In vielen Kundengesprächen und im Rahmen von unseren Beratungsmandaten immer wieder ein heißes Thema: Wie können Unternehmen Mitarbeiter motivieren am Ideenmanagement oder Innovationsmanagement teilzunehmen? Konkret heißt dies meistens, wie Mitarbeiter dazu gebracht werden können, Ihre Kreativität, Ihre Ideen einzubringen und dann an diesen Ideen dran zu bleiben und diese weiter zu verfolgen.

Die kurze Antwort auf aus unserer Sicht: Es geht im Innovationsmanagement weniger darum, die Mitarbeiter zu motivieren, sondern, sie nicht weiter zu demotivieren. Außerdem geht es nicht mit Geldanreizen und anderen Möhren. Die Berichte unserer Gesprächspartner bestätigen dies.

Geldprämien für Ideen als historisches Relikt

Im 20. Jahrhundert entwickelte sich in deutschen Unternehmen das betriebliche Vorschlagswesen. Hierbei können Mitarbeiter Verbesserungsideen einbringen, meist außerhalb ihres direkten Jobschwerpunkts. Damit einher ging in den meisten Unternehmen eine Betriebsvereinbarung, die dem Ideengeber eine Prämie zuerkennt, wenn eine Idee einem Unternehmen Mehrwert bringt.
Im historischen Kontext ist das sicherlich sinnvoll. Damals richtete sich das betriebliche Vorschlagswesen vor allem an Fabrikarbeiter, die oft über längere Zeiten wenig abwechslungsreiche Tätigkeiten durchführten. Man darf davon ausgehen, dass für viele ihr Job eben genau das war: Ein Job. Nicht unbedingt eine Berufung, der sie sich mit Leidenschaft hingaben. In diesem Kontext, mag die Aussicht auf eine Geldprämie durchaus locken, sich die Mühe zu machen Ideen einzubringen und aufzuschreiben.
Die moderne Version des betrieblichen Vorschlagswesens ist in vielen Unternehmen das Ideenmanagement. Dieses dümpelt leider meist vor sich hin oder aber das Ideenmanagement ist bereits ganz aufgegeben worden, weil einfach zu wenige Ideen kamen, trotz Geldprämien.

Ich behaupte, dass dieses Vorgehen im Innovationsmanagement erst recht nicht funktioniert.

Intrinsische Motivation ist entscheidend

intrinsiche MotivationInnovationsmanagement, so wie es in dem meisten Unternehmen verstanden wird, bezieht sich nicht auf generelle und allgemeine Verbesserungsideen zu egal welchem Thema, sondern sucht gezielt nach Ideen auf konkrete Suchfelder. Die Ideen sollen dabei auch nicht im Stadium einer Idee bleiben, sondern möglichst bald zu konkreten Lösungen weiter entwickelt werden. Es handelt sich hierbei also um kreative Tätigkeiten.

Aus der Forschung gut belegt ist, dass Kreativität vor allem drei Faktoren benötigt: Fachwissen, Fertigkeiten des kreativen Denkens und Motivation. Genauer gesagt intrinsische Motivation. Intrinsisch bedeutet, dass diese Motivation aus Interesse und aus Leidenschaft an einem Thema selbst herrührt und an keine Bedingungen geknüpft ist. Nur diese Art der Motivation sorgt für die notwendige Energie und das notwendige Durchhaltevermögen um an Ideen zu arbeiten und durch den lagen und anstrengenden Prozess zu gehen, aus Ideen umsetzbare Lösungen zu machen. Wie Reinhard Sprenger in seinem schönen Buch „Mythos Motivation“ schön beschreibt, müssen wir davon ausgehen, dass ein Mensch besonders für kreative Tätigkeiten diese Motivation mitbringt und nicht unterstellen, dass man diese erst schaffen müsse. Leidenschaft an einem Thema und Identifikation mit seiner Tätigkeit ist damit notwendige Grundvoraussetzung für Kreativität. Wer sie nicht hat (bei kreativen Tätigkeiten), der ist entweder im falschen Job, oder aber es ist etwas passiert, was ihn/ sie die Motivation hat verlieren lassen.

Wir wissen aus Forschungen auch, dass extrinsische Motivation intrinsische Motivation überlagern und verdrängen kann. Jemand der ursprünglich etwas aus Interesse und Leidenschaft gemacht hat verliert diese Energie und schaut auf Prämien oder andere Anreize die ihm gegeben werden und richtet sein Handeln nun danach aus. Schön zu beobachten ist dies mit Noten in der Schule: Es wird nur noch das gemacht, was benotet wird und nicht mehr das, was die Schüler interessiert. In Unternehmen wird nur noch das gemacht, was durch KPIs gemessen und belohnt wird.
Extrinsische Anreize wie Geldprämien oder noch fataler interne Wettbewerbe zwischen den Mitarbeitern haben also genau den gegenteiligen Effekt.
Erst letzte Woche habe ich bei einem Kunden einen Mitarbeiter kennen gelernt, der eine Affinität zu App-Entwicklung hat, in seiner Arbeit aber nichts mit dem Thema zu tun hat. In seiner Freizeit hat er bereits über 40 Stunden in eine App gesteckt für ein Projekt in der Arbeit. Einfach, weil es ihn interessiert. Er konnte bestätigen, dass er schon längst das Interesse verloren hätte, wenn das Unternehmen bei einer erfolgreichen App eine Prämie in Aussicht gestellt hätte.

Extrinsische Verstärker der intrinsischen Motivation

Unternehmen die Anreize setzen wollen und Mitarbeiter motivieren sollen, sollten eher Überprüfen, was im Moment passiert, das Mitarbeiter demotiviert und dann überlegen, was sie tun können, um vorhandene intrinsische Motivation zur Geltung zu bringen.

Der einzige extrinsische Anreiz von dem belegt ist, dass er unterstützt sind sogenannte „extrinsische Verstärker“, also Mittel die die intrinsische Motivation unterstützen. Das können für gute Ideen zum Beispiel zusätzliche Zeit- und Geld-Budgets sein, die jemand einsetzen kann, um an einer für ihn spannenden Idee weiter zu arbeiten und Fortschritte zu machen. Unternehmen sollten sich darauf konzentrieren, Mitarbeitern Steine beim Verfolgen von Ideen aus dem Weg zu räumen und sie bei Ideen unterstützen.