Von vielen Ideen schaffen es nur ganz wenige zu einem Produkt oder Service für ein Unternehmen zu werden. Von denjenigen, die in den Markt eingeführt werden, wird oft nur ein kleiner Teil erfolgreich.
Erfolgsversprechende Ideen sicher auszuwählen ist genauso wichtig, wie diese zu generieren. Dies richtig zu machen, fällt Unternehmen nicht immer leicht. Ein mehrstufiges Modell, wie dieser Auswahlprozess gestaltet werden kann, ist der Stage-Gate Prozess, ein Innovationsprozess, bei dem eine Idee mehrere Hürden nehmen muss, bis diese wirklich umgesetzt wird. Abbildung 1 zeigt exemplarisch einen solchen Prozess.

In der Mai Ausgabe der Zeitschrift Brand1, gab es einen interessanten Artikel namens „Was gate?“ über die Einführung dieses Prozesses bei der Testo AG, einem Hersteller von Messgeräten. Während in größeren Unternehmen ein Stage-Gate-Prozess oft Standard ist, läuft in kleineren und besonders oft in Inhaber-geführten Unternehmen noch viel über Bauchgefühl und Vorlieben und Abneigungen einzelner Personen. Der brand1-Artikel beschreibt schön, wie wichtig es für das Funktionieren eines Innovationsprozesses ist, dass es transparente, explizite und für alle Ideen gültige Kriterien gibt. Dabei darf es keine Rolle spielen, von wem eine Idee kommt. Diese transparenten und expliziten Bewertungskriterien erhöhen die Wahrscheinlichkeit, Ideen richtig auszuwählen. Vorausgesetzt natürlich, dass sinnvolle Kriterien für die einzelnen Stufen gewählt wurden.
Wie bei der Testo AG gibt es bei vielen Unternehmen zu den einzelnen Stufen des Innovationsprozesses eine Gruppe von Leuten, die Ideen bewerten und dann entscheiden, ob eine Idee es in die nächste Runde schafft.

Ideen verbessern wollen und so Potenziale von Ideen realisieren

Wir von creaffective haben bei unserer Arbeit mit Kunden festgestellt, dass Ideen, sobald sie eines der definierten Kriterien nicht erfüllen, aussortiert werden. Das ist einerseits Sinn der Sache, andererseits werden Ideen oft zu schnell aussortiert, sobald diese ein Kriterium nicht erfüllen. Die Gefahr, dass besonders innovative Ideen zu schnell aussortiert werden, obwohl in der Idee durchaus Potenzial steckt, ist groß. Besonders bei ungewöhnlichen und neuen Ideen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie am Anfang Kriterien nicht erfüllen.
In den von uns moderierten Innovationsworkshops gehen wir deshalb etwas anders vor: Wir bewerten ebenfalls die einzelnen Ideen nach expliziten und genau definierten Kriterien. Dabei nutzen wir für jedes Kriterium eine Skala die angibt, wie gut das Kriterium erfüllt wurde (Abbildung 2 zeigt ein Beispiel einer Bewertung aus einem von uns moderierten Innovationsworkshop). Nach dieser ersten Bewertung haben wir einen Überblick über Stärken und Schwächen einer Ideen relativ zu den gesetzten Kriterien. Ideen die ein Kriterium nicht erfüllen, werden dabei nicht automatisch aussortiert. Sollte diese Idee andere Kriterien erfüllen und an sich interessant sein und Potenzial haben, lohnt es sich, daran weiter zu arbeiten. Nun kann schrittweise versucht werden, Möglichkeiten zu finden, die Position einer Idee in Hinblick auf ein schlecht erfülltes Kriterium zu verbessern.
Aus unserer Erfahrung wird dies oft zu wenig versucht, es wird zu wenig an Ideen gearbeitet, sondern eher über den aktuellen Status einer Idee ein (endgültiges) Urteil gesprochen. Irgendwann ist dies natürlich notwendig, es ist jedoch wichtig, nicht zu schnell zu schlussfolgern.
Oft haben wir erlebt, wie so aus zweifelhaften Ideen, die ein Kriterium nicht erfüllen, richtig gute und robuste Lösungen werden können.