Am vergangenen Samstag auf dem Entrepreneurship-Summit in Berlin wurde die erste Keynote von Julian Nida-Rümelin gehalten, Professor für Philosophie an der Universität München und ehemaliger Kulturstaatsminister im ersten Kabinett Schröder (und Zweitbetreuer meiner Magisterarbeit :-)).
In seinem Vortrag betrachtete Nida-Rümelin das Thema Kreativität & Innovation (die Begriffe wurden synonym verwendet) aus Sicht der Philosophie mit einem Schwerpunkt auf Kreativität in der Kunst und Innovation in der Wissenschaft.

Fortschritt hängt nach Nida-Rümelin einerseits ab von sich verändernden Werten in einer Gesellschaft. Es muss etwas erst einmal als nützlich anerkannt werden, damit es als Fortschritt definiert wird. Gleichzeitig bewegt sich jeder Fortschritt im Rahmen von sich nicht verändernden Merkmalen. Diese sind nach Nida-Rümelin die Grenzen des Menschseins und der Humanität. Diese Bewertungskriterien werden normalerweise an jede Art von Fortschritt angelegt um zu beurteilen, ob das Vorgeschlagene akzeptabel ist.

Bei Innovation kommt es nun oft zu einem Lesbarkeitsproblem des Inhalts der Innovation und den bestehenden, von einer Gesellschaft als gültig definierten, Regeln und Begriffen. Innovation nimmt oft eine neue und andere Bewertung vor und nutzt Begriffe anders, was zu einer Spannung mit dem als bisher gültig angenommenen führt. Dies könnte aus meiner Sicht mit ein Grund sein, warum Neues und ungewöhnliches besonders anfangs so oft auf Widerstand und Ablehnung stößt. Es besteht also eine Spannung zwischen Innovation als etwas Neuem und Ungewöhnlichen und einer Anschlussfähigkeit ein Bestehendes und Akzeptables (die Grenzen der Humanität und des Menschseins).

Nida-Rümelin brachte in seinem Vortrag die Entstehung des Humboldtschen Universitätssystems als Beispiel. Nach diesem System sollte eine solche Universität für alle offen sein, sich durch absolute Freiheit auszeichnen und dazu noch vom Staat finanziert werden. Zur damaligen Zeit anfangs undenkbar.

Freiheit und Autonomie sind nach Nida-Rümelin wichtige positive Einflussfaktoren für wissenschaftlichen Fortschritt und die Leistungen von Universitäten. Vor dem Hintergrund der Innovation sind die momentanen Verschulungstendenzen daher als negativ zu bewerten.