Die aktuelle Ausgabe (April / Mai 2012) des Magazins Human Resources Manager hat den Themenschwerpunkt Kreativität und beschäftigt sich dabei auch mit der Frage, wie Personaler dazu beitragen können, ein Unternehmen kreativer zu machen und Innovation zu unterstützen.

Die zitierten Experten stellen den Personalabteilungen in dieser Hinsicht kein gutes Zeugnis aus. So „wird beim Recruiting oft nicht auf das Innovationspotenzial geachtet“. Im Gegenteil: Die Personalabteilungen filtern Querdenker gerne heraus und stellen sie bewusst nicht ein. Organisationen rekrutieren also gerne Leute, die ähnlich sind, wie die bereits im Unternehmen arbeitenden, was sich nicht positiv auf das kreative Potenzial auswirkt.
Aus vergangenen Projekten zum diesem Thema mit unseren Kunden gibt es meiner Meinung einige Ansatzpunkte, an denen Personalabteilungen unterstützen können, die Innovationskraft von Unternehmen zu stärken.

Mitarbeiterauswahl / Recruiting: Bewusst auf Fertigkeiten der Kreativität achten

Das vorhandene Fachwissen eines potenziellen Bewerbers mag man als notwendige Grundvoraussetzung sehen. Grundlegendes Wissen in einem bestimmten Fachgebiet ist in der Tat notwendig, um in einem Feld kreativ zu sein.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von kreativitätsrelevanten Fertigkeiten, nach denen man im Mitarbeiterauswahlprozess suchen kann. Die Forschungsarbeiten, die zum Buch „The Innovator’s DNA“ geführt haben, haben fünf sogenannte (trainierbare) Entdeckerfertigkeiten identifiziert, durch die sich innovative Menschen auszeichnen, nach welchen man auch beim Recruiting Ausschau halten kann:

  • Assoziatives Denken: Die Fähigkeit ungewohnte Verknüpfungen zwischen verschiedenen Themengebieten, Fragestellungen und Ideen herzustellen.
  • Frageverhalten: Die Fertigkeit viele Fragen zu stellen, sowohl beschreibende Fragen (was, wo, wer, wann, wie) als auch disruptive Fragen (warum? warum nicht? was wäre, wenn?). Dazu gehört auch Mut von Seiten der Fragenden, denn kreative Menschen mit ausgeprägtem Frageverhalten haben keine Scheu vor anderen „dumm dazustehen“ und „dumme Fragen“ zu stellen.
  • Beobachtungsfähigkeiten: Kreative Leute beobachten ihre Umgebung genau und entdecken Kleinigkeiten oder andere Blickwinkel, die anderen oft entgehen, weil sie nicht aktiv danach suchen
  • Experimentierfreude: Kreative Menschen sind neugierig und probieren gerne Unterschiedliches, Ungewohntes aus und sind auf der Suche nach neuen Eindrücken.Ein weiterer Faktor, der Kreativität in Menschen fördern kann ist ein nicht geradliniger Lebenslauf, also jemand der bereits viele unterschiedliche Erfahrungen gemacht hat und Stationen in seinem Leben hatte, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Dadurch lassen sich übergreifend Verbindungen herstellen, die sehr hilfreich sein können. Gerade in Deutschland wird im Gegensatz dazu ja immer noch stark darauf geachtet, dass der Lebenslauf nicht „brüchig“ ist und man einen klaren „roten Faden“ sieht. Falls dieser nicht da ist, gibt es ganz Bücher die Bewerbern erklären, wie sie diese „Brüche“ so verkaufen können, das es „stimmig“ wirkt. Schließlich gibt es Instrumente um die Präferenzen des kreativen Denkens und andere kreativitätsrelevante Verhaltensweisen zu messen. Diese Instrumente wie zum Beispiel Foursight, eignen sich sehr gut, um innovative Teams zusammen zu stellen und Menschen anhand ihrer Präferenzen der kreativen Problemlösung einzusetzen. Zugegeben, man muss beim Recruiting mit diesen Instrumenten insofern vorsichtig sein, als die Ergebnisse nur akkurat sind, wenn die Teilnehmer nicht sozial erwünscht antworten. Eine Gefahr die beim Recruiting durchaus besteht.

    Mitarbeiterentwicklung: Kreative Potenzial unterstützen und fördern

    Kreativität und Denk- und Verhaltensweisen, die Innovation begünstigen, können bewusst trainiert, verbessert und ausgebildet werden. Dieses Ergebnis liefern die meisten wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema.
    Für HR gibt es somit auch hier einige Ansatzpunkte, zu unterstützen:

    • Trainings die zum Ziel haben, die kreativen Fähigkeiten von Mitarbeitern zu stärken und Einstellungen, Denk- und Verhaltensweisen von Innovatoren zu entwickeln. Wir bezeichnen diese Trainings auch als Kreativitätstrainings. Diese Trainings sind effektiv, es gibt allerdings ein paar Voraussetzungen und Rahmenbedingungen, die gegeben sein müssen, damit Kreativitätstrainings effektiv sein können. Leider scheuen sich manche Unternehmen, diese Rahmenbedingungen zu schaffen.
    • Gezielt organisierte Workshops, um Lösungen für ein Thema zu erarbeiten, können eine weitere Maßnahme sein. In diesen Workshops werden Wissensträger aus unterschiedlichen Bereichen zusammengebracht, um strukturiert Lösungen für ein Thema zu suchen. Wir von creaffective sprechen hier auch von einem Kreativworkshop oder Innovationsworkshop. In diesen Innovationsworkshops werden mit Hilfe eines (internen oder externen) Moderators und unter Einsatz von Vorgehensweisen der kreativen Problemlösung neue Lösungen erarbeitet. HR kann, wie dies auch bei Kunden von uns passiert, dazu beitragen diese Innovationsworkshops anzubieten, bekannt zu machen, zu organisieren und zu etablieren.

    Rahmenbedingungen für Kreatvität schaffen

    Ein weiterer Aspekt, je nach Unternehmensgröße gibt es andere zuständige Abteilungen, ist die Schaffung von Rahmenbedingungen, die Kreativität und Innovation im Unternehmen unterstützen. Dies kann die Organisation von Veranstaltungen sein, um Austausch und Wissensteilung zu ermöglichen (z.B. auch von Leuten, die durch Kreativitätstrainings gelaufen sind) oder auch Arbeits- und Projekträume so auszustatten, dass dort kreativ gearbeitet werden kann, denn auch die Raumgestaltung trägt einen nicht unwichtigen Teil dazu bei, dass Kreativität entstehen kann.