Am liebsten wäre es mir. Nicht die Branche, sondern das Wort Kreativwirtschaft. Aus meiner Sicht suggeriert das Wort, dass die Branche damit besonders kreativ ist, bzw. eine wesentlich höhere Notwendigkeit für Kreativität hätte. Ich wage beides zu bezweifeln!

Laut Statistik gibt es einen Block Kultur und Kreativwirtschaft, der die folgenden Branchen umfasst: Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Markt für darstellende Künste, Designwirtschaft, Architekturmarkt, Pressemarkt, Werbemarkt sowie die Software-Industrie.

Kreativität definiere ich als die Fähigkeit, Neues hervorzubringen, das Nutzen bringt. Meine Erfahrung ist, dass es in der Automobil- oder Chemieindustrie genau so viel Bedarf für Kreativität gibt, wie in der Verlagsbranche oder bei Film- und Fernsehen. Das Wort Kreativwirtschaft führt aus meiner Sicht zu einer Verengung des Blickwinkels auf die oben genannten Branchen und schafft eine mental Barriere, die gar nicht da ist. Bei vielen Menschen zum Beispiel im produzierenden Gewerbe unterstützt es außerdem die Einstellung, dass Kreativität gleich mit Kunst zu setzen ist. Damit werden immer wieder die gleichen Stereotypen bedient.

Die Art der Anwendung von Kreativität in der Kulturwirtschaft ist eine andere, da die Inhalte anders sind. In der Kulturwirtschaft gibt es aus inhaltlicher Sicht oft mehr Freiräume und weniger Rahmenbedingungen als zum Beispiel in der Entwicklung eines technischen Produktes, in beiden Bereichen Bedarf es der Kreativität.

Hilfreich finde ich dabei den Begriff der kreativen Klasse vom Soziologen Richard Florida. Zur kreativen Klassen im weiteren Sinne gehören bei ihm alle Kopfarbeiter, denn diese müssen, egal in welcher Branche, ständig Neues hervorzubringen.