In Teil 1 und Teil 2 dieser Serie habe ich gezeigt, wie man eine Vision formulieren kann und wie man Kriterien generiert, mit Hilfe derer man erkennen kann, ob man sich seiner Vision annähert.
Nun ist die große Frage, wie komme ich von der meiner noch relativ allgemeinen und breiten Vision zu spezifischen Handlungsschritten? Auch hier hilft wie immer das Creative Problem Solving Verfahren und hierbei speziell das Denkwerkzeug Netz der Abstraktion. In von mir moderierten Strategieworkshops bei meinen Kunden kommt ist das Netz der Abstraktion eines der wichtigsten Denkwerkzeuge, um strategische Schlüsselfragen zu identifizieren.

Kreativität bei der Problemdefinition
Das Netz der Abstraktion arbeitet ausgehend von einer Startfrage (z.B. Wie könnte wir in den nächsten Jahren unsere Marktposition verbessern?) in zwei Richtungen, um das Problem zu erkunden. Mit der Frage „Warum?“ erhält man eine noch abstraktere Antwort auf die Ausgangsfrage. Die Frage „Was hält uns davon ab?“ liefert eine handlungsorientiertere Betrachtung der Frage. Durch mehrmaliges gezieltes fragen in beide Richtungen kann man so ein detailliertes Netz des Problems erhalten. Man erweitert damit die ursprüngliche Problembetrachtung, um dann dasjenige Problem zu identifizieren, dass den größten Hebel zur Lösung des Gesamtproblems liefert.
Bild 1 (zum Vergrößern klicken) zeigt ein solches Netz der Abstraktion ausgehend von der Frage „Wie könnte ich mein Englisch verbessern?“

Sowohl nach oben (in die abstraktere) Richtung als auch nach unten (konkretere Richtung) kommt man irgendwann an einen Punkt, wo ein weiteres fragen keinen Sinn mehr macht. Die abstrakteste Antwort bei Individuen ist irgendwann immer „Ich möchte ein glücklicheres Leben führen“. Bei Unternehmen kommt irgendwann immer „Wir möchten mehr Geld verdienen?“ und eventuell darunter die Unternehmensvision.
Das Besondere bei diesem Vorgehen ist, dass hier Kreativität bei der Problemdefinition zum Einsatz kommt. Durch das weitere und wiederholte Fragen generiert man eine Vielzahl an Betrachtungsweisen für ein Problem und oft entstehen dabei Blickwinkel, die völlig neue Perspektiven zu Lösung eines Problems oder zum Erreichen einer Vision aufzeigen.

Was hält Sie davon Ihre Vision zu erreichen?
Wenn nun das Netz der Abstraktion genutzt wird, um von einer Vision ausgehend (also von einer sehr abstrakten Ebenen) einen strategischen Plan zu entwickeln, erübrigt sich die „Warum?“ Frage. Hier geht es nun darum, konkreter zu werden und das Netz nach unten zu entwickeln. Dies erreicht durch mehrmaliges fragen von „Was hält uns davon ab?“. Die Antwort auf die jeweilige Frage wird wiederum in eine Frage umgewandelt.
Bild 2 zweigt eine gekürzte Fassung des Netzes der Abstraktion für meine persönliche Vision.

Die Entwicklung eines solchen Netzes wird einige Zeit in Anspruch nehmen. In meinen Strategieworkshops kann dies mehrere Stunden dauern. Ziel ist es dann, aus den vielen gefundenen Antworten, die strategischen Kernfragen herauszufiltern, die die größte Hebelwirkung auf das Erreichen der Vision haben. Auf diese strategischen Kernfragen kann man sich dann konzentrieren. Wie man diese Kernfragen nun konkret löst, kann teilweise wiederum nicht klar sein. In diesem Fall würde man die nächsten Schritte des Creative Problem Solving Verfahrens durchschreiten, um schrittweise umsetzbare Lösungen auf die strategischen Kernfragen zu entwickeln mit einem konkreten und spezifischen Handlungsplan.