Kreativität ist wie ein Muskel, der trainiert werden muss. Dabei reicht es nicht aus, einen eben erfahrenen Prozess oder ein Werkzeug der Kreativität rein kognitiv abzuspeichern und in den entsprechenden Gehirnwindungen zu begraben. Um langfristig Erfolge zu erzielen, gehört das praktische Üben dazu. Oder würden Sie beim Abendessen Ihrer Familie freudestrahlend berichten, dass Sie zwei Stunden im Fitnessstudio waren, jedoch im bequemen Sessel neben dem Laufband telefoniert haben?

Daher probieren Sie die Inhalte praktisch aus, so oft wie möglich. Denn neurologisch betrachtet, braucht es einige Wiederholungen, bis sich neue Nervenbahnen bilden. Sollten Sie in Kreativitätsprozessen und -Werkzeugen bereits bewandert sein, üben Sie so oft wie möglich, am besten täglich oder wöchentlich. Wenn Sie bis dato noch nicht viel mit Kreativitätstechniken in Berührung gekommen sind, gebe ich Ihnen hiermit eine kurze Anregung, wie ein Einstieg gut gelingt.

1. Gewohnte Bahnen verlassen, einfach mal anders

Fragen Sie sich mitten im Alltag, wie man eine Sache anders machen könnte. Und ich meine hier wirklich alles. Gewohnheiten sind wichtig, ressourcenschonend und bequem. Wenn Sie jedoch nicht im Alltag ab und an versuchen auszubrechen, wird es im Meeting mit den Kollegen am Freitag um 11 Uhr auch nicht auf Anhieb gleich klappen.

Also: Sitzen Sie in der U-Bahn immer im gleichen Abteil? Auf dem Spazierweg mit dem Hund- könnte ich heute nicht ausnahmsweise eine andere Route durch den Park nehmen? Die Familienmitglieder könnten heute am Esstisch Plätze tauschen. Wenn Sie jeden Abend noch ein Kapitel im Buch lesen, vielleicht könnte es stattdessen ein Hörbuch sein oder sie führen Tagebuch? Muss es der Einkaufskorb im Auto zum Transport von Lebensmitteln sein, oder was fällt Ihnen noch spontan ein? Ich könnte etwas in das Handtuch einwickeln, das auf dem  Rücksitz liegt.

2. Wie würde es jemand anderes machen

Stellen Sie sich ganz bewusst die Frage, wie jemand anderes an ihr Problem herangehen würde. Angenommen, Sie sollen sich Gedanken über eine neue Workshopraumausstattung machen. Sie gehen wohl gewöhnlich folgendermaßen vor: Ich brauche in meinen Meetings einen Beamer, Leinwand, Stühle, Tische, Flipchartständer etc. Der neue Raum würde wohl mehr oder weniger ähnlich eingerichtet werden wie bisher geschehen. Stellen Sie sich die Frage: Wie würde unser Praktikant den Raum einrichten? Wie der Geschäftsführer? Wie die Reinigungskraft? Wie hätte es Albert Einstein gemacht? Sie werden staunen wie viel lebendiger, umfassender und interessanter ihr Raum werden kann. Vielleicht bekommt er große Sitzsäcke, variable große Boards zum hinauf- und hinunterschieben wie in Universitäten, die gleichzeitig zur Leinwand umfunktioniert werden können. Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Zusammenfassend:

Stellen Sie sich im Alltag so oft wie möglich die Fragen

1. Muss es genau so sein, wie ich es mache, oder kann ich es auch anders machen?

2. Wie würde es eine andere Person mit einem anderen Hintergrund lösen?

Viel Freude beim Trainieren.