Die letzten Tage war ich hier im schönen Penang (Malaysia) für einen Innovationsworkshop zur technischen Produktentwicklung. Dabei wurde ich von einem Entwicklungsingenieur gefragt, ob es ein Patentrezept gibt, um auf gute Ideen zu kommen. Ja, das gibt es und es funktioniert immer. In diesem Artikel möchte ich es verraten.

Das Patentrezept für gute Ideen besteht darin möglichst viele Ideen zu suchen. Quantität vor Qualität! Bei der Ideenfindung gilt das Prinzip „weniger ist mehr“ nicht. Es ist wie beim Gold schürfen. Um die Goldklumpen zu finden, muss eine ganze Menge Schutt mit in den Trichter gekippt werden, denn man weiß ja leider nicht, wo genau sich die Goldstückchen befinden.

Die guten Ideen: Im Nachhinein logisch, im Vorhinein durch Logik alleine nicht zu finden

Wenn man für ein Problem mit unbekannter Lösung endlich eine funktionierende Lösung gefunden hat, dann erscheint diese im Nachhinein, sobald sie also sichtbar ist, als einleuchtend. Man fasst sich an den Kopf und denkt sich, da hätte ich doch auch früher drauf kommen können.
Leider ist kommt man im Vorhinein einfach nur durch logisches Nachdenken nicht auf die Lösung. Die beste Möglichkeit die Perlen unter den Ideen zu identifizieren, ist es also möglichst viele davon zu haben, immer mit in dem Bewusstsein, dass man nur einige davon wirklich brauchen kann. Und hier genau liegt die Krux. Die Perlen sind unbedingt die, die man auf den ersten Blick dafür hält oder glaubt im Kopf zu haben. Oft entstehen diese durch puren Zufall. Wichtig ist dann diese auch zu erkennen und dafür braucht man wiederum die intensive Beschäftigung mit dem Thema. Denn: Der Zufall begünstigt den vorbereiteten Geist.
Man weiß vorher auch nie genau, wo unter den vielen generierten Ideen sich die guten befinden. Das unten stehende Bild zeigt eine Szene aus dem Innovationsworkshop von dieser Woche. Mit 10 Leuten haben wir in 35 Minuten über 200 Ideen generiert, die dann anhand von vorgegebenen Kriterien bewertet wurden. Wie erkennbar ist befinden sich die gewählten Ideen über alle Flipcharts verteilt. Die erste Hälfte des ersten Flipcharts war das Ende des normalen „Brainstormings“, wie es in vielen Organisationen statt findet. Danach wird meistens Schluss gemacht. Denn uns fällt ja nichts mehr ein. Mit den richtigen Kreativitätstechniken habe ich gezeigt, wie man noch wesentlich mehr Ideen entwickeln kann. Wie das Foto zeigt, lohnt es sich!

Ideenfindung

Die richtigen Fragen stellen und die Suchrichtung der Ideenfindung festlegen

Dennoch findet Ideenfindung nicht ins Blaue hinein statt. Obwohl es darum geht, möglichst viele Ideen und in „alle Richtungen“ Ideen zu suchen, muss trotzdem vorher die Suchrichtung festgelegt werden. Dieses wird dadurch erreicht, dass die Ausgangsfrage genau festgelegt wird, um dadurch die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, das Problem wirklich zu lösen und zum Beispiel ein neues Produkt zu entwickeln.

Das richtige Vorgehen bei der Auswahl und Bewertung der Ideen

Die beste Ideenentwicklung nützt jedoch nichts, wenn das Auswählen und bewerten der Ideen so abläuft, dass nur die „realistischsten“ Ideen den Auswahlprozess überleben. Zumindest bei einem Innovationsworkshop würden dadurch meist nur die Ideen übrig bleiben, an die man vorher mehr oder weniger schon gedacht hat und die schon bekannt waren. Zentral ist es bei der Auswahl die sogenannte verfrühte Schlussfolgerungen zu vermeiden. Deshalb gehe ich mit Kriterien vor, die auch die Originalität und den Neuigkeitswert von Ideen berücksichtigen und bewusst mehr die Potenzial von Ideen als nur die Probleme in Betracht ziehen.
Denn eine Idee noch keine Lösung, sondern wie ein Rohdiamant, der weiter geschliffen werden muss. Auch dieser schrittweise Verbesserungsprozess ist Teil des Patentrezeptes, um von Ideen zu richtig guten Ideen zu kommen.