Wir müssen innovativer sein! Diese Appelle hören wir immer wieder. Viele Menschen fragen sich: Was heißt das konkret? Was können wir tun? Ich denke, es gibt hier oft eine Lücke zwischen den abstrakten Appellen und dem konkreten Handeln.
Einen Ansatz konkrete Veränderung herbeizuführen aufzuzeigen sehe ich über den Einsatz von Verfahren der kreativen Problemlösung, wie z.B. Creative Problem Solving, die, wenn sie richtig eingesetzt werden, die Kultur einzelner Teams und schrittweise auch größerer Teile eines Unternehmens beeinflussen können.

Ein Unternehmen, das vor über 10 Jahren im kleinen Rahmen angefangen hat, Führungskräfte in Verfahren der kreativen Problemlösung zu schulen ist Rich Products in Buffalo, USA, welches ich vergangene Woche besucht habe. Rich Products ist ein großer amerikanischer Hersteller von gefrorenen Nahrungsmitteln und Lieferant von Backzutaten aus Milchersatz. Es ist beeindruckend zu sehen und zu hören, wie sich die Kultur schrittweise verändert hat und wie Prinzipien des kreativen Denkens und der kreativen Problemlösung sich in allen Teilen des Unternehmens niederschlagen. Unten stehend Bilder der Eingangshalle (Bild 1 und 2) und des Konferenzraumes (Bild 3).

Zwei Vollzeit Prozessmoderatoren/ Facilitators
Ich arbeite als externer Prozessmoderator, also als Facilitator für Innovationsworkshops mit verschiedensten Kunden, meist im Rahmen von Workshops von ein oder zwei Tagen. Rich Products leistet sich zwei Vollzeit Facilitators, spezialisiert auf Verfahren der kreativen Problemlösung, die den Teams für Besprechungen und Workshops zur Verfügung stehen. Hauptaufgaben der beiden sind die Durchführung von Strategieworkshops und Innovationsworkshops bestehend aus Kunden und Rich-Mitarbeitern zur Entwicklung neuer Produkte.

Der Besprechungsraum – eine Artefakt der kreativen Kultur
Als erstes wurden wir in den Besprechungsraum geführt. Was für ein Anblick. Alles voller Spielsachen und eigens angefertigten Blöcken für die Technik des Rein und Raus schreiben (Bild 4).

Denken Sie jetzt: „Spielsachen? Wir sind doch nicht im Kindergarten, es geht um wichtige Geschäftsentscheidungen und die Entwicklung neuer Produkte, die bares Geld bringen sollen.“ Keine Angst, Sie sind zwar verdorben, aber nicht unwiderruflich. Auch den Rich Managern ging es am Anfang so. Nun beschweren sie sich jedes Mal, wenn die Spielsachen nicht da sind, denn sie haben es immer und immer wieder erlebt, wie Spaß, eine entspannte Stimmung und die Freiheit kindlich zu sein (nicht kindisch!), die Produktivität steigert und Innovationen fördert, so Michael Galante einer der beiden Facilitators, der uns durch das Unternehmen geführt hat. Wichtig ist natürlich, dass diese Verspieltheit richtig gesteuert wird, daher die Verfahren der kreativen Problemlösung. Wer sich mehr Innovation wünscht, muss auch die materiellen und kulturellen Bedingungen dafür schaffen. Galante gibt zu, dass es ein langer Weg war, der Jahre gedauert hat.

Mit den Führungskräften beginnen
Absolut wichtig war, dass die Bemühungen, eine Kultur der Innovation zu schaffen und den Menschen zu ermöglichen, kreativ zu denken und zu handeln von den Führungskräften ausgehen müssen. Deshalb hat man damals bei Rich Products auch begonnen ein Trainingsprogramm in Creative Problem Solving für Führungskräfte aufzusetzen. Zwei Facilitator, die immer vor Ort sind, sind dabei natürlich eine große Hilfe, da sie den Führungskräften ständig als Ansprechpartner und Coach zur Verfügung stehen können.