Letzte Woche hatte ich die Chance das Dänische Design Center in Kopenhagen und die Ausstellung Design Forecast zu besuchen, die sich mit der zukünftigen Rolle von Designern und natürlich Design in den nächsten 10 Jahren beschäftigt.

Nach den für die Ausstellung befragten Designern und Wissenschaftlern vollzieht sich seit den letzten Jahren ein Wandel in der Arbeit von Designern und in den Erwartungen an Designer: Statt nur schön anzusehende Produkte zu entwerfen werden Designer in Zukunft immer mehr daran gemessen werden, ob ihre „Produkte“ auch nützlich sind.

Eine Reihe weiterer Trends sind nach der Ausstellung sichtbar:

  • Nutzer als Designer
    Bereits erkennbar als „mass customization“ wird der Nutzer in Zukunft immer größeren Einfluss auf den Entstehungsprozess des von ihm gekauften Produktes haben, moderne Technik macht es möglich. So können Nutzer bereits heute Ihre Schuhe und Autos sehr individuell konfigurieren.
  • Erhöhter Einsatz von Technologie
    Durch Computersimulationen oder rapid prototyping kann die Zeit bei der Entwicklung von Produkten gespart werden, da Prototypen noch schneller sichtbar werden. Damit kann die Technik auch helfen, Risiken zu minimieren, da man viele Probleme bereits in der Simulation sehen kann.
  • Einsatz neuer Materialien
    von Produktdesignern wird immer mehr gefordert, auch den Prozess der Produktherstellung und des Produktrecyclings in den Fokus Ihrer Arbeit zu nehmen. Ziel sollte sein, ein Produkt so zu gestalten, dass nur wenige umweltschädliche Materialien zum Einsatz kommen und das Produkt so gestaltet ist, dass eine einfache Zerlegung und Wiederverwertung des Materialien möglich wird. Diese Möglichkeiten müssen im Produktdesign bereits bedacht werden. Cradle-to-Cradle heißt das gleichnamige Buch und das Prinzip das dahinter steht.
  • Natur als Inspirationsquelle
    Unter dem Begriff Bionik oder Biomimikry wird das Imitieren der Natur bezeichnet bei der Lösung von technischen Problemen. Was bisher vor allem oberflächlich am Äußeren von Pflanzen und Tieren orientiert war wird durch den Einsatz von moderner Technik immer tiefgehender werden. So ist es möglich, sich die Funktionsweise von Pflanzen und Tieren im Detail anzusehen und davon Lösungen für die Produktentwicklung und das Produktdesign abzuleiten.
  • Fokus auf social und care
    Auch diese Trends sind in den letzten Jahren zu beobachten. In den entwickelten Industrieländern wird der Anteil der älteren Menschen in der Gesellschaft immer stärker zunehmen. Dies muss sich auch im Produktdesign stärker widerspiegeln. Stichwort „care“.
    In der dritten Welt sind immer noch viele existenzielle Lebensgrundlagen, wie sauberes Wasser nicht geschaffen. Designer versuchen hier günstige Möglichkeiten zu schaffen, die diese Probleme adressieren und für die Menschen dort erschwinglich sind. Stichwort „social“.

Die zweite große Veränderung ist das Aktivitätsgebiet von Designern. Statt lediglich Produkte zu entwerfen werden Designer auch immer mehr andere Dinge entwickeln, wie zum Beispiel Dienstleistungen und Konzepte.
Dies hängt nach den interviewten Personen auch mit der Vorgehensweise von Designern zusammen. Diese zeichne sich vor allem dadurch aus, zuerst einmal das richtige Problem aus Sicht des Nutzers zu identifizieren, bevor es darum gehe Lösungen zu entwickeln. Dieses Vorgehen ist ein Grundcharakteristikum von systematischen Prozessen der kreativen Problemlösung, wie ich es hier auf dem Blog bereits vorgestellt habe. Das Besondere bei den Designern, ist dass immer versucht wird, das richtige Problem aus der Perspektive des Nutzers zu definieren.

Die Frage, die sich mir stellt, ist ob wirklich die jetzigen Designer in immer mehr Gebieten tätig werden, oder ob einfach mehr Menschen zu Designern werden.
Definiert man Designer durch ihre Vorgehensweise, dann lassen sich Menschen, die diese Denkweise anwenden als Designer bezeichnen. Dadurch lässt sich auch das Einsatzgebiet von Designern erweitern bzw. viele Menschen werden nach dieser neuen Definition zu Designern. Jeder Mensch, der auf Probleme / Fragestellungen, die neue Lösungen erfordern mit der Vorgehensweise von Designern herangeht kann als Designer bezeichnet werden.
Auch das als „revolutionäre Vorgehensweise“ bezeichnete Design Thinking ist dabei nichts Neues, sondern eine generische systematische Vorgehensweise Probleme zu lösen, wie sie auch in den creaffective Innovationsworkshops zum Einsatz kommt. Mit Design Thinking und anderen Prozessmodellen der systematischen kreativen Problemlösung werde ich mich im nächsten Artikel beschäftigen.