Hallo liebe Leser des neuen Innovations-Magazins Divergent.

Mein Name ist Isabela Plambeck und ich bin Kreativ- und Innovationscoach bei der kleinen aber feinen Innovations-Agentur creaffective aus München. Ich werde für zwei Rubriken des Divergent Magazins regelmäßig schreiben, zum einen „Innovations-Hits“ und  ergänzend „Innovations-Flops“.

In meinem beruflichen Alltag arbeite ich mit Unternehmen aus allen möglichen Bereichen zusammen, die an kreativen Lösungsansätzen für Innovationen arbeiten. Doch was ist eigentlich Innovation? Wann hat es eine Idee geschafft? Woran kann man das messen? Und was passiert mit den Ideen die vollkommen daneben lagen? Die Aufschrift „Home Innovation“ auf den Schaufenstern eines Kaufhauses, in dem Kissen und Deko-Decken präsentiert werden… ist es das wirklich Innovation?

Die Antwort auf diese Fragen ist nie einfach und auch nicht eindeutig. Worauf es aber bei Innovation ankommt, ist die Tatsache, dass Innovation ein fortlaufender Prozess ist, der nie komplett abgeschlossen ist (oder sein sollte). Es gibt immer einen nächsten und einen übernächsten Schritt, bei dem das Produkt, der Prozess, die Dienstleistung oder das Geschäftsmodell im Idealfall immer besser wird. Um das zu schaffen, müssen wir verstehen, dass Innovation kontinuierliches Lernen bedeutet, für das wir die Erfolge, aber auch die Niederlagen systematisch durchleuchten und verstehen müssen.

Das ist heutzutage gar nicht so einfach, da die Entwicklungszyklen immer kürzer und schneller werden. Dazu kommt, dass unser Zugang zu Information noch nie so einfach war wie heute und es leicht passieren kann, dass wir den Wald vor lauter Innovationen nicht mehr sehen. Das alles macht es schwer den Überblick zu behalten welche Innovationen unser Leben geprägt haben, gerade prägen oder in Zukunft prägen werden.

Oft passiert es auch, dass sich viele kleine Dinge so sehr in unseren Alltag integrieren, dass wir sie schon gar nicht mehr als Innovationen wahrnehmen. Und dennoch können wir uns unser Leben ohne diese Dinge nur noch schwer vorstellen.

Ich möchte in dieser Rubrik „Innovations-Hits“ nicht nur über den letzten Schrei der Technologie-Entwicklung schreiben, sondern ganz bewusst auch die kleinen, selbstverständlichen Sachen vorstellen und einen Eindruck zu ihrer Entstehung vermitteln.

In der zweiten Rubrik, „Innovations-Flops“ wird es um Produktideen oder Geschäftsmodelle gehen, die aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert haben. Manche waren ihrer Zeit voraus, andere passten nicht zum Marken-Image. Sei es wie es sei, diese „Flops“ lehren uns sehr wertvolle Lektionen über das was wir nächstes Mal anders machen müssen.

Nun möchte ich den ersten kleinen „Innovations-Helden“ vorstellen, der uns den Alltag so unauffällig erleichtert, dass wir ihn schon gar nicht mehr wahrnehmen:

Der Reißverschluss

Die Entwicklung des Reißverschlusses war eine schwere Geburt. Viele hunderte Patente wurden ab 1850 angemeldet, die aber nicht so richtig funktionierten, ihre Produktion zu aufwändig oder der Nutzen dieses „Dings“ noch nicht ganz klar war.

1893 wurde der Reißverschluss 1.0 auf der Weltausstellung von dem Amerikaner Whitcom Judson  präsentiert. Er war entwickelt worden um die Schnürsenkel an Schuhen zu ersetzen.

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Eines der ersten Patente (Quelle: www.ideenfänger.ch)
 
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Erste Anwendung für Schuhe von Whitcomb Johnson (Quelle: http://thezipper.umwblogs.org/)
 

Weiter entwickelt und verfeinert wurde die Idee dann erst ab 1914 von Gideon Sundbäck aus Schweden. Der Reißverschluss 2.0 bestand aus „Zähnen“ die zueinander versetzt sind und sich durch einen „Schieber“ ineinander verhaken oder sich voneinander lösen.

Eingesetzt wurde er zuerst 1917, jedoch nur vom Amerikanischen Militär für Fliegerjacken und den Verschluss von Rettungswesten. Erst zwischen 1925 und 1935 kam diese „Schließhilfe“ in die Haushalte, dank der Schweitzer Firma RiRi (Rippen und Rillen), die die erste weltweite Serienproduktion für Reißverschlüsse begann. Allerdings war es für den Alltag noch nicht ganz ausgereift, da man ihn vor jedem Waschen heraustrennen musste, damit er nicht rostete. Bis 1940 hatten schon 85% der Hosen einen Reißverschluss, und die Herren hatten sich daran gewöhnt nach dem Vögelchen zu schauen bevor sie aus dem Haus gingen.

Heutzutage werden Reißverschlüsse aus verschiedensten Materialien und in verschiedenen Formen, je nach Nutzen und Belastung hergestellt.

Am 24ten April 2012 feierte sogar Google den Reißverschluss, oder besser gesagt, den 132ten Geburtstag seines Erfinders Gideon Sundbäck mit einem Doodle.

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Zipper Doodle (Quelle: Mitteldeutsche Zeitung)
 

Stellen Sie sich vor, es hätte den Reißverschluss nie gegeben:

  • Wie würden wir eng anliegende Kleider oder Röcke verschließen?
  • Wie würde der Eastpack Rucksack aussehen?
  • Was würde unsere Gefrierbeutel ersetzen?
  • Was ist, wenn wir dringend auf die Toilette müssen und die Hose nur Knöpfe hat?
  • Wie würden Zelte aussehen?

Man weiß es nicht. Vielleicht gäbe es etwas komplett anderes, das die gleichen oder ähnliche Funktionen erfüllt hätte. Oder viele unterschiedliche Produkte für die unterschiedlichen Anwendungen. Ist die Bequemlichkeit und die universelle Verbreitung solcher Produkte gar hemmend für Neues?