Letzte Woche stand ich im Aufzug eines Hotels hier in Shanghai auf dem Weg von einem Innovationsworkshop zum Mittagessen, in der Hand wie immer mein kleines Notizbuch. Eine amerikanische Geschäftsfrau steigt zu, sieht das Notizbuch und fragt: „Auf dem Weg in eine Besprechung?“. „Nein, auf dem Weg zum Mittagessen.“ Verwundert fragte sie mich dann, für was ich denn zum Essen mein Notizbuch mitnehme. Weil dort sicher viel gesagt wird, was es wert ist, dort eingetragen zu werden! Die Dame lachte.

Es ist nicht der erste Artikel, den ich zu diesem Thema schreibe (siehe Gewohnheiten kreativer Menschen: Notizbuch), da die Bedeutung des Themas aus meiner Sicht allerdings sehr unterschätzt wird möchte ich es noch einmal aufgreifen. Viele Gesprächspartner bestätigen mir zwar, dass es sehr praktisch sei, so ein Büchlein immer bei sich zu haben, allerdings verlangt dies für die meisten eine Veränderung ihrer bisherigen Gewohnheiten und diese dauern meistens lange. Deswegen tragen nach wie vor nicht viele Leute ständig so ein Notizbuch mit sich herum.

Unerwartete Verknüpfungen ermöglichen

Verschiedene (Produktivitäts-)Methoden setzen ein Notizbuch als ständigen Begleiter voraus, wie zum Beispiel Getting Things Done des Amerikaners David Allen oder das Ideen-Marathon Vorgehen des Japaners Takeo Higuchi.
Die Vorteile, ein Notizbuch immer bei sich zu haben sind vielfältig:

  • Man vergisst keine Dinge mehr, die erledigt werden müssen
  • Man verliert keine guten Ideen mehr, die einem spontan einfallen
  • Man hat den Kopf frei für andere Dinge, z.B. für weitere Ideen
  • Man kann bei Bedarf wieder auf diese Informationen zurückgreifen
  • Das Notizbuch dient als Sammelbehälter für Gedanken und Ideen. Zu einem späteren Zeitpunkt ermöglichen die Inhalte vielleicht unerwartete Verbindungen, die zu neuen und interessanten Ideen führen.Kollege Tim Hurson hat während einer TEDx Konferenz einen Vortrag zum Thema unerwartete Verknüpfungen und die daraus entstandenen Innovation gehalten.
    YouTube

    Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
    Mehr erfahren

    Video laden


    Sofort festhalten und regelmäßig übertragen

    Damit das Notizbuch gute Dienste leistet, ist es zentral, dieses wirklich immer und überall dabei zu haben. Es bringt nichts mit einer Mischung aus losen Zetteln und einem Notizbuch zu arbeiten, dass ich nur zufällig bei mir habe. Es bedarf eines zentralen Sammelcontainers (=Notizbuch) in das ich alle Aufgaben, Ideen etc., die mir zu einem beliebigen Zeitpunkt durch den Kopf gehen, eintrage.

    Eine zweite Gewohnheit, damit das Notizbuch wirklich funktionieren kann, ist es die Dinge, sobald sie mir durch den Kopf gehen sofort dort einzutragen. Andernfalls ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich es doch vergesse.

    Aufgaben und Gedanken unstrukturiert in ein Notizbuch einzutragen ist allerdings nur die halbe Miete. Ganz nach Getting Things Done müssen die Inhalte des Buches regelmäßig in geordnete andere Systeme übertragen werden, wo ich diese jederzeit nach bestimmten Kriterien wieder finden und gegebenenfalls etwas damit tun kann. Regelmäßig heißt dabei zum Beispiel einmal pro Tag.
    Bei mir persönlich sind dies im Moment drei unterschiedliche Systeme:

    • Remember the milk: In diese elektronische Aufgabenliste kommen all die Elemente aus meinem Notizbuch hinein, die ich möglichst bald erledigen muss.
    • Ideen-Marathon Liste: Hier kommen all die Ideen hinein, die ich in Zukunft vielleicht einmal umsetzen werde. Diese Ideen sehe ich einmal im Monat durch, um zu entscheiden, was damit passiert. Das Vorgehen habe ich in einem Artikel über den Ideen-Marathon beschrieben.
    • Seit einem Jahr dient mir Evernote als mein virtuelles Gedächtnis. Hier kommen alle Dinge hinein, die ich als Referenz aufbewahren möchte und auf dich ich zu einem späteren Zeitpunkt bei Bedarf zugreifen möchte. Sehr praktisch bei Evernote ist für mich, dass ich jede Notiz mit unterschiedlichen Schlagworten versehen kann. Neben einer Volltextsuche lassen sich je nach Schlagwort unterschiedliche Themengebiete generieren.

    Wichtig ist aus meiner Erfahrung ebenfalls, dass das Notizbuch aus heraustrennbaren Seiten besteht, so dass ich die Seiten deren Inhalte bereits in andere Systeme übertragen wurden heraustrennen kann und immer nur die aktuellsten Seiten sehe.