten der Kreativität

Teresa Amabile haben wir auch das Komponentenmodell der Kreativität zu verdanken, das besagt, dass Kreativität von vier zentralen Komponenten beeinflusst wird:

  • Talenten und fachspezifischen Fähigkeiten
  • den Fertigkeiten um Prozessen und Techniken des kreativen Denkens. Diese trainieren wir in unseren Kreativitätstrainings.
  • Intrinsischer Motivation
  • dem Umfeld in der Arbeit, zu Hause und in der Schule

Ein Umfeld, das Kreativität fördert

Wie und ob jemand kreativ sein kann, wird sehr stark durch das Umfeld beeinflusst, in dem sich eine Person befindet. Dieses Umfeld kann so gestaltet sein, dass es Kreativität fördert oder eben so, dass es Kreativität verhindert.
Eine zentrale Rolle, wie sich dieses Umfeld gestaltet, spielen Führungskräfte in Unternehmen, Lehrer in der Schule und Eltern zu Hause. Das Umfeld beeinflusst sehr stark die Motivation der Menschen, im guten wie im schlechten.

Auf die intrinsische Motivation kommt es an

Heute ist das fast als Allgemeinwissen anerkannt, dass Kreativität extrem von der intrinsischen Motivation abhängt. Dank Amabile. In ihrem Buch „Progress Principle“ hat Amabile tausende von Tagebucheinträgen von Arbeitnehmern ausgewertet. Ihr Ziel war es herauszufinden, was die Menschen am stärksten motiviert. Im Gegensatz zu dem was viele Manager glauben, ist dies nicht Anerkennung und Geld. Diese Dinge haben auch einen Einfluss. Wichtiger für die Menschen ist jedoch Fortschritt bei einer Arbeit zu machen, die sie als sinnvoll und relevant empfinden. Für Manager wäre es daher wichtiger, dafür zu sorgen, dass Menschen in für sie sinnvoller Arbeit Fortschritte machen können und dafür die nötigen Ressourcen, die notwendige Zeit und die notwendige Autonomie haben. Dann werden Menschen besonders kreativ und innovativ sein. Es geht in diesem Sinne in Unternehmen als nicht darum, Menschen zu motivieren, sondern aufzuhören, Menschen zu demotivieren, in dem man ihnen das Leben schwer macht.

Ich habe im Rahmen dieses Blogs zum Beispiel immer wieder die Praxis viele Unternehmen in Frage gestellt Geldprämien auf Ideen auszuschreiben. Dieses Relikt aus dem 19ten Jahrhundert führt nicht dazu, dass Menschen besonders kreativ sind, sondern vor allem dazu, ihr Wissen nicht zu teilen und auf eine persönliche Geldprämie zu schielen.

Extrinsische Motivation kann intrinsische Motivation oft verdrängen

Ähnlich wie Geldprämien zur Ideenfindung kann die Fixierung auf gute Testergebnisse die intrinsische Motivation von Kindern in der Schule verdrängen und dazu führen, dass es für Schüler nur noch darum geht, im Test gut abzuschneiden. Die Kreativität bleibt dabei dann leider oft auf der Strecke.

Nach Amabile gibt es allerdings manchmal extrinsische Verstärker intrinsischer Motivation. Als Beispiel nannte sie die Praxis eines Unternehmens, Forschern, die besonders gute Arbeit geleistet hatten, extra Ressourcen und extra Autonomie für ihre Forschungsprojekte zu geben, für die sie intrinsisch motiviert waren. Diese Art der extrinsischen Motivation hat die intrinsische Motivation und die Kreativität der Forscher unterstützt, weil es ihnen ermöglicht wurde, weitere Fortschritte in ihrer Arbeit zu machen.